Für das Autopilot-System, das in Zukunft vollständig autonomes Fahren ermöglichen soll, baut Tesla in seine aktuellen Elektroautos eine Kombination aus Kameras, Ultraschall-Sensoren und einem Radar-Gerät ein. Skeptiker sagen, dass das niemals ausreichen wird, und auch zu Tesla hieß es zwischendurch, zumindest ein deutlich leistungsfähigerer Radar-Sensor werde kommen. Stattdessen aber geht CEO Elon Musk in die entgegengesetzte Richtung: Schon die nächste Beta-Version der Autopilot-Software werde ausschließlich auf „vision“ basieren, also der Auswertung von Kamera-Bildern, kündigte er jetzt an. Das Radar-Gerät in heutigen Tesla-Elektroautos werde in Zukunft sogar wegfallen.
Neue FSD-Beta für Autopilot fast fertig
Damit hat sich der Tesla-Chef denkbar deutlich gegen die Mehrheitsmeinung in der Autonomie-Branche festgelegt, in der zusätzlich zu Kameras und Radar meist noch Lidar-Sensoren eingesetzt werden, die mittels Laser-Vermessung die Umgebung genau erfassen. Davon wollte Musk schon vorher nichts wissen – er würde Lidar bei Tesla nicht einmal verwenden, wenn es kostenlos wäre, sagte er im vergangenen Oktober.
Und auch die zusätzliche Sensor-Reduktion bei Tesla wurde offenbar schon fast fertig umgesetzt. Auf Twitter kündigte Musk am Freitag eine neue Version 9.0 der Beta-Software FSD an, die Tester in den USA seit Oktober 2020 ausprobieren können. „Pure Vision, no radar“, ergänzte er dazu. Dass Tesla auf diese Sensor-Technik verzichten könnte, hatte er Mitte März zum ersten Mal erwähnt.
Almost ready with FSD Beta V9.0. Step change improvement is massive, especially for weird corner cases & bad weather. Pure vision, no radar.
— Elon Musk (@elonmusk) April 9, 2021
Und jedenfalls nach den Worten von Musk hat sich diese Entscheidung schon ausgezahlt. Vor allem bei schlechtem Wetter und merkwürdigen Rand-Fällen werde FSD Beta 9.0 die nächste Stufe und „massive Verbesserungen“ bringen. Die neue Version sei fast fertig. Das dürfte bedeuten, dass bald auch der begehrte „Beta Button“ für die automatische Anmeldung zur Teilnahme an dem FSD-Test kommt, den der Tesla-Chef Anfang März angekündigt hat (allerdings zunächst nur für die USA).
Tesla-Chef will voll auf Kameras setzen
Auf Nachfrage sagte Musk jetzt, der Radar-Sensor werde in zukünftigen Elektroautos von Tesla nicht einmal mehr als Backup-System verbaut werden. Und der Tesla-CEO lieferte auch eine Erklärung für den überraschenden Verzicht darauf. Bei unterschiedlichen Sensoren könne die Frage auftauchen, welchem davon man vertrauen solle, wenn sie unterschiedliche Ergebnisse liefern, schrieb er. Und weil Kameras sehr viel präziser seien als Radar, sei es besser, mit voller Kraft darauf zu setzen, statt sich an einer Sensor-Fusion zu versuchen.