Bild: Tesla (Archiv)
Aufgrund einer Vielzahl von Sonderfaktoren drohten die Geschäftszahlen von Tesla für das zweite Quartal 2022 ohnehin schwer vergleichbar zu werden, und letztlich gerieten sie sogar noch komplizierter als erwartet. Denn in den am Mittwochabend veröffentlichten Zahlen sind Einnahmen in Höhe von 936 Millionen Dollar durch den Verkauf von 75 Prozent des eigenen Bitcoin-Bestands enthalten, teilte das Unternehmen mit. Das hörte sich danach an, als hätte Tesla nach dem Einstieg in die Kryptowährung Anfang 2021 das Interesse daran verloren. In der Analysten-Konferenz nach Veröffentlichung der Q2-Zahlen sagte CEO Elon Musk allerdings, der Bitcoin-Verkauf sei nur zur Liquiditätssicherung erfolgt.
Musk: Krypto-Verkauf wegen China-Risiko
Analysten hatten im Vorfeld nicht mit der Trennung von der Kryptowährung gerechnet, sondern stattdessen eine Abschreibung auf den Bestand erwartet, nachdem sie zeitweise weit über den Tesla-Einstiegskurs oberhalb von 30.000 Dollar gefallen war. Das hätte für Tesla eine bilanzielle Belastung von rund 440 Millionen Dollar bedeutet. Stattdessen verkaufte das Unternehmen den Großteil seines Bestands, dessen Wert Ende März mit 1,26 Milliarden Dollar angegeben war. Daraus ergab sich laut dem Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn ein Gewinn, dessen Höhe er aber nicht bezifferte. Die Wertberichtigung auf den Bitcoin-Restbestand bei Tesla gab er mit 106 Millionen Dollar an.
Die Motivation für den Ausstieg im zweiten Quartal war aber weder der Wunsch, durch die zu 75 Prozent vermiedene Abschreibung den Gewinn aufzuhübschen, noch ein Sinneswandel in Bezug auf Kryptowährungen, wie CEO Elon Musk zu verstehen gab. Tesla habe lediglich seine Cash-Position maximieren wollen, sagte er in der Konferenz zu den Zahlen in der Nacht auf Donnerstag deutscher Zeit. Denn im Verlauf des Quartals sei zunächst nicht absehbar gewesen, wie lange die Ende März begonnenen Corona-Lockdowns in China anhalten würden.
Wie der Q2-Bericht im Rückblick zeigt, wäre das wohl nicht nötig gewesen. Für Ende Juni meldete Tesla 18,9 Milliarden Dollar an Liquidität und kurzfristig liquidierbaren Anlagen, knapp 900 Millionen Dollar mehr als Ende März. Ohne die zusätzlichen Bitcoin-Einnahmen wären die Reserven also zurückgegangen, aber nur unwesentlich – und sie hätten weiterhin einen zweistelligen Milliarden-Betrag ausgemacht. Aber zumindest Ende Mai zeigte sich CEO Musk ernsthaft um den Liquiditätsverbrauch bei Tesla besorgt. Die neuen Gigafactorys in Deutschland und Texas seien Milliarden-Geldverbrennungsöfen, sagte er in einem Interview.
Neue Bitcoin-Käufe bei Tesla möglich
Letztlich erreichte die Gigafactory in China im Juni einen neuen Produktionsrekord, und auch über die anderen Fabriken hatte Tesla zum Ende des zweiten Quartals hin zunehmend Positives zu berichten. Für Ende dieses Jahres bezeichnete Musk in der Q2-Konferenz die Produktion von 40.000 Elektroautos in einer Woche als möglich. Zu den Bitcoin-Verkäufen sagte er, sie sollten nicht als Urteil von Tesla über die Kryptowährung verstanden werden. Das Unternehmen sei mit Sicherheit offen dafür, in Zukunft wieder mehr davon zu kaufen. Von der alternativen Kryptowährung Dogecoin habe Tesla im Übrigen nichts verkauft, sagte der CEO, was sein Finanzchef Kirkhorn bestätigte.