Vor genau zwölf Jahren sicherte sich Tesla einen Kredit über 40 Millionen Dollar, um eine Insolvenz abzuwenden: An diese schwierige Zeit erinnerte am Dienstag auf Twitter der Finanzkolumnist Jon Erlichman – und brachte damit ein kurzes Schwelgen in Erinnerungen von damals Beteiligten einschließlich CEO Elon Musk in Gang. Nur noch drei Tage sei Tesla vor Abschluss dieser Runde von einer Insolvenz entfernt gewesen, informierte er – und berichtete dann über die viel längere und jüngere Krise mit dem Start des Model 3.
Tesla vor Weihnachten fast pleite
Ende 2008 hatte Tesla gerade einmal 100 Exemplare der Mini-Serie seines ersten Roadster produziert und Musk schon große Pläne, aber kein Kapital mehr. Es sei extrem schwierig gewesen, damals neues Geld aufzunehmen, erklärte er jetzt auf Twitter: Elektroauto-Startups hätten noch als „super-merkwürdig“ gegolten, während gleichzeitig selbst lang etablierte Hersteller wie GM und Chrysler in die Pleite rutschten. Letztlich habe er sein gesamtes privates Geld mit eingesetzt und einen Abschluss der Finanzierungsrunde um 18 Uhr an Heiligabend erreicht, kurz bevor alle Kapitalgeber ihr Arbeitsjahr beenden wollten und drei Tage vor Teslas Zahlungsunfähigkeit.
„Elons Versprechen, wenn nötig alles selbst zu übernehmen, hat die ängstliche Stimmung der Investoren kippen lassen“, ergänzte Steve Jurvetson, einer der früh beteiligten Finanziers. Musk bedankte sich für dessen damalige Unterstützung. Die Runde in Form einer Wandelanleihe habe Tesla sechs Monate Spielraum verschafft, schon fünf Monate später habe dann glücklicherweise Daimler 50 Millionen Dollar investiert.
On this day in 2008: Tesla secures $40 million loan to avoid bankruptcy
Today, it’s the most valuable automaker in the world. pic.twitter.com/9ZFqu4Ql2h
— Jon Erlichman (@JonErlichman) November 3, 2020
So konnte Tesla die weiteren gut 2000 Roadster produzieren und liefern und sich mit weiterem Geld aus dem Börsengang 2010 an die Produktion von Model S und Model X machen, die aber beide nur die Vorbereitung für das als erstes echtes Massen-Elektroauto geplante Model 3 waren. Und dessen Produktionsstart brachte Tesla dann einer konkreten Insolvenz zwar nicht so nah wie Ende 2008 der Roadster. Aber dafür dauert diese Zeit mit „extremem Stress und Leiden“ laut Musk volle zwei Jahre.
Tesla und CEO in der Dauer-Krise
Von Mitte 2017 bis Mitte 2019 habe die Krise mit dem Model 3 angehalten, schrieb er zu einer Nachfrage über diese Zeit. Tesla habe damit in der Produktions- und in der Logistik-Hölle gesteckt. Vereinzelt hatte sich der Tesla-Chef schon über extreme Belastungen geäußert, zum Beispiel Mitte 2018 in einem Interview, in dem er den Tränen nah war. Die Information, dass diese Zustände bei Tesla sozusagen zwei Jahre lang durchgehend herrschten, scheint neu zu sein. Von einer Insolvenz trennte Tesla in dieser langen Zeit anders als 2008 aber stets zumindest etwa ein Monat, wie Musk jetzt berichtete.
Bei dieser Gelegenheit rechtfertigte er noch einmal sein Bonus-Programm, für das Tesla zuletzt einen dreistelligen Millionen-Betrag verbuchen musste. Die Optionen würden gebraucht, um die Mars-Mission von SpaceX für die Menschheit zu finanzieren, erklärte Musk. Rechnerisch sind schon die bisher verdienten Tranchen des Programms für den Tesla-Chef mehrere Milliarden Dollar wert. Aber das viele Geld scheint hart verdient zu sein – und nicht für persönliche Zwecke gedacht.