Bild: Tesla (Symbolbild)
Tesla-CEO Elon Musk macht fast alles anders als andere Unternehmer, und seit diesem Montag ist das auch für den Umgang mit liquiden Reserven in der Bilanz bestätigt. Als erstes Großunternehmen hat Tesla einen Teil seiner Barmittel in die Kryptowährung Bitcoin investiert, wie der neuesten 10K-Börsenmeldung zu entnehmen ist. Das und die zusätzliche Information, dass die eigenen Elektroautos bald direkt mit dem Kryptogeld bezahlt werden können, sorgte am Montag für einen Kurssprung vor allem bei Bitcoin. Auch die Tesla-Aktie legte zunächst merklich zu und näherte sich sogar einem neuen Rekord-Niveau, schloss dann aber nur leicht über dem Kurs von Freitag bei 863,42 Dollar.
Tesla-Beobachter steigt aus Aktie aus
Für einen ehemals professionellen Börsen-Beobachter, der Tesla inzwischen auf Twitter analysiert und seit langem zum Kauf empfahl, war die neueste Überraschung von CEO Elon Musk dann doch zu viel. Er habe seine Tesla-Positionen geschlossen, informierte am Montagabend @garyblack00, laut seinem Profil früher in leitenden Funktionen bei Vermögensverwaltern und Investmentbanken tätig. Tesla sei schon immer eine Aktie mit hohem Risiko gewesen, schrieb er, aber die Bitcoin-Entscheidung mache sie noch riskanter. Außerdem hätte Tesla diesen Schritt zumindest bei der Anleger-Telefonkonferenz Ende Januar erläutern müssen, kritisierte er.
Festhalten lässt sich zunächst, dass Bitcoin am Montag viel stärker von der Nachricht profitierte als Tesla selbst. Der Kurs der Kryptowährung sprang sofort nach Bekanntwerden des 10Q-Berichts um rund 4000 Dollar auf einen neuen Rekord bei rund 44.000 Dollar; bis US-Handelsschluss wurden sogar noch an die 47.000 Dollar daraus. Laut einer Übersicht überstieg der Gesamtwert aller Bitcoins mit rund 870 Milliarden Dollar damit den aller Tesla-Aktien mit zusammen knapp 820 Milliarden Dollar.
Aktualisierung: Am Dienstag entwickelten sich Aktie und Kryptowährung sogar in unterschiedliche Richtungen. Tesla gab an der Börse in einem allgemein schwächlichen Umfeld um knapp 2 Prozent nach, während Bitcoins weiter nahe an 47.000 Dollar und damit über dem Schlusskurs von Montag standen. Nach Berechnungen von Yahoo Finance hat Tesla (bei einem angenommenen Kaufkurs von durchschnittlich 34.200 Dollar) damit schon 37 Prozent oder 561 Millionen Dollar Gewinn mit seiner Krypto-Investition gemacht.
Disclosure: I have exited my $TSLA positions after being long since August 2019. The absence of clear FY’21 delivery guidance, increased odds of a 1Q miss, and a more risky capital allocation policy/higher earnings variability were the primary factors.
— Gary Black (@garyblack00) February 8, 2021
Was genau Musk und sein Team mit dem Schritt in die Kryptogeld-Welt bezwecken, blieb unterdessen unklar. Offensichtlich ist der Marketing-Effekt. Auf Twitter gab es begeisterte Kommentare, laut denen jetzt auf jeden Fall der Kauf eines Tesla mit Bitcoin anstehe. Aber das war auch schon vorher möglich. Man muss das eigene Krypto-Guthaben dafür nur vorher in staatliches Geld umtauschen, was viele Anbieter ohne großen Aufwand ermöglichen. Eine stärker firmenpolitische Überlegung lautete, Tesla sei auf vielen verschiedenen Märkten tätig und könne mit Bitcoin-Guthaben Wechselkurs-Effekte verhindern. Allerdings schwankt der Kurs des Digitalgeldes derzeit stärker als wohl jede echte Währung, sodass es nicht geeignet erscheint, derlei Risiken zu verringern.
Mehr Bitcoin-Käufe durch Unternehmen?
Unabhängig davon zeigte sich die Krypto-Szene begeistert von beiden Tesla-Neuigkeiten. Wenn sich mehr Unternehmen entscheiden würden, liquide Mittel statt in kurzlaufenden Staatspapieren in Bitcoin anzulegen, würde das tatsächlich deutlich mehr Nachfrage bedeuten. Insgesamt machen diese Reserven laut Bloomberg allein bei den Unternehmen im US-Index S&P 500 (zu dem seit kurzem auch Tesla gehört) 2,79 Billionen Dollar aus.
Die Agentur zitiert eine Fonds-Beratungsfirma, laut der es gute fundamentale Gründe für Unternehmen gebe, mit dem eigenen Geld in Kryptowährungen zu diversifizieren. Ein Professor für Finanzierung sagte auf der anderen Seite, Bitcoin sei zu volatil, um über Zeiträume von einigen Monaten als sichere Wertaufbewahrung dienen zu können. Vor allem im Tech-Sektor sehen Beobachter trotzdem die Möglichkeit, dass sich andere große Unternehmen wie Google oder Facebook Tesla anschließen könnten.