Bild: Tesla (Symbolfoto)
Europäische Tesla-Besitzer, die für mehrere tausend Euro oder Pfund die Autopilot-Option FSD gekauft haben, müssen geduldig sein. In Nordamerika gibt es zumindest einen Beta-Test mit der gleichnamigen Software, die auch in Stadt-Umfeldern assistiert, doch in Europa dürfte FSD noch lange auf sich warten lassen. Einem britischen Kunden wurde das jetzt zu viel und er verklagte Tesla auf die Rückerstattung des FSD-Kaufpreises für sein Model 3. Vor der Verhandlung lenkte das Unternehmen nach seinen Angaben ein – und verzichtete sogar auf eine Schweigeklausel.
Frühes Model 3 mit bezahlter FSD-Option
Mit der Auslieferung im Juni 2019 dürfte das Reddit-Mitglied edb49 zu den ersten Kunden gehört haben, die in Großbritannien ein Model 3 erhielten, wie er in einem langen Beitrag vom vergangenen Wochenende berichtet. Damals sei er begeistert von FSD gewesen. Tesla gab auf seiner Website an, bis Ende des Jahres sei mit der Option auch „automatisches Fahren in Städten“ möglich, und ein Video zeigte schon 2016 ein Model X, das ohne menschliche Steuerung durch Kalifornien fuhr.
In einem Prozess in den USA sagte der damalige Chef des Bereichs Autopilot-Software später, für das Video habe Tesla mehrere Versuche gebraucht und vorher seien 3D-Karten der Strecke erstellt worden, was aus den Informationen dazu nicht hervorging. Der britische Kunde jedenfalls bezahlte 2019 den lokalen Preis von 5800 Pfund für die FSD-Option. Doch nachdem er sein Model 3 bekommen hatte, stellte sich nach seiner Darstellung heraus, dass Tesla von der Erfüllung der eigenen Ankündigung „noch meilenweit entfernt war“.
Tesla vor Prozess mit Angeboten
Vollkommen anders scheint das für Großbritannien zuständige Tesla-Management das nicht zu sehen, denn wie edb49 weiter berichtet, ließ sich das Unternehmen letztlich auf seine Forderung ein. In diesem Februar hatte er es laut dem Beitrag über seine Absicht informiert, wegen der FSD-Erstattung vor Gericht zu gehen, was er dann auch tat. Zunächst wies Tesla seine Forderung zurück (und räumte dabei nach Darstellung des Kläger exakt seine Vorwürfe ein), doch kurz vor der für Mitte November angesetzten Verhandlung kam es zu einer Einigung.
Schon das erste Angebot dafür lag nah an seinen Forderungen, wie der britische Kunde weiter berichtet. Tesla erklärte sich bereit, die 5800 Pfund für die FSD-Option zurückzuzahlen, aber noch ohne Zinsen und Kosten des Verfahrens. Die sagte das Unternehmen nach seiner Ablehnung zusätzlich zu, verlangte aber weiterhin, dass er sich verpflichtet, über die Einigung zu schweigen und keine anderen möglichen Kläger bei ähnlichen Angelegenheiten zu unterstützen.
Klauseln aus Tesla-Einigung gestrichen
Mit außergerichtlichen Einigungen versuchen Unternehmen gern, einem Urteil zuvorzukommen, auf das sich dann andere Kunden berufen könnten – und mit Schweigeklauseln wollen sie im Prinzip das Gleiche erreichen. Der britische Tesla-Kunde allerdings ließ sich darauf nicht ein. Auf das Geld kam es ihm nicht an, wie er auf Reddit schreibt. Er habe sich betrogen gefühlt und gewollt, dass Tesla stattdessen das Richtige tut. Also bestand er darauf, dass die Klauseln gestrichen werden, und auch darauf ließ sich das Unternehmen ein.
Einige Dokumente zu dem FSD-Konflikt sind Teil des Reddit-Beitrags. Dass Tesla ihm so weit entgegenkam, erklärt sich edb49 damit, dass sein Anliegen aus juristischer Sicht ein klarer Fall gewesen sei. Mit Hilfe der Angabe auf der Website habe Tesla ihm das Model 3 verkauft, sodass sie Teil des Vertrages dafür gewesen sei und ein sehr eindeutiger Vertragsbruch vorliege. Andere britische Kunden, die ebenfalls Geld für FSD zurückwollen, können bei der Geltendmachung jetzt wenn schon kein Urteil, dann zumindest eine öffentlich gemachte Einigung vorbringen.