Bild: Civic Science
Zumindest ein harter Kern von Tesla-Fans liebt nicht nur die Produkte des Unternehmens, sondern auch seinen CEO Elon Musk. Doch die Nachfrage nach den Elektroautos scheint stabiler zu sein als diese Zuneigung – während die Verkaufszahlen von Tesla weiterhin offenbar nur von der Produktionskapazität begrenzt sind, wird Musk selbst laut einer Befragung von der Mehrheit der Amerikaner inzwischen negativ gesehen. Dessen scheint er sich bewusst zu sein – und der halboffizielle Biograph des Tesla-Chefs rät dazu, solche Fragen differenziert zu sehen.
Tesla-Chef verliert Sympathie-Punkte
Mit der Frage, ob Elon Musk vielleicht verrückt ist, musste sich Ashley Vance schon vor vielen Jahren beschäftigen, denn am Ende eines Kennenlernens in einem Restaurant wollte der Tesla-Chef von dem Autor wissen, ob er dieser Meinung sei. Wie er darauf antwortete, erfahren die Leser in seiner später erschienenen Musk-Biografie nicht. Aber schon damals schrieb Vance, für seine spezielle Art mit überaus ambitionierten Zielen (zu der Zeit bei Tesla, SpaceX und Solarcity) und extremen Anforderungen an Mitarbeiter werde der Unternehmer intern von manchen geliebt und von anderen gehasst – wobei selbst die zweite Gruppe aus Respekt für seine Energie und Mission eigenartig loyal zu ihm bleibe.
Mittlerweile ist Musk so bekannt, dass nicht nur bei ihm Beschäftigte und Insider der Technologie-Branche eine Meinung zu ihm haben – und laut einer Umfrage hat sich das Verhältnis zwischen Sympathie und Antipathie ihm gegenüber in den vergangenen Wochen umgekehrt. Noch in diesem April sahen 54 Prozent der repräsentativ befragten US-Bürger den Tesla- und SpaceX-Chef positiv und 46 Prozent negativ, geht aus einem Newsletter des Daten-Dienstleisters Civic Science von vergangener Woche hervor. In diesem Juli war es noch genau andersherum. Neutrale Antworten wurden dabei herausgerechnet.
Musk habe einige schwierige Monate mit Blick auf sein Image hinter sich, kommentierte Civic Science dieses Ergebnis, verriet aber nichts über mögliche Ursachen und die Verteilung vor diesem April. Zeitlich fällt der beginnende Rückgang bei den Sympathie-Bekundungen mit dem Übernahme-Angebot des Tesla-Chefs für Twitter zusammen, das er unter anderem mit zu strenger Moderation dort begründete. Mitte Mai wurde außerdem berichtet, er habe eine SpaceX-Stewardess sexuell belästigt, was er dementierte. Anfang Juli hieß es, eine frühere Tesla- und heutige Neuralink-Managerin habe Zwillinge von ihm bekommen. Dazu äußerte Musk sich nicht direkt, erklärte aber, er tue sein Bestes, um gegen die Unterbevölkerungskrise zu helfen.
Musk-Biograph bleibt differenziert
Die neueste Medien-Aufregung um ihn kann noch nicht Eingang in die Befragung von Civic Science zu ihm gefunden haben, denn die endete nach Angaben des Unternehmens am vergangene Donnerstag, und erst am Wochenende berichtete das Wall Street Journal, Musk habe eine Affäre mit der Frau des Google-Mitgründer Sergey Brin gehabt. Das wies Musk öffentlich zurück und erklärte, er sei immer noch mit Brin befreundet, was er mit einem Foto von einer gemeinsamen Party-Szene belegte. Und im Zuge der Twitter-Diskussion darüber wurde auch der Biograph Vance um seine aktuelle Meinung zu Musk gebeten.
https://twitter.com/ashleevance/status/1551966759544098820
Die fiel ähnlich differenziert aus wie schon das Buch. Musk sei eine „sehr komplexe, nuancierte und interessante Person“, schrieb der Autor. Er selbst finde „blindes“ Pro- oder Contra-Denken über den Tesla-Chef fast religiös und zu sehr vereinfachend. Wie jeder andere Mensch habe Musk mit vielen Themen zu tun, das nur offensichtlich in einer deutlich dramatischeren Art und Weise als der Rest. Ein abschließendes Musk-Urteil von seinem Biographen gab es also auch dieses Mal nicht. Aber der umstrittene Unternehmer selbst scheint inzwischen nachdenklich zu werden: Es sei viel schwieriger, Freunde zu finden als Feinde, aber zumindest beim zweiten Punkt werde er besser, sinnierte Musk am Donnerstag auf Twitter.