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Ist das der Tesla-Plan? Bitcoin-Stromhunger könnte laut Studie Energiewende unterstützen

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Bild: Solar-Park von Apple in Kalifornien (Foto: Apple)

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Mit der Investition von 1,5 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln von Tesla in Bitcoin hat Elon Musk inzwischen zwar wohl mindestens 50 Prozent Gewinn gemacht, aber auch einige Kritik auf sich gezogen. Finanzexperten störten sich an dem spekulativen Element in der Tesla-Bilanz, Umweltschützer vor allem an dem hohen Energie-Bedarf für die Berechnungen hinter der Kryptowährung. Trotzdem setzte Tesla wenig später in den USA auch die Ankündigung um, bald die Bezahlung seiner Elektroautos in Bitcoin möglich zu machen. Beobachter rätselten unterdessen, ob Musk damit weitergehende Ziele verfolgt und wenn ja welche. Und eine Beratungsfirma könnte jetzt eine Antwort auf diese Fragen gefunden haben.

Bitcoin-Farmen als Abschalt-Reserve

„Wie Bitcoin die Energiewende unterstützen könnte“, lautet der Titel einer in dieser Woche verschickten Studie der auf Rohstoffe und Energie spezialisierten Beratungsfirma Wood Mackenzie. Das mag sich angesichts des enormen Strombedarfs für die schwierigen Berechnungen, auf denen nicht nur diese Kryptowährung basiert, paradox anhören. Aber Woodmac (und womöglich Tesla-Chef Musk) sieht genau in diesem vermeintlichen Nachteil den großen Nutzen von Bitcoin für ein stärker nachhaltiges Energiesystem.

Die Überlegung dahinter: Je mehr erneuerbare Quellen Strom produzieren, desto schwankender wird grob gesagt die Versorgung. Also müssen entweder konventionelle Spitzenlast- und Reserve-Kraftwerke her oder Akkus. Die zweite Variante wird von Tesla mit immer größeren Batterie-Speichern aus immer größeren Modulen verfolgt, die überschüssigen Strom aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben. Aber Bitcoin könnte zusätzlich den Nachfrage-Teil der wichtigen Energie-Gleichung lösen: hohe Lasten flexibel dann vom Netz nehmen, wenn gerade wenig Strom zur Verfügung steht.

1,2 Gigawatt Bitcoin-Leistung in USA

Schon heute arbeiten viele Netzbetreiber mit derartiger „demand response“, also Nachfrage-Steuerung. Sie vereinbaren mit großen Kunden, dass diese gegen eine finanzielle Entschädigung ihren Verbrauch bei Bedarf reduzieren – das kann billiger sein, als bei Knappheit zusätzlichen Strom einzukaufen. Laut der WoodMac-Studie haben zum Beispiel am neuen Tesla-Standort Texas (der im Februar von schweren Stromausfällen getroffen wurde) zuletzt drei Rechenzentren eine solche Vereinbarung geschlossen. Insgesamt hätten 2020 in den USA 32,9 Gigawatt steuerbarer Industrie-Leistung zur Verfügung gestanden.

Und mit Bitcoin könnte zumindest ein ordentlicher Batzen dazugekommen, schreiben die Experten. Die Maximal-Nachfrage von Bitcoin-Schürfern in den USA habe schon in diesem März 1,2 Gigawatt betragen. Zusammen mit anderen Kryptowährungen und bei weiteren Kursanstiegen könnten so leicht Leistungen im zweistelligen Gigawatt-Bereich zusammenkommen. Laut WoodMac sind sie für die Strom-Regelung zudem nahezu perfekt geeignet.

Tesla mischt fast überall mit

Im vergangenen Sommer habe der kalifornische Netzbetreiber gemeldet, dass etwa ein Drittel der gemeldeten steuerbaren Nachfrage bei Problemen nicht zur Verfügung gestanden habe, heißt es in der Studie weiter. Mit Bitcoin aber könne das kaum passieren. Die Energiekosten könnten bis zu 80 Prozent beim Schürfen der Kryptowährung ausmachen, sodass es hier stärkere Anreize zum Abschalten bei Bedarf gebe als bei anderen Anwendungen. Zudem seien Bitcoin-Farmen üblicherweise rund um die Uhr im Einsatz statt nur zu festen Arbeitszeiten – also könne man sie auch jederzeit als Abschalt-Reserve einplanen.

Darüber hinaus sehen die Berater Potenzial für Bitcoin, andersherum überschüssigen Strom abzunehmen. Noch gebe es Abnahme-Verträge mit großen Krypto-Farmen nur bei einigen konventionellen Kraftwerken. Aber das Prinzip sei auch für erneuerbare Strom-Projekte interessant: Deren Initiatoren könnten mit langen Bitcoin-Verträgen ihr Vermarktungsrisiko verringern – oder gleich selbst in das Mining-Geschäft einsteigen.

Tesla wird in der Woodmac-Studie nicht explizit erwähnt, doch mit seinem Solar- und Speicher-Geschäft deckt das Unternehmen große Teile des beschriebenen Systems ab und beginnt auch, selbst zum Stromanbieter zu werden. Und dass CEO Musk nur aus einer Laune heraus in Bitcoin eingestiegen ist und ihm die Umweltfolgen egal sind, vermuten zwar manche – aber sehr wahrscheinlich ist es vor dem Hintergrund seines öffentlichen Eintretens für klimaschonenderes Wirtschaften nicht.

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