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Tesla-Chef setzt Twitter-Deal aus – aber kein einfacher Rückzug für 1 Mrd. Dollar möglich

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Bild: Tesla (CEO Musk tanzend bei Eröffnung deutscher Gigafactory)

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Für die Tesla-Aktie war es eine willkommene Erholung. Seit CEO Elon Musk Anfang April seine Absicht verkündete, für 44 Milliarden Dollar Twitter zu übernehmen, verlor sie mehr als ein Drittel ihres Wertes, weil er dafür einen ansehnlichen Teil seines Bestandes verpfänden oder verkaufen müsste. Am Freitag aber legte Tesla zur Abwechslung knapp 6 Prozent auf 767,59 Dollar zu, denn vor Börsen-Start hatte Musk die Twitter-Übernahme für ausgesetzt erklärt. Zum Teil wurde das als Signal verstanden, dass der Tesla-Chef das Interesse an dem Deal verloren hat – allerdings dürfte es nicht leicht sein, sich davon zu verabschieden.

Twitter-Deal und Tesla-Aktien verbunden

Die Twitter-Übernahme sei „temporarily on hold“, schrieb Musk am Freitag auf Twitter, nachdem der Dienst aktuelle Daten zum Anteil seiner Spam- und Fake-Konten veröffentlicht hatte. Er wolle zunächst überprüfen, ob diese Quote wie angegeben unter 5 Prozent liege, erklärte der Tesla-Chef dazu. Daraufhin stürzte die Twitter-Aktie ab, und die von Tesla erlebte erstmals seit der Veröffentlichung guter Quartalszahlen im April wieder einen Tag mit erheblichen Gewinnen.

Der Kurs von Tesla ist wichtig für die Übernahme-Pläne und hängt gleichzeitig davon ab. Zunächst wollte Musk gut 12 Milliarden Dollar mit einem Wertpapierkredit auf seine Aktien aufbringen, doch deren Absturz in den vergangenen Wochen bedeutet, dass die dafür verfügbare freie Zahl gar nicht mehr ausreichen würde. Berater von Musk sind dabei, diesen Betrag deutlich zu reduzieren, indem sie Ersatzkapital von anderen Investoren einsammeln. Aber Musk hat noch weitere 21 Milliarden Dollar aus eigener Tasche zugesagt. Auch nachdem er Ende April Tesla-Aktien für gut 8 Milliarden Dollar verkaufte, bliebe also noch eine zweistellige Milliarden-Lücke.

Deutlich billiger und für Tesla vermutlich schonender wäre, wenn die Twitter-Übernahme nicht weiter verfolgt würde. Aber einen so einfachen Ausweg, wie Musk am Freitag nahelegte, gibt es offenbar nicht. Das erklärte in einer Kolumne der Bloomberg-Journalist und frühere Investmentbank-Jurist Matt Levine. Denn zum einen sehe das verbindliche Kauf-Angebot keine Möglichkeit vor, es auszusetzen. Außerdem nenne Twitter schon seit Jahren denselben Anteil von Fake-Konten und Bots von unter 5 Prozent und weise darauf hin, dass das eine ungenaue Schätzung sei. Und selbst wenn sich die Nutzer-Zahlen als stark geschönt herausstellen sollten, werde das nach der bisherigen Rechtsprechung im zuständigen US-Bundesstaat Delaware nicht ausreichen, um Musk aus seiner Kauf-Verpflichtung zu entlassen.

Musk reagiert auf Leerverkäufer-Studie

Die sei zudem strenger geregelt, als anderen Beobachtern klar ist, erklärt Levine weiter. Die Musk-Einigung mit dem Twitter-Management enthält zwar eine Klausel, nach der er gegen Zahlung von 1 Milliarde Dollar von dem Deal zurücktreten kann. Doch laut dem Kolumnisten kann Twitter immer noch auf Vollzug klagen, solange die Banken nicht ihre Kredit-Zusagen zurückziehen, wofür es keine Anzeichen gebe.

Juristisch scheint Musk also keine guten Karten zu haben – aber das muss ihn nicht unbedingt stören. Zumindest könnte er die Gelegenheit nutzen, um einen niedrigeren Kaufpreis auszuhandeln, was ebenfalls positiv für Tesla-Aktien und sein übriges Vermögen wäre. Tatsächlich hatte eine bekannte Leerverkäufer-Firma diese Möglichkeit schon ins Spiel gebracht: Man spekuliere auf fallende Twitter-Kurse, teilte Hindenburg Research vergangene Woche mit, denn Musk habe alle Karten in der Hand, und die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung des Übernahme-Preises sei hoch. Der Tesla-Chef mag keine Leerverkäufer, wie er in der Vergangenheit vielfach zu erkennen gab. Die Hindenburg-Einschätzung aber bezeichnete er als „interessant“ und gab den Verfassern lediglich den freundlichen Rat, sich gelegentlich auch mit den schönen Seiten des Lebens zu beschäftigen.

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