Bild: Tata Motors
Schon 2017 kündigte CEO Elon Musk an, im Sommer jenes Jahres mit Elektroautos von Tesla in Indien an den Start zu gehen, nachdem man schon vorher ein Model 3 reservieren konnte, aber auf die ersten Auslieferungen wartet man dort noch heute. Erst im Verlauf von 2021 schienen die Pläne konkreter zu werden, denn Tesla gründete eine lokale Tochter und führte mehrfach Verhandlungen mit Vertretern der Regierung über Standorte und Zölle. Jetzt allerdings soll Tesla seine Indien-Pläne mangels Fortschritten wieder auf Eis gelegt haben. Und der lokale Hersteller Tata zeigt, dass er ebenfalls schon interessante Elektroautos zu bieten hat.
Tesla-Team für Indien mit neuen Aufgaben
Nach den Vorstellungen von Tesla sollte Indien seinen Import-Zoll von bis zu 100 Prozent bei Elektroautos drastisch senken. Parallel wurden Standorte für Showrooms und Service-Center gesucht, aber die Regierung wollte zumindest Zusagen auch für eine spätere Produktion im eigenen Land. Solche Gespräche liefen ein Jahr lang, führten aber letztlich zu nichts, berichtete die Nachrichten-Agentur Reuters: Anfang Februar habe Tesla eine Bilanz seiner Lobby-Versuche gezogen und beschlossen, den Indien-Start vorerst nicht mehr zu verfolgen.
Zu der Entscheidung habe neben der ungelösten Zoll-Frage auch beigetragen, dass sich die Elektroautos von Tesla im Rest der Welt bestens verkaufen, berichtet Reuters. Bloße Verkäufe von aus China importierten Autos in Indien seien kein gutes Angebot, hatte wiederum schon im April der Transport-Minister gesagt. Mercedes dagegen will sein Luxus-Elektroauto EQS zumindest teilweise lokal produzieren. Das drückt den Zoll für Komponenten auf 40 Prozent, sodass es anders als ein Tesla mit 100 Prozent Import-Aufschlag vergleichsweise bezahlbar bliebe.
Das Tesla-Team für Indien hat sich laut dem Reuters-Bericht mittlerweile schon wieder anderen Aufgaben zugewandt, nachdem seine Lobby-Arbeit nicht den gewünschten Erfolg brachte. Unter anderem scheiterte sie wohl am Widerstand der einheimischen Auto-Industrie gegen eine Zoll-Senkung extra für Tesla. Die Branche besteht hauptsächlich aus Tata Motors, das 2008 kurz weltweit Aufsehen mit dem Stadt-Auto Nano zu einem beispiellos niedrigen Preis erregte und im selben Jahr das britische Unternehmen Jaguar Land Rover übernahm.
Tata-Elektroauto mit vorzeigbaren Daten
Mit dem Jaguar I-Pace ist dadurch im Westen bereits ein (wenn auch nicht sehr erfolgreiches) Tata-Elektroauto auf dem Markt. In Indien gab es bislang zwei davon: Tigor EV und Nexon EV, eine Limousine und ein SUV, aber jeweils klein und mit bescheidenen technischen Daten. In dieser Woche aber kam der Tata Nexon EV Max mit deutlich mehr Akku-Kapazität und damit Reichweite hinzu (s. Foto oben). Mit jetzt 40,5 Kilowattstunden, 437 Kilometