Seit Teslas langjähriger Technik-Vorstand JB Straubel diesen Posten im vergangenen Sommer aufgegeben hat, war deutlich weniger von ihm zu hören. Das bedeutet allerdings nicht, dass einer der frühesten und wichtigsten Mitstreiter von Tesla-CEO Elon Musk die Hände in den Schoß gelegt hätte: Statt mit dem Bau von Elektroautos und Akkus bei Tesla beschäftigt er sich jetzt mit deren Zerlegung und hat dafür das Startup Redwood Materials gegründet. Dessen Ziel ist eine Art umgekehrte Gigafactory, wie Straubel jetzt sagte: Sie soll die Rohstoffe in alten Produkten im Prinzip so schnell wiederverwendbar machen wie Tesla sonst neue produziert.
Tesla-Mitgründer dreht Gigactory um
Über diese Pläne sprach der frühere Tesla-Vorstand, der offiziell sogar zu den Mitgründern zählt, jetzt in einem Interview mit dem Wall Street Journal (WSJ). „Und muss klar sein, dass wir eine umgekehrte Gigafactory bauen müssen“, sagt er laut Auszügen aus dem Gespräch, die der Blog InsideEVs veröffentlichte. Denn noch immer werde der gesamte Markt für Elektroautos und ihre Akkus von den Kosten der für Batterie-Zellen nötigen Rohstoffe dominiert. Mit konsequentem Recycling will Straubel teure Zell-Zutaten wie Nickel, Kobalt und Lithium reichlich verfügbar und damit billig machen.
Auf 50-75 Prozent soll Straubel den Anteil solcher Rohstoffe an den Kosten für Batterien beziffert haben – und Recycling der Materialien sie so billig werden lassen, dass sich „die gesamte Gleichung verändert“ und die Branche erst richtig in Schwung komme. In aller Stille zielt Teslas ehemaliger Technik-Chef mit Redwood laut dem WSJ darauf ab, das größte Unternehmen für die Wiederverwertung von Elektroauto-Akkus der USA aufzubauen. In neuen Prozessen sollen die Batterien aus alten Fahrzeuge entfernt, die wichtigsten Materialien entnommen und dann gleich zu neuen Batterien verarbeitet werden – die „umgekehrte Gigafactory“ ist also eher eine, die noch um die eigene Rohstoff-Rückgewinnung ergänzt wurde.
Tesla als Partner von Straubel?
Laut dem WSJ-Artikel hat Straubels neues Unternehmen in diesem Jahr rund 40 Millionen Dollar Kapital von externen Investoren eingesammelt, darunter ein Fonds von Bill Gates und Jeff Bezos. Tesla oder CEO Musk sollen nicht darunter sein, aber Straubel ist beiden weiterhin als Berater verbunden. Insofern könnte sein Recycling-Konzept auch bei Tesla und schon beim großen Batterie-Tag Ende September eine Rolle spielen: Tesla selbst spricht in seinem diesjährigen Umwelt-Bericht davon, langfristig viel Geld mit wiederverwerteten statt immer neu zugekauften Akku-Materialien sparen zu wollen.