Immer wieder taucht auf Youtube oder sonstigen Videoplattformen ein inoffizieller Tesla-Werbespot auf, welcher von ambitionierten Fans des kalifornischen Autoherstellers produziert wird. Nur selten haben diese Filme das Format, welches ein gerade veröffentlichter Werbefilm mit dem Namen „Tesla – Silence“ vorweisen kann. Dieser 57-sekündige Spot ist so professionell produziert worden, dass man sofort erkennt, dass hier mehr als nur ein einfacher „Tesla-Fan“ dahinter stecken muss.
Nach stundenlanger Recherche konnten wir den Verantwortlichen für diesen Werbefilm endlich ausfindig machen (na gut, wir hatten eigentlich alle nötigen Informationen innerhalb von Sekunden auf Youtube gefunden). Das Interessante war: Der Film ist eine deutsche Produktion. Das Konzept für diesen Werbespot stammt von dem münchener Filmregie-Studenten Minh Duong (minhduong.de), welcher auch die Regie übernommen hat.
Da es uns faszinierte, dass man für eine deutsche Produktion ein amerikanisches Fahrzeug hernimmt, noch dazu ein Tesla Model S, mussten wir unbedingt mehr über den Regisseur und die Idee hinter diesem Werbefilm erfahren. Wir baten deshalb um ein kurzes Interview via E-Mail, zu welchem Duong auch prompt einwilligte. Doch erst einmal der Werbefilm:
TM: Wie sind Sie auf die Idee zu dem Film gekommen und wieso haben Sie ein Tesla Model S verwendet?
Ich studiere Spielfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München und habe dort zusätzlich die „Masterclass“ für Werbung und Imagefilm absolviert.
Mit einem kleinen Budget der Hochschule konnte ich so einen Werbefilm für einen Kunden/Produkt meiner Wahl konzipieren und realisieren. Bei diesen sog. Spec.Spots geht es vor allem darum, ohne den „Druck“ eines Kundenauftrags eine freie Arbeit im Bereich Werbung zu realisieren. Da ich mich für den Bereich Autowerbung empfehlen möchte und Tesla selbst keine eigene Werbung für seine Produkte macht, war die Marke für eine freie Arbeit sehr attraktiv. Sie war im Bezug auf das Branding quasi „unbefleckt“. Man konnte in alle Richtungen gehen.
Mit wenigen Ausnahmen sind Autowerbespots heutzutage eine Aneinanderreihung auswechselbarer Vignetten. Ökologisch, vernetzt und innovativ – so preisen sich die Oberklasse- Limousinen von heute an. Der Hersteller, der sich diese Attribute mit der größten Berechtigung auf die Fahnen schreiben könnte, ist Tesla mit seinem Model S. Doch Tesla hat mehrmals klar gemacht, dass der Konzern es gar nicht nötig hat, klassische Werbung für seine Autos zu produzieren. Mit einem „klassischen Werbespot“ würde Tesla nur die Phrasen der Konkurrenz übernehmen. Sie würden sich einreihen und nicht mehr hervorstechen.
Ich war der Meinung, Tesla sollte nicht auf Werbung verzichten, sondern einfach andere Wege gehen. Das war die Grundidee des Films. Kein klassischer 30-Sekünder, der visuell nochmal aufbereitet, was sowieso jeder mit Tesla verbindet: nachhaltig, elektrisch, futuristisch, und so weiter. „Silence“ sollte ein kleiner Kurzfilm in schwarzweiß werden: emotional, surreal und assoziativ. Eine Autowerbung, die es sich erlaubt, primär die Geschichte zweier Liebender zu erzählen. Es ging nicht darum, das Model S aus allen erdenklichen Perspektiven zu zeigen und das Auto plakativ in den Mittelpunkt zu stellen. Das Model S sollte zum Spielort, zum stillen Weggefährten werden, der die Zusammenkunft der beiden ermöglicht. Diese Form von Understatement galt es zu kommunizieren. Kompromisslos, emotional und vielleicht auch ein bisschen archaisch. Was früher der röhrende Ferrari war, ist heute das Model S von Tesla.
