Bild: Tesla (Symbolfoto)
Auch wenn bei Tesla beides offenbar häufig in derselben Person zusammenkommt, haben die Kunden und die Aktionäre eines Unternehmens finanziell entgegengesetzte Interessen: Wer selbst beteiligt ist, profitiert von hohen Preisen und Gewinnen, wer nur einkauft, will dagegen so wenig wie möglich bezahlen. Bei Tesla sind die Preise in den vergangenen Monaten tatsächlich stark gestiegen, was lange mit steigenden Aktienkursen einherging. Allmählich aber scheinen sich die Preis-Erhöhungen auf die Bestellungen niederzuschlagen – nicht unbedingt hilfreich für die Börse, aber möglicherweise zur Abwechslung eine gute Nachricht für die Kunden.
Erholung von Tesla-Aktie bleibt aus
Die zuletzt ohnehin stark geschwächte Tesla-Aktie machte am vergangenen Freitag einen Satz um 9 Prozent weiter nach unten. Ausgelöst wurde das wohl durch einen Bericht über eine interne E-Mail von CEO Elon Musk, in der er von einem sehr schlechten Gefühl für die Wirtschaft und der Streichung von 10 Prozent aller Stellen bei Tesla geschrieben haben soll. Noch am selben Tag wurde das durch eine auf Twitter aufgetauchte weitere Musk-Mail relativiert, und am Samstag nahm der CEO den Job-Teil aus der ersten (wenn es die denn gab) öffentlich praktisch zurück.
Die teils erwartete kräftige Erholung der Aktie blieb zu Beginn der neuen Woche allerdings aus, obwohl Musk am Montag auch noch seine teure Twitter-Übernahme grundsätzlich in Frage stellte. Das wiederum könnte damit zusammenhängen, dass manche Finanzprofis wie der bekannte Tesla-Analyst Adam Jonas bei Morgan Stanley zumindest die Ökonomie-Warnung des CEO sehr ernst nahmen. Und nach Angaben eines bekannten privaten Beobachters ist in seiner Daten-Stichprobe tatsächlich ein Rückgang der Neubestellungen bei Tesla zu sehen.
Here is a chart that shows Model 3/Y orders reported in my order tracker spreadsheets. There is indeed a drop in Q2. 5 June 2022 was day 66 of the quarter and there were 317 Model 3/Y orders. It's normally over 500 at this point. However, there is still a large backlog. pic.twitter.com/LJfTuwk7qy
— Troy Teslike (@TroyTeslike) June 6, 2022
Wie @TroyTeslike am Montag selbst dazu schrieb, ist die Basis für diese Beobachtung nicht sehr groß: Er bezieht seine Daten von Tesla-Bestellern vor allem in den USA, die von selbst zu seiner Online-Tabelle dafür finden und sie dort eingeben. Mit dieser Einschränkung sieht die Veränderung von Quartal zu Quartal dennoch deutlich aus: Im zweiten Viertel des vergangenen Jahres gingen die weitaus meisten Bestellungen bei Tesla ein. In allen anderen Quartalen seit Anfang 2021 war die Zahl niedriger, aber auf einem jeweils ähnlichen Niveau – außer im laufenden Q2 2022, in dem sie bis Montag nur etwa halb so hoch war wie sonst am 66. Tag eines Quartals.
Hoffen auf Wende bei Preis und Lieferzeit
Wirklich beunruhigend für Tesla klingt das noch nicht, zumal @TroyTeslike am Dienstag noch nachreichte, dass der Auftragsbestand derzeit auf einem neuen Rekord-Niveau (allerdings nur knapp über März 2022) sei. Dennoch könnten die vielen Preis-Erhöhungen bei Tesla seit März 2021 zusammengenommen doch noch die neuen Bestellungen gedrückt haben; außerdem gingen sie mit vielen Verlängerungen der Lieferzeiten einher, was das Angebot nicht attraktiver machte. Allmählich könnte also der Punkt erreicht sein, ab dem Tesla wieder eine andere Richtung einschlägt, schrieben zumindest manche hoffnungsvollen Kunden oder besorgten Aktionäre auf Twitter. Bevor es wirklich mit den Preisen abwärts geht, dürfte zunächst wieder die Lieferzeiten kürzer werden – und Tesla könnte die 2021 eingeführte Praxis abschaffen, dass das Auswählen mancher Extras im Konfigurator zu einem früheren geschätzten Termin führt.