Bild: @LaMianDesign (freier Entwurf für überarbeitetes Model Y)
In Deutschland scheinen Auto-Käufer anders zu ticken als in den USA: In seiner Heimat führte Tesla am vergangenen Sonntag einen zeitlich begrenzten Rabatt von 1000 Dollar für Bestellungen des Model Y zur Auslieferung vor Ende Februar ein, was CEO Elon Musk dann auf X damit begründete, die meisten Leute würden im Winter kein Auto kaufen wollen. In Deutschland aber ging es in dieser Woche in die andere Richtung: Das Model Y, dessen Preis im Januar noch um bis zu 5000 Euro gesunken war, wurde wieder mindestens 2000 Euro teurer, und eine Nullzins-Aktion dafür endete.
Neuer Shuttle zu deutscher Gigafactory
Die Diskrepanz könnte zum Teil mit der Tatsache zusammenhängen, dass die Produktion in der deutschen Gigafactory zuvor für zwei Wochen weitgehend ruhte, nach Angaben von Tesla aufgrund von Lieferketten-Problemen. Erst seit diesem Montag soll sie wieder richtig laufen. Damit könnte sich das Verhältnis von produziertem Angebot und Nachfrage verschoben haben, weil eine Weile keine neuen Model Y aus Deutschland kamen. Allerdings ist der Preis für die beiden höheren Varianten, der Mitte Januar um 5000 Euro sank, weiterhin niedriger als Ende 2023, denn sie wurden jetzt nur je 2500 Euro teurer auf 52.490 Euro bzw. 58.490 Euro.
Zu der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin gab es in dieser Woche noch zwei weitere Neuigkeiten. Zum einen muss die Wahl eines neuen Betriebsrats dort verschoben worden, wie es die IG Metall per Antrag auf eine einstweilige Verfügung gefordert hatte. Nach ihrer Ansicht blieb nach der Werkspause zu wenig Zeit für Vorbereitungen. Das Gericht schloss sich dem zwar nicht an, stellte aber einen zeitlichen Formfehler fest, der auf die gleiche Entscheidung hinauslief. Außerdem wurde bestätigt, dass am 1. April ein Zug-Shuttle von Berlin-Lichtenberg nach Grünheide fahren soll. Auf X schrieb CEO Musk dazu, das werde den Beschäftigten sehr helfen. Der neue Tesla-Service soll wie der bisherige von Erkner aber auch für alle anderen Nutzer kostenlos sein.
Ebenfalls Relevanz für die deutsche Gigafactory hat eine Meldung, die zunächst aus den USA kam. Dort soll Tesla seinem Verkaufsteam zur Weitergabe an Kunden mitgeteilt haben, dass es in diesem Jahr keine Auffrischung des Model Y geben wird. Dass sie kommen soll, hatte erstmals im März 2023 die Nachrichten-Agentur Reuters berichtet, die zuvor frühzeitig über die Überarbeitung des Model 3 unter dem Code-Namen Highland mit Start im Herbst 2023 informiert war. Beim Model Y soll die Modellpflege intern als „Juniper“ bezeichnet werden, aber dieses Jahr kommt sie wohl nicht. Einem X-Nutzer aus China wurde nach seinen Angaben von Tesla das Gleiche mitgeteilt, also ist 2024 auch nicht mit einem Model Y Juniper aus Grünheide zu rechnen.
Tesla-Chef widerspricht FSD-Bericht
Für erhebliche Diskussionen sorgte in dieser Woche erneut das Thema autonomes Fahren, das Tesla mit seiner Autopilot-Erweiterung FSD (für Full Self-Driving) erreichen will. Die Washington Post berichtete, dass die Beta-Software ihren ersten Toten gefordert habe: Im Mai 2022 kam ein Tesla-Mitarbeiter bei einem Alleinunfall im US-Bundesstaat Colorado ums Leben, und sein Beifahrer sagte der Zeitung, der Getötete habe auch bei dieser Fahrt das FSD-System benutzt. Die Verantwortung liegt bei solchen Assistenten stets beim Fahrer, der in diesem Fall zudem Alkohol konsumiert hatte. Nach Angaben von Tesla-Chef Musk konnte die Beta-Software aber ohnehin keine Rolle dabei spielen, denn sie sei auf dem verunglückten Model 3 nie installiert gewesen.
He was not on FSD. The software had unfortunately never been downloaded. I say “unfortunately”, because the accident probably would not have happened if FSD had been engaged.
— Elon Musk (@elonmusk) February 14, 2024
Damit steht die Musk-Aussage vorerst gegen die des Beifahrers und von Angehörigen des Getöteten, die laut Washington Post angaben, er habe die FSD-Assistenz, die irgendwann autonom werden soll, ständig genutzt und häufig Fehler korrigieren müssen. Objektive Informationen dazu dürften schwierig zu bekommen sein, denn das Model 3 brannte nach dem Zusammenstoß mit einem Baum am Straßenrand aus. Der Computer, der Geschehnisse aufzeichnet, wurde zerstört, und laut Tesla schickte er vorher keine Daten mehr zu den Umständen des Unfalls.
Cybertruck mit europäischer Einzelabnahme
Einstweilen nur in Nordamerika gehen unterdessen die Auslieferungen des Cybertruck weiter, die Ende 2023 begannen. In dieser Woche wurde unter anderem die Musikerin Lady Gaga mit einem solchen Stahl-Pickup gesehen, der bislang nur in einer Starter-Auflage ab knapp 100.000 Dollar zu haben ist. Mindestens ein Exemplar aber scheint es auch in Deutschland zu geben, denn es wird aktuell zum Verkauf angeboten. Nach Angaben des Anbieters wurde der Cybertruck in der mittleren Ausführung in den USA gekauft und einzeln für den Einsatz auf europäischen Straßen abgenommen, unter anderem mit zusätzlichem „Frontschutz“. Satte 485.000 Euro Festpreis will er dafür haben – was nicht zu viel zu sein scheint, dann laut der Anzeige ist der Tesla bereits reserviert und angezahlt.
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— Wes (@wmorrill3) February 16, 2024
Wer ihn kauft, muss dem keilförmigen Pickup allerdings wohl mehr Pflege zukommen lassen, als die Karosserie aus Edelstahl und das Tesla-Marketing dazu erwarten lassen. Ein frischer Cybertruck-Besitzer schrieb in einem Forum, seit der ersten Fahrt im Nassen seien kleine orangefarbene Flecken darauf zu sehen. Der Cybertruck roste durch Regen, wurde daraufhin vielfach und teils hämisch berichtet. Ein Tesla-Mitarbeiter, nach eigenen Profil-Angaben leitender Ingenieur für den Pickup, korrigierte das aber wenig später auf X: Nicht der Cybertruck-Stahl selbst roste, sondern Verschmutzung auf seiner Oberfläche, was sich mit handelsüblichen Reinigungsmitteln leicht beheben lasse.