TM: Wie lange hat es gedauert diesen Film – von Idee bis Umsetzung – zu erstellen? Wo wurde überhaupt gedreht?
Das erste Konzept habe ich im Sommer 2014 an meinen Professor geschickt. Bis zur Realisierung hat es dann einige Zeit gedauert. Wir wollten einen hochwertigen Werbespot für ein Oberklassefahrzeug produzieren, hatten aber nur einen winzigen Bruchteil des Budgets zur Verfügung, das unter realen Bedingungen dafür nötig wäre. Das konnte nur durch intensiven Zeitaufwand, penible Vorbereitung und leidenschaftliches „Betteln“ bei Technikverleihern, Motivgebern und Kollegen kompensiert werden. Glücklicherweise habe ich mit Steffen Rodewoldt (Produktion) und Nikola Krivokuca (Kamera) zwei leidenschaftliche Mitstreiter gefunden, die sich mit vollem Einsatz für die Realisierung des Spots eingesetzt haben. Dazu kamen zahlreiche hilfsbereite KommilitonInnen und KollegInen, die uns an insgesamt 8 Drehtagen tatkräftig unterstützt haben. Die Hochschule hat uns auch in der Postproduktion (VFX, Grading, Mischung) unterstützt, sonst wäre das alles nicht möglich gewesen.
Ursprünglich hätten wir gerne auf Lanzarote oder in Südspanien gedreht, weil wir eine möglichst surreale Landschaft erzählen wollten. Das war aufgrund unseres schmalen Budgest leider nicht möglich, also sind der Kameramann und ich über 2000 km quer durch Bayern gefahren, um passende Drehorte zu finden.
Gedreht haben wir dann u.a. am Sylvensteinspeicher, am „großen Ahornboden“ in Österreich und in der Hochschule.
TM: In Ihrem Film geht es darum, dass Elektrofahrzeuge – in diesem Fall das Tesla Model S – sehr leise sind. Wieso gerade dieser Aspekt?
Als ich das erste Mal in einem Model S gefahren bin, hat mich die Stille am meisten beeindruckt. Abgesehen von der unglaublichen linearen Beschleunigung..
Auf der sinnlichen Ebene war das für mich ein Alleinstellungsmerkmal, das bisher viel zu wenig gewürdigt wurde und ein idealer Ansatz, um damit eine emotionale Verknüpfung zur Geschichte aufzubauen.
Quiet is the new loud – das galt es filmisch umzusetzen.
TM: Haben Sie bei den Dreharbeiten etwas Neues über das Model S oder die Elektromobilität lernen können?
Ich bin ja grundsätzlich kein Fachmann was Autos und Elektromobiliät angeht. In erster Linie habe ich festgestellt, dass die kompromisslose Elektromobilität, wie sie Tesla verfolgt, im Alltag durchaus praktikabel ist.
Ab und zu mussten wir zwar schon noch kalkulieren, was das Stromtanken und die Reichweite anging, aber das ändert nichts daran: Das Model S ist ein großartiges Auto und Elektromobilität ist definitiv die Zukunft des Automobils.
TM: War Tesla Motors irgendwie involviert oder haben Sie zu denen Kontakt aufgenommen?
Nein, Tesla war nicht involviert. Aus markenrechtlichen Gründen mussten wir uns aber für das Konzept im Vorfeld eine Freigabe von Tesla geben lassen.
TM: Schätzen Sie mal: Wann wird die erste Tesla-Werbung im Fernsehen (US o. EU) zu sehen sein?
Schwer zu sagen. Spätestens wenn wirklich ernstzunehmende Konkurrenz mit ähnlich kompromisslosen Fahrzeugen aufkommt.
Ich glaube, sobald Apple, Google oder ein anderer „new player“ den Markt betritt, wird auch Tesla sich markentechnisch profilieren bzw. positionieren müssen.
Teslamag dankt Minh Duong noch einmal für den schnellen und vor allem sehr freundlichen Kontakt. Wir wünschen ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute.