Die neue Gigafactory in Texas, bislang die größte von Tesla, scheint CEO Elon Musk ernsthaft Sorgen zu bereiten. Dieser Eindruck entsteht in einem Ende Mai dort geführten Interview mit drei Fans, dessen letzter Teil jetzt veröffentlicht wurde. Das Gespräch mit Musk fand in einem Büro mit Fenster zum Produktionsbereich statt (s. Foto). „Diese Fabrik verliert in diesem Moment unglaubliches Geld“, sagte der Tesla-Chef darin. Den Satz wollte er zunächst mit einem „weil wir nicht“ fortsetzen, stockte dann aber und blickte mit kurzem Kopfschütteln nach nebenan in die Halle. „Wir sollten viel mehr Autos aus dieser Fabrik statt einer winzigen Menge bekommen“, erklärte Musk nach der Pause.
Neue Tesla-Fabriken verlieren Milliarden
Tatsächlich hatte die im April eröffnete neue Fabrik in Texas bis zu diesem Zeitpunkt allem Anschein nach wenig zur Tesla-Produktion im zweiten Quartal beigetragen, die durch neue Corona-Sperren in China stark beeinträchtigt war. Jetzt bestätigte Musk diesen Eindruck und nannte auch Gründe dafür: „Wir hatten Herausforderungen mit dem Hochlauf von 4680 und strukturellen Paketen“, sagte er. Das bezieht sich auf die Batterien im 4680-Format, die im Model Y aus Texas zum Teil eines Akku-Packs als Teil der tragenden Fahrzeug-Struktur werden. Tesla will diese Batterien auch massenhaft selbst produzieren, doch die Pilotanlage in Fremont hat das Ziel von 1 Gigawattstunde jährlicher Kapazität bis Ende 2021 weit verfehlt.
Doch auch ohne dieses spezielle Problem sind neue Fabriken erst einmal teuer. Mit Einschränkungen gilt das laut Musk auch für die Gigafactory in Grünheide bei Berlin, die drei Wochen vor der in Texas eröffnet wurde. Auch das dort produzierte Model Y sollte zunächst mit 4680-Akkus ausgestattet sein, doch rechtzeitig vor dem Start stieg Tesla hier auf 2170-Batterien um, wie sie im Model 3 und bisherigen Model Y verwendet werden. Aus diesem Grund sei die deutsche Fabrik in einer etwas besseren Position, sagte Musk. Trotzdem seine beide derzeit „gigantische Öfen zur Geldverbrennung“.
Man könne geradezu hören, wie die Fabriken Berlin und Austin Milliarden Dollar verlieren, erklärte der Tesla-Chef weiter, denn sie würden reichlich Kosten verursachen und noch kaum Output liefern. Die beiden Gigafactorys richtig ins Laufen zu bringen und die in China „komplett zurück in den Sattel zu bekommen“, seien derzeit die Themen von überwältigender Bedeutung bei Tesla, sagte Musk. Alles andere sei im Vergleich dazu im Grunde eine Kleinigkeit, erklärte er mit einem kurzen Lachen. Danach wurde der CEO gefragt, ob es ein Model 3 mit Plaid-Antrieb geben werden, was er klar verneinte.
Fortschritte an drei Gigafactory-Fronten
Bei den Aussagen zu den Fabrik-Problemen ist zu beachten, dass sie schon mehr als drei Wochen alt sind. Die Gigafactory in China soll inzwischen wieder ihre volle Produktion von mehr als 2000 Elektroautos pro Tag erreicht haben, für die in Grünheide meldete Tesla Mitte Juni erstmals eine Wochenproduktion von mehr als 1000 Model Y. Auch auf dem Gelände der Fabrik in Texas, deren Model Y mit 4680-Akku bislang nicht einmal im Tesla-Konfigurator steht, wurden in dieser Woche deutlich mehr neu produzierte Fahrzeuge gesehen als zuvor. In ihrem Fall kam laut Musk hinzu, dass sie jetzt ebenfalls parallel Model Y mit konventionellen Batterien produzieren soll, doch die Werkzeuge dafür würden in einem Hafen in China feststecken. Allerdings erwähnte der Tesla-Chef auch, dass all die aufgezählten Fabrik-Probleme zwar viel Aufmerksamkeit erfordern, aber „wirklich schnell“ gelöst werden würden.