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Tesla-Mitgründer Straubel: Später Elektroauto-Umstieg überrascht, böses Erwachen droht

jb straubel tesla redwood interview

Bild: This Week in Startups

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Heute ist fast nur noch Elon Musk das Gesicht von Tesla, bis 2019 aber stand er bei öffentlichen Auftritten oft zusammen mit JB Straubel vor dem Publikum, der 15 Jahre zuvor als Technikchef in das Unternehmen gekommen war und sich wegen seiner frühen Beiträge wie Musk als Mitgründer bezeichnen darf. 2017 gründete Straubel das Recycling-Startup Redwood Materials und stieg im Juli 2019 bei Tesla aus, um sich stärker darum zu kümmern. In einem Interview blickte er jetzt auf die frühen Zeiten bei dem Elektroauto-Pionier zurück und nach vorn in die Zukunft der Branche.

Tesla Roadster als Tech-Validierung

Wie CEO Musk berichtete Straubel im Prinzip von hellem Wahnsinn in vielen Tesla-Jahren. Sein Interviewer von dem YouTube-Kanal This Week in Startups zählte selbst zu den ersten 100 Kunden für den Tesla Roadster, der ab 2008 mit großer Verspätung ausgeliefert wurde, wie er erzählt. Allein die Kosten für den Akku betrugen laut Straubel noch etwa 1000 Dollar pro Kilowattstunde, also insgesamt 50.000-55.000 Dollar.

Doch der Roadster war bekanntlich nur Anfang. Straubel bezeichnete ihn jetzt als „Technologie-Validierung“ oder Beleg dafür, dass man mit Batterien wirklich fahren und damit hohe Beschleunigung und Reichweiten realisieren kann. Das Tesla Model S sei dann ein völlig anderes Auto gewesen. Musk habe es zum besten der Welt machen wollen, und das sei seiner Ansicht nach zum damaligen Zeitpunkt gelungen, sagte Straubel. Er erinnerte daran, dass das Elektroauto seinerzeit das Bewertungsschema einer Auto-Zeitschrift gesprengt hat.

Ab dann hätte es für Tesla eigentlich eng werden müssen, wie der langjährige Technikchef weiter sagte: Alle hätten nach den ersten Auslieferungen und dem Lob für das Model S erwartet, dass die anderen Auto-Hersteller es jetzt schnell kopieren würden. „Wir dachten, wir müssen uns beeilen, um eine Nische für uns zu schaffen“, so Straubel. Doch stattdessen ließ der Rest der Branche Tesla erst einmal weitestgehend allein auf dem Elektroauto-Markt. In einer wohl fast beispiellosen Anstrengung, die Straubel jetzt ähnlich wie zuvor Musk als Nahtod-Erfahrung bezeichnete, gelang es den beiden und ihrem Team später, auch das Model 3 in die Massenproduktion zu bekommen. Er habe damals im Prinzip in der Batterie-Gigafactory in Nevada gewohnt, ergänzte der Mitgründer Musk-Erzählungen von Nächten in der Fabrik in Fremont.

„Elektroauto-Umstieg nicht durchgerechnet“

Inzwischen, so Straubel weiter, bestehe dank der Tesla-Vorarbeit kein Zweifel mehr daran, dass die Zukunft in Elektroautos liege; alle Hersteller mit Ausnahme einiger weniger würden darauf setzen. Daraus ergibt sich nach seinen Worten allerdings ein gravierendes anderes Problem: Überfüllung. „Alle wollen zur gleichen Zeit auf Elektroautos umsteigen. Ich glaube, das wird ziemlich schwierig werden. Es wird nicht nur bei Batterien Knappheit geben, sondern in der gesamten Lieferkette. Vielleicht wird Nickel knapp sein, vielleicht Kathoden, vielleicht eines Tages Separatoren“, sagte er.

Er glaube nicht, dass die etablierten Hersteller richtig durchgerechnet hätten, was der Elektroauto-Umstieg erfordere, erklärte Straubel weiter. Er scheint also so etwas wie ein böses Erwachen zu erwarten, wenn es an die Umsetzung der allerorten verkündeten Pläne geht. Mit Redwood will der Tesla-Mitgründer jetzt immerhin dazu beitragen, dass genügend Rohmaterial dafür zur Verfügung steht: Statt darauf zu warten, dass genügend alte Akkus für Recycling zurückkommen, will das Unternehmen wichtige Batterie-Materialien auch aus neu abgebauten Rohstoffen produzieren.

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