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Tesla-Leerverkauf „beste Idee“? Fondsmanager erklärt Unterschied zwischen Bullen und Bären

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Bild: @garyblack00 / Bloomberg

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Seit Juli 2020 empfiehlt Tony Sacconaghi von der Investmentbank Bernstein, die Aktie von Tesla lieber zu verkaufen, womit er angesichts eines Kursanstiegs um etwa 150 Prozent seit dieser Zeit offensichtlich daneben lag. Laut Kollegen genießt er allerdings immer noch hohes Ansehen in Analysten-Kreisen, und auch von seinen Warnungen lässt er sich nicht abbringen. Vergangene Woche soll er Leerverkäufe der Tesla-Aktie sogar als seine beste Idee für 2024 bezeichnet haben. Ein bekannter Fondsmanager hielt dem seine eigene optimistische Einschätzung entgegen.

Tesla-Schätzung im Durchschnitt halbiert

Nicht umstritten ist, dass das Jahr 2023 für Tesla viel schlechter verlief, als zu seinem Beginn erwartet wurde. CEO Elon Musk bezeichnete im Januar noch 2 Millionen verkaufte Elektroautos als möglich, doch angesichts der verfehlten Stückzahl-Erwartungen im dritten Quartal könnte es sogar mit den offiziell angestrebten 1,8 Millionen eng werden. Parallel dazu sanken die Prognosen für Gewinn und Gesamtjahr, und Anleger sahen das langfristige Tesla-Ziel von 20 Millionen Verkäufen in 2030 als nicht mehr erreichbar an.

Der Aktie erging es mit einem Anstieg um mehr als 100 Prozent seit Jahresanfang auf zuletzt rund 240 Dollar viel besser. Auch deshalb sah Sacconaghi laut einem Bericht von StreetInsider jetzt die Zeit gekommen, nicht nur seine Untergewichten-Einschätzung und sein Kursziel von 150 Dollar zu bekräftigen, sondern Leerverkäufe der Tesla-Aktie als seine beste Idee für 2024 zu bezeichnen. Der Analyst rät also nicht nur davon ab, sich an dem Unternehmen zu beteiligen, sondern empfiehlt sogar, aktiv auf fallende Kurse im nächsten Jahr zu spekulieren.

Die durchschnittliche Gewinn-Schätzung pro Tesla-Aktie für 2023 habe sich seit Jahresanfang halbiert, schrieb Sacconaghi laut dem Bericht am Freitag in einer Analyse für Kunden und stellte das der gleichzeitigen Kursverdoppelung gegenüber. Nach seiner Einschätzung ist der Markt für die zwei wichtigsten Elektroautos Model 3 und Model Y gesättigt und von zunehmender Konkurrenz geprägt. Tesla werde deshalb auch 2024 zu Preissenkungen greifen müssen, die auf Kosten der Margen und damit des Gewinns gehen.

Analyst sieht weniger Tesla-Gewinn 2024

Besserung sieht der Analyst laut StreetInsider nicht vor 2026 – erst dann soll der angekündigte neue Tesla für einen niedrigeren Preis als Model 3 und Model Y kommen, und für den soeben offiziell gestarteten Cybertruck gebe es nur einen begrenzten Markt. Im Durchschnitt erwarte die Börse derzeit, dass die Tesla-Verkäufe in 2024 um 400.000 zunehmen, die Preise ungefähr stabil bleiben und die Brutto-Marge im Auto-Geschäft um gut zwei Prozentpunkte steigt. Sacconaghi geht davon aus, dass diese Erwartungen sinken müssen. Er selbst sagt zum Beispiel 2,59 Dollar Gewinn pro Tesla-Aktie in 2024 voraus, während der Konsens um 3,80 Dollar liegt.

Dabei zeigt er sich durchaus der Tatsache bewusst, dass seine früheren Warnungen vor Tesla-Engagements kein guter Ratschlag waren. In diesem Jahr habe es eine Entkoppelung zwischen der Entwicklung von Unternehmen und Aktie gegeben, zitiert StreetInsider aus der Analyse. Also könnten Anleger fragen, warum es 2024 nicht erneut so kommen solle. Er sei jedoch der Ansicht, dass vor dem Hintergrund sinkender Erwartungen die Wachstumsstory von Tesla verblassen werde, was dann auch Druck auf die bislang hohe Börsenbewertung ausüben könne.

Wie sich Bären und Bullen unterscheiden

Der Fondsmanager Gary Black, der anders als Sacconaghi seit langem zu Tesla-Käufen rät und eines der höchsten Kursziele hat, nahm das zum Anlass, die grundlegend unterschiedliche Sichtweise von „Bullen“ und „Bären“ auf die Aktie darzustellen. Dem Kollegen bei Bernstein gibt er in dem Punkt Recht, dass sich Fundamental-Daten und Prognosen zu Tesla seit etwa einem Jahr verschlechtert hätten. Doch die Bären würden übersehen, dass die Märkte in die Zukunft blicken – die für Tesla in höheren Volumina und stabilisierter Margen dank neuer Modelle und einem besseren Zinsumfeld bestehe.

Damit die Aktie von ihrem aktuellen Niveau aus steige, müssten die Prognose-Revisionen zum Tesla-Gewinn ins Positive drehen, schrieb Black weiter, was erstens vom Elektroauto-Volumen und zweitens von der Brutto-Marge abhänge. Bären wie Sacconaghi gingen davon aus, dass Tesla nur bei weiter fallenden Preisen (und damit Margen) die Stückzahl weiter steigern kann. Er und andere Bullen dagegen würden erwarten, dass die Elektroauto-Auslieferungen auch bei stabilen Margen in Zukunft um 20-25 Prozent jährlich zunehmen können. Die Börse insgesamt erwarte 18 Prozent bis 2030 (s. Bloomberg-Tabelle oben) – und in solchen Unterschieden lasse sich die Anlage-Debatte um Tesla kurz zusammenfassen.

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