Bild: Tesla (Symbolbild)
Die Tesla-Aktie lässt sich derzeit offenbar von nichts richtig zum Steigen bewegen. Nach der Präsentation und den ersten Auslieferungen des Model S Plaid Ende vergangener Woche schaffte sie am Montag zwar erst ein ansehnliches Plus, gab dann aber wieder nach und verlor am Dienstag weiter spürbar; den Mittwoch beendete sie mit einem Gewinn von knapp 1 Prozent bei 604,87 Dollar. Einen Beitrag zu den vorigen Verlusten könnte eine Senkung des Tesla-Kursziels bei einem ansonsten weiter optimistischen Analysten geleistet haben. Zwei andere Banken-Beobachter hoben aber besonders das langfristige Potenzial des Unternehmens und damit der Aktie hervor.
Mangel an 4680-Zellen befürchtet
Im Lauf des Montags nach der Präsentation nannte die Investmentbank Cannacord Genuity laut dem Finanzdienst Seeking Alpha ihr neues Kursziel von 812 Dollar statt vorher 974 Dollar für die Tesla-Aktie. Der zuständige Analyst störte sich an der Tatsache, dass das Unternehmen kurz vorher die Top-Variante Model S Plaid+ abgesagt hatte – für ihn ein Zeichen dafür, dass das dafür vorgesehene neue Zellformat 4680 noch nicht produktionsbereit ist. Damit bestehe auch für die allgemeine Batterie-Knappheit bei Tesla einschließlich des Energie-Bereichs keine Aussicht auf baldige Besserung.
Als positiven Aspekt vom Plaid-Abend brachte der Analyst laut Seeking Alpha mit, dass Tesla eine neue Maschine entwickelt habe, die Kupfer-Rotoren deutlich fester wickle als bisherige, was effizientere Einheiten möglich mache. Die Investmentbank erwarte, dass dies zu Motor-Verbesserungen in der gesamten Elektroauto-Branche führen werde.
Morgan Stanley in new $TSLA research note: 5 Thoughts on the Path Forward for Tesla
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— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) June 14, 2021
Ebenfalls am Montag ging das Team um Adam Jonas bei Morgan Stanley auf die aktuelle Tesla-Lage ein. Laut Auszügen auf Twitter wird das Anleger-Interesse bei Tesla seit einigen Monaten vom Thema China und von den kryptischen Äußerungen von CEO Elon Musk über Kryptowährungen geprägt. Vor allem das Bitcoin-Fieber um Tesla lässt sich laut der Bank aber darauf zurückführen, dass es ansonsten an Neuigkeiten über technische und geschäftliche Fortschritte mangele.
In diesem Umfeld hat sich die Tesla-Aktie in diesem Jahr bislang klar unterdurchschnittlich entwickelt, hält das Bank-Team fest – sieht aber noch Chancen, dass sich das im Rest von 2021 ändert. Denn übersehen würden Anleger aktuell zum Beispiel, dass die neuen Fabriken in den USA und Deutschland deutliche Kosten-Vorteile versprächen: Produktion in Kalifornien sei notorisch teuer, weshalb sich andere Autohersteller schon vor Jahrzehnten aus diesem Bundesstaat zurückgezogen hätten.
Tesla mit 10% Weltmarkt-Anteil?
Außerdem erwartet Morgan Stanley auf längere Sicht neue Modelle von Tesla – die bisherigen Elektroautos sollen weniger als 15 Prozent des gesamten Markt-Volumens abdecken. Mit dem Cybertruck sowie einem Kompaktwagen und einem elektrischen Kleinbus werde Tesla das aber ändern (beide hat CEO Musk grundsätzlich bestätigt, den Klein-Tesla für ungefähr 2023). Mit Blick auf die fernere Zukunft in China bleibt die Bank dagegen skeptisch, weil das Transportwesen dort zunehmend als nationale Infrastruktur betrachtet werde. Neuerdings hält sie aber für möglich, dass Tesla in China mit einer formell getrennten Einheit dauerhaft in diesem Geschäft mitmischt.
Laut einem weiteren Bericht von Seeking Alpha äußerte sich außerdem die japanische Bank Mizuho über Tesla und die Aktie. Demnach blieb sie bei ihrer Kaufen-Einschätzung mit einem Kursziel von 820 Dollar, also gut 35 Prozent über dem aktuellen Niveau um 600 Dollar. Im ersten Quartal habe das Unternehmen 24 Prozent Marktanteil bei reinen Elektroautos weltweit gehabt, und noch immer würden sich Herausforderer wie Volkswagen schwer dagegen tun, schreibt die Bank laut dem Bericht. Im Idealfall könne Tesla auf längere Sicht global 10 Prozent Marktanteil erringen – aber nicht nur bei Elektroautos, sondern bei Autos aller Art.