Bild: Tesla (Kamera-Einheit in Rückspiegel von Model 3)
Eine in Nordamerika begonnene Neuerung bei Tesla erreicht jetzt wie erwartet auch den europäischen Markt – und wie befürchtet bringt sie zumindest vorübergehend eine Einschränkung mit sich: Im vergangenen Frühjahr stellte das Unternehmen zunächst in den USA sein Autopilot-System auf „vision only“ um, verzichtete also auf den zuvor verbauten Radar-Sensor. Model 3 und Model Y aus China für Europa waren davon zunächst nicht betroffen, doch jetzt ist es auch hier so weit. Und das bedeutet auch, dass die Autopilot-Funktion Lenkassistent vorerst nur noch bis zu einer Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern funktioniert.
„Vision only“ auch bei Tesla in Europa
Das geht aus einer Webseite mit dem Titel „Umstellung auf Tesla Vision“ hervor, die an diesem Mittwoch von dem deutschen Beobachter @tesla_adri entdeckt wurde. Zuvor gab es sie nur für die USA und Kanada, und eine Umstellung auf andere Länder führte zu einer Fehler-Meldung. Ab April 2022 seien Model 3 und Model Y für den europäischen und nahöstlichen Markt „nicht mehr mit Radar ausgerüstet“, heißt es jetzt in der deutschen Version. Stattdessen würden Autopilot-Funktionen, die Option FSD und aktive Sicherheitsfunktionen „auf Kamerasicht und neuronaler Netzverarbeitung basieren“.
Das im April 2021 von Tesla-Chef Elon Musk verkündete und dann auf dem Heimatmarkt rasch umgesetzte Prinzip „vision only“ hält also endgültig auch in Europa Einzug. Der CEO hatte den Schritt damit begründet, dass Radar-Daten zu oft widersprüchlich seien und im Grunde auch gar nicht gebraucht würden, weil ja auch menschliches Fahren nur mittels Augen und Gehirn funktioniere. Allein mit Kameras und genügend künstlicher Intelligenz will er seitdem dafür sorgen, dass Tesla-Elektroautos das bald besser beherrschen als Menschen.
Starting in April 2022, Model 3/Y for Europe and the middle eastern markets will no longer be equipped with radar.
Maximum AP speed is limited to 130 kph (80mph) with increased minimum follow distancehttps://t.co/03ZXjfCIGF pic.twitter.com/s4Fs9e7j4f
— Tesla_Adri (@tesla_adri) April 6, 2022
Das dauert allerdings schon wieder länger als von Musk angekündigt, und der Umstieg auf „vision only“ in den USA brachte zunächst einmal einen Rückschritt mit sich. Einige Autopilot-Sicherheitsfunktionen fielen bei neuen Model 3 und Model Y vorübergehend weg, wurden dann aber erfolgreich nachgetestet und kamen wieder auf die NHTSA-Liste. Eine Einschränkung aber blieb bislang erhalten: Die maximal mögliche Geschwindigkeit für die Spurhalte-Funktion Autosteer wurde von 90 Meilen pro Stunde auf 80 Meilen pro Stunde gesenkt. Und das Gleiche passiert mit der Verringerung von 150 auf 130 Stundenkilometer jetzt in Europa.
Autopilot soll schnell verbessert werden
Laut dem neuen Text dazu auf der deutschen Website gilt das nur für „einen kurzen Zeitraum“; in den kommenden Wochen würden eingeschränkte oder inaktive Funktionen mit Funk-Updates wiederhergestellt. Das Gleiche steht allerdings schon seit Mai 2021 auf den Autopilot-Seiten für die USA und Kanada, wo die Tempo-Begrenzung bald ein Jahr alt wird. Europäische und insbesondere deutsche Kunden, für die es als einzige noch kein generelles staatliches Limit gibt, werden hoffen, dass es nach dieser Vorlaufzeit bei ihnen wirklich nur Wochen dauert, bis der Vision-Autopilot so viel kann wie der mit Radar.