Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk kann auch feiern und Unsinn machen, ansonsten aber arbeitet er so viel wie wohl fast kein anderer Mensch auf der Welt – und das ist schon seit vielen Jahren so. An diesem Montag wird der in Südafrika geborene Multi-Unternehmer 50 Jahre alt. Ob und wie er diesen Tag begehen wird, war im Vorfeld nicht bekannt – vielleicht hilft Musk auch lieber bei den Tesla-Auslieferungen kurz vor Quartalsschluss mit. Bis mehr darüber bekannt ist, können Sie hier mit freundlicher Genehmigung des FinanzBuch Verlag einen Auszug aus der Biografie lesen, die der Journalist Ashlee Vance über ihn geschrieben hat. Darin geht es um Geburtstagspartys – aber vor allem darum, wie wenig freie Zeit Musk sich selbst und tendenziell auch seinen Mitarbeitern zugesteht.
Absurdes Leben zwischen Tesla und SpaceX
Das Leben, das sich Musk für die Arbeit an all seinen Vorhaben eingerichtet hat, ist absurd. Eine typische Woche beginnt für ihn in seiner Villa in Bellaire. Montage sind komplett der Arbeit bei SpaceX gewidmet. Dienstags beginnt er bei SpaceX, dann springt er in seinen Jet und fliegt ins Silicon Valley. Er verbringt ein paar Tage bei Tesla, das Büros in Palo Alto und eine Fabrik in Fremont hat. Ein eigenes Haus in Nordkalifornien besitzt Musk nicht, also schläft er meist im Luxushotel Rosewood oder bei Freunden. Um Aufenthalte bei Freunden zu organisieren, schickt Musks Assistentin eine E-Mail, in der sie fragt „Platz für eine Person?“, und wenn der Freund mit „ja“ antwortet, steht Musk irgendwann spätabends vor der Tür. Meistens bekommt er ein Gästezimmer, aber er ist auch bekannt dafür, gelegentlich einfach auf der Couch einzuschlafen, nachdem er sich mit ein paar Videospielen entspannt hat. Am Donnerstag geht es dann zurück nach Los Angeles und zu SpaceX. Das Sorgerecht für seine fünf Söhne – Zwillinge und Drillinge – teilt er sich mit seiner Ex-Frau Justine; die Kinder sind vier Tage pro Woche bei ihm. Jedes Jahr rechnet Musk aus, wie viel Zeit pro Woche er im Flugzeug verbracht hat – das gibt ihm ein Gefühl dafür, wie sehr die Dinge aus dem Ruder laufen. Auf die Frage, wie er diese enge Taktung überlebt, antwortet Musk: „Ich hatte eine harte Kindheit, das war möglicherweise hilfreich.“
Bei einem meiner Besuche in Muskland hatte er unser Interview kurz vor seine Abreise zu einem Camping-Urlaub am Crater Lake National Park in Oregon gelegt. Es war kurz vor 20 Uhr an einem Freitagabend, also würde Musk bald seine Söhne und ihre Kindermädchen in seinen Privatjet stecken und sich nach dem Flug von Fahrern zu seinen Freunden auf den Campinglatz bringen lassen, die dem Musk-Clan dann beim Auspacken und Aufbauen mitten in der Nacht helfen sollten. Für das Wochenende war etwas Wandern geplant, und dann war wieder Schluss mit Entspannen. Am Sonntagnachmittag wollte Musk mit seinen Jungs zurück nach Los Angeles fliegen, abends dann alleine weiter nach New York. Schlafen. Montagfrüh Morgen-Talkshows im Fernsehen mitnehmen. Meetings. E-Mails. Schlafen. Dienstagmorgen zurück nach Los Angeles. Arbeiten bei SpaceX. Nachmittags Flug nach San Jose für einen Besuch in der Tesla-Fabrik. Am selben Abend weiter nach Washington D.C. für ein Treffen mit Präsident Obama. Mittwochabend zurück nach Los Angeles. Ein paar Tage arbeiten bei SpaceX, dann zu einer Wochenend-Konferenz, ausgerichtet vom Google-Chairman Eric Schmidt in Yellowstone. Zu dieser Zeit hatte sich Musk gerade von seiner zweiten Frau getrennt, der Schauspielerin Talulah Riley, und er versuchte herauszufinden, wie er nebenbei auch noch ein wenig Privatleben bekommen könnte. „Ich glaube, den Unternehmen und meinen Kindern widme ich genügend Zeit“, sagte er. „Allerdings hätte ich gern mehr Zeit für Verabredungen. Ich muss eine Freundin finden. Deshalb muss ich ein bisschen mehr Zeit freimachen. Vielleicht sogar fünf oder zehn – wie viel Zeit pro Woche will eine Frau? Vielleicht zehn Stunden? Ist das sowas wie das Minimum? Ich weiß es nicht.“
+++ Affiliate-Werbung: Dieser Auszug stammt aus der Biografie über Elon Musk von Ashlee Vance. In deutscher Sprache ist sie im FinanzBuch Verlag erschienen – übersetzt von einem der heutigen Geschäftsführer von teslamag.de. Mit diesem Link können Sie das Buch direkt beim Verlag bestellen und die Arbeit von teslamag.de unterstützen.
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Zeit zum Entspannen findet Musk nur selten, aber wenn er sie hat, sind seine Feste so dramatisch wie der Rest seines Lebens. An seinem 30. Geburtstag mietete er ein Schloss in England für etwa 20 Personen. Von 2 Uhr bis 6 Uhr morgens spielten Musk und Gäste eine Verstecken-Variante namens Sardinen, bei der einer losrennt und sich versteckt und der Rest ihn suchen muss. Eine weitere Party fand in Paris statt. Um Mitternacht waren Musk, sein Bruder und seine Cousins dort noch unternehmungslustig und beschlossen, bis 6 Uhr morgens mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren. Den Tag danach verschliefen sie und stiegen dann abends in den Orient Express, in dem sie wieder die ganze Nacht lang wach blieben. An Bord des luxuriösen Zuges befand sich die Lucent Dossier Experience, eine Gruppe von Avantgarde-Künstlern, die Handlesen und Akrobatik vprführte. Bei der Ankunft in Venedig am nächsten Tag aß der Musk-Trupp zu Abend, anschließend saß er bis 9 Uhr morgens auf der Terrasse des Hotels mit Blick auf den Canale Grande. Außerdem liebt Musk Makenbälle. Bei einem davon erschien er als Ritter verkleidet und focht mit einem Sonnenschirm ein Duell gegen einen Zwerg im Darth-Vader-Kostüm.
Musk-Party mit Messerwerfer und Sumoringer
Zu einem seiner letzten Geburtstage lud Musk 50 Gäste in ein Schloss – oder zumindest das Schloss-ähnlichste, was die USA zu bieten haben – in Tarrytown im Bundesstaat New York ein. Das Motiv dieser Party war japanischer Steampunk, der so etwas wie den feuchten Traum jedes Science-Fiction-Fans darstellt: eine Mischung aus Korsetten, Leder und Maschinenverehrung. Musk kam als Samurai.
Zum Unterhaltungsprogramm zählte eine Aufführung von The Mikado, einer in Japan spielenden komischen Oper von Gilbert und Sullivan, in einem kleinen Theater im Stadtinneren. „Ich bin nicht sicher, ob die Amerikaner sie verstanden haben“, sagt Riley, die Musk erneut heiratete, nachdem sein Plan mit zehn Stunden Zeit pro Woche für Verabredungen gescheitert war. Was danach kam, gefiel den Amerikanern und allen anderen Anwesenden ganz bestimmt: Zurück im Schloss, zog sich Musk eine Augenbinde über, wurde gegen eine Wand gedrückt und musste in jeder Hand einen Luftballon und einen weiteren zwischen seinen Beinen halten. Dann kam der Messerwerfer. „Ich hatte ihn schon mal gesehen, füchtete aber, dass er vielleicht einen schlechten Tag haben könnte“, sagt Musk dazu. „Immerhin dachte ich, er würde im Zweifelsfall nur eine Keimdrüse treffen statt beide.“ Die Zuschauer waren sprachlos und fürchteten um Musks Gesundheit. „Es war bizarr“, sagt Bill Lee, einer von Musks guten Freunden. „Aber Elon glaubt an die Wissenschaft der Dinge.“ Zu der Party kamen auch einer der besten Sumoringer der Welt und einige Landsleute von ihm. In dem Schloss war ein Ring aufgebaut worden, und Musk nahm es mit dem Champion auf. „Er war 350 Pfund schwer, und das waren keine labberigen Pfund“, sagt Musk. „Ich war voll im Adrenalinrausch und schaffte es, den Kerl hochzuheben. Er ließ mich die erste Runde gewinnen und besiegte mich dann. Ich glaube, mein Rücken tut immer noch weh.“
Riley hat aus der Planung solcher Partys für Musk eine eigene Kunstform gemacht. Kennengelernt hat sie ihn allerdings im Jahr 2008, als seine Unternehmen gerade zusammenbrachen. Sie sah zu, wie er sein gesamtes Vermögen verlor und in der Presse lächerlich gemacht wurde. Sie weiß, dass der Stachel dieser Jahre noch in ihrem Mann steckt und dass sie nicht die erste traumatische Erfahrung in seinem Leben waren – zusammen mit dem tragischen Verlust eines neugeborenen Sohns und einer brutalen Kindheit in Südafrika bedeuten sie eine gequälte Seele. Riley gibt sich größte Mühe, um dafür zu sorgen, dass Musks Fluchten von der Arbeit und seiner Vergangenheit für ihn eine Erfrischung sind, wenn nicht sogar eine Heilung. „Ich versuche, mir interessante Sachen auszudenken, die er noch nicht gemacht hat, damit er sich entspannen kann“, sagt Riley, „wir versuchen jetzt, seine schreckliche Kindheit etwas auszugleichen.“
Volle Tesla-Büros – aber nicht voll genug
Die Bemühungen von Riley mögen aufrichtig sein, helfen aber können sie nicht immer. Eine Weile nach der Sumo-Party traf ich Musk wieder bei der Arbeit im Silicon Valley. Es war ein Samstag, und der Firmenparkplatz stand voller Autos. In den Tesla-Büros waren Hunderte junger Männer bei der Arbeit. Manche entwarfen am Computer Autoteile, andere machten auf ihren Tischen Experimente mit Elektronik. Alle paar Minuten war Musks brüllendes Lachen zu hören, das die gesamte Etage erfüllte. Als er in den Konferenzraum kam, in dem ich auf ihn wartete, merkte ich an, es sei beeindruckend, an einem Samstag so viele Leute im Büro zu sehen. Musk sah das anders und klagte, in letzter Zeit kämen immer weniger seiner Mitarbeiter auch am Wochenende. „Wir sind zum Teufel nochmal nachlässig geworden“, sagte er. „Ich wollte gerade eine E-Mail dazu schreiben. Wir sind zum Teufel nochmal nachlässig.“