Bild: Tesla (Symbolbild)
Der bereinigte Gewinn von Tesla ist im ersten Quartal dieses Jahres mit 0,93 Cent pro Aktie merklich höher ausgefallen als erwartet – trotzdem und trotz positiver Analysten-Stimmen zeigte sich die Aktie nach dieser Meldung von Montagabend eher schwach. Zum einen könnte das damit zu tun haben, dass gleichzeitig klar wurde, dass sich neue Model S und Model X und in Europa auch das Model Y verspäten werden. Darüber hinaus stecken in dem hohen Q1-Gewinn viele Sonderfaktoren. Einer davon hat mit dem Aktion-Optionsprogramm für CEO Elon Musk zu tun – und lässt gleichzeitig erkennen, dass Tesla für dieses Jahr mit einem Umsatzsprung um 75 Prozent rechnet.
Gewinn für Tesla-Chef 34 Mrd. Dollar
Im März 2018 billigten die Tesla-Aktionäre als Vergütung für Musk ein Programm mit Zielvorgaben, die damals noch in weiter Ferne lagen. In zwölf Stufen kann der CEO damit jeweils 1 Prozent der zu diesem Zeitpunkt ausstehenden Tesla-Aktien in Form von stark verbilligten Optionen verdienen. Die eine Voraussetzung dafür ist, dass die Kapitalisierung von Tesla an der Börse 650 Milliarden Dollar erreicht; diesen End-Wert überstieg sie schon ab Dezember 2020 zeitweise drastisch und fiel zuletzt in seine Nähe zurück. Außerdem muss in acht Stufen entweder der Tesla-Umsatz über 12 Monate am Stück auf 175 Milliarden Dollar steigen oder der bereinigte Gewinn auf 14 Milliarden Dollar.
Die in absoluten Zahlen rund 8,4 Millionen Tesla-Optionen pro Stufe bekommt CEO Musk gutgeschrieben, sobald das Board nach einem Quartal festgestellt hat, dass sie erreicht wurde; sie kosten je 70 Dollar, und durch die Differenz zum aktuellen Börsenkurs ergibt sich jeweils ein Milliarden-Wert. Bislang hat Musk vier der Optionen-Stufen erklommen – und mit dem neuesten Quartal die nächsten beiden, wie die Nachrichten-Agentur Reuters berichtet. Tranche 5 und 6 sind laut dem Bericht aktuell zusammen 11 Milliarden Dollar wert, alle bisherigen bedeuten einen rechnerischen Gewinn für Musk von knapp 34 Milliarden Dollar.
Bericht zu CEO-Kosten verrät Ausblick
Tesla muss diese Vergütung nicht in bar leisten, sodass dem Milliarden-Bonus keine entsprechende finanzielle Belastung gegenübersteht. Kosten dafür müssen aber trotzdem verbucht werden, weil die Zahl der Aktien zunimmt, wenn Musk seine Optionen ausübt, und das bedeutet, dass für jede davon ein etwas geringerer Anteil an den zukünftigen Gewinnen bleibt. In Q4 2020 zum Beispiel veranschlagte Tesla 267 Millionen Dollar für das CEO-Programm, für Q1 2021 waren es jetzt 299 Millionen Dollar.
Mit dem noch höheren Wert für das jüngste Quartal blickt Tesla in die Zukunft – Kosten für Musk werden nicht erst dann verbucht, wenn sie mit der Freigabe neuer Optionen tatsächlich anfallen, sondern schon, sobald die Erreichung weiterer Bonus-Stufen „wahrscheinlich“ wird. Das bedeutet zum einen, dass ein Teil des erwarteten Zukunftserfolgs von Musk und Tesla bilanziell sozusagen vorab bezahlt ist. Und zum anderen kann man dieser Entscheidung entnehmen, dass das Unternehmen für dieses Jahr mit einem Umsatzzuwachs um rund 75 Prozent rechnet. Denn im Abschnitt zum CEO-Programm im neuen Börsen-Bericht 10Q von Tesla für die ersten drei Monate 2021 werden erstmals 55 Milliarden Dollar Umsatz als „wahrscheinlich“ eingestuft.
From $TSLA 10-Q: 2018 CEO Award now lists as “Probable” CEO Milestone of $55B Revenue, and recognized $116M of CEO SBC even though 1Q Revs were only $10.4B. For the $20B and $35B Rev milestones, Board waited until annualized Revs exceeded the milestone. pic.twitter.com/gSeCiUZyYS
— Gary Black (@garyblack00) April 28, 2021
Auf diese Information in dem gut 50-seitigen 10Q-Dokument wies am Mittwoch @garyblack00 hin, ein früherer hochrangiger Profi-Anleger, der jetzt auf Twitter unter anderem Tesla analysiert. Eine offizielle Prognose ist die Angabe nicht, doch für den Beobachter bedeutet sie, dass Tesla und seine Wirtschaftsprüfer „sehr zuversichtlich“ sind, dass in diesem Jahr 55 Milliarden Dollar Umsatz über 12 Monate erreicht werden.
Wenn der Zeitraum mit dem Kalenderjahr 2021 zusammenfällt, würde das eine Steigerung um rund 75 Prozent gegenüber den rund 31,5 Milliarden Dollar von 2020 bedeuten. Analysten rechnen im Schnitt aktuell mit 49,2 Milliarden Dollar Tesla-Umsatz in diesem Jahr, einer Zunahme um 56 Prozent. Das Unternehmen selbst hat keine Umsatzprognose abgegeben, aber erklärt, über mehrere Jahre mit durchschnittlich 50 Prozent Zunahme seine Elektroauto-Auslieferungen zu rechnen; 2021 soll eher über dem Durchschnitt liegen.