Nach Verlusten von gut 10 Prozent bei der Tesla-Aktie Ende vergangener Woche, zu denen mit seinen kritischen Äußerungen über das Finanzsystem auch CEO Elon Musk beigetragen haben dürfte, hat sich der Kurs an diesem Montag wieder kraftvoll erholt. Musk zeigte sich in einer Plauderei auf der neuen Chat-App Clubhouse am Sonntag zwar als Anhänger von Finanz-Verschwörungstheorien, doch der Chef des von ihm ins Verhör genommenen Brokers Robinhood antwortete darauf so, dass Musk bald keine Nachfragen mehr hatte. Das dürfte die Lage insgesamt beruhigt haben – und am Montag bekam Tesla an der Börse weitere Unterstützung in Form der ersten Bank, die dem Unternehmen einen Gesamtwert von mehr als 1 Billion Dollar zutraut.
Drei Banken mit Tesla-Zielen über 1000 Dollar
Zum ersten Mal seit längerer Zeit hatte der Gewinn von Tesla im vierten Quartal 2020 die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten nicht übertroffen, sondern recht deutlich unterschritten. Bis zur Einmischung von CEO Musk in die Kontroverse um Robinhood und die dort in extremem Volumen gehandelte Aktie von Gamestop hielt sich Tesla an der Börse zunächst dennoch relativ gut – denn Analysten nahmen eine erstaunlich langfristige Perspektive ein und verwiesen auf die guten Aussichten für das Unternehmen trotz der kurzfristigen Enttäuschung. Erst am Freitag folgten in einem allgemein verschreckten Markt Verluste von gut 5 Prozent.
Tatsächlich veröffentlichte mit Bill Selesky von Argus Research mindestens ein professioneller Beobachter am Donnerstag (einen Tag nach den Geschäftszahlen für Q4 2020) eine aktualisierte Einschätzung, in der er das Kursziel für Tesla sogar anhob: um rund 30 Prozent auf 1010 Dollar, berichtete Marketwatch. Schon vor den Tesla-Zahlen hatte sich zudem die Investmentbank Oppenheimer als erste über die 1000-Dollar-Marke gewagt und einen Kurs von 1036 Dollar vorausgesagt. Und am Wochenende kam mit dem neuen Kursziel von 1200 Dollar von Piper Sandler das erste hinzu, das für Tesla als Gesamtunternehmen einen Börsenwert von mehr als 1 Billion Dollar bedeutet.
Piper Sandler raised $TSLA PT to $1,200 from $515, and reiterated its Outperform rating. In a highly credible 104-pg research tomb, Piper analyst Alexander Potter becomes TSLA’s biggest bull, with delivs of 894K in FY’21 (+78% YoY), rising to 9M by 2030. This is a serious report. pic.twitter.com/PmphPCcKCv
— Gary Black (@garyblack00) February 1, 2021
2020 sei ein Ausbruch-Jahr für Tesla gewesen, schrieb das zuständige Team bei Piper Sandler laut Auszügen aus seiner Studie, die auf Twitter veröffentlicht wurden – und das „Feuerwerk“ sei selbst nach einer Verzehnfachung der Aktie in den vergangenen 12 Monaten noch nicht vorbei. Manager von Portfolios mit Wachstumsunternehmen könnten Tesla spätestens seit der Aufnahme in den S&P 500 nicht mehr ignorieren. Zwar sei die Sorge mancher Fonds verständlich, mit Tesla werde dieser wichtige Vergleichsindex unberechenbar, schreiben die Analysten. Doch auf mögliche Abwärtsbewegungen würden ihrer Ansicht nach „eifrige Käufe“ folgen.
9 Millionen Elektroautos und neue Märkte
Zwei der wichtigsten Annahmen für die Prognose eines Billionen-Wertes für ganz Tesla lauten, dass die Zahl der ausgelieferten Elektroautos bis 2030 auf mehr als 9 Millionen steigt, was das Unternehmen zum drittgrößten Autohersteller der Welt machen würde, und dass sich ab dann deutlich mehr Besteller für die Autonomie-Option FSD (Full Self-Driving) entscheiden. Auf sehr lange Sicht (das Piper-Finanzmodell für Tesla reicht bis 2040) werde zudem der Energie-Bereich 20-30 Prozent statt heute etwa 6 Prozent zum Umsatz beitragen, heißt es in der Studie weiter. Und mögliche neue Märkte für Tesla wie Klimatechnik für Eigenheime seien in der Prognose noch nicht einmal berücksichtigt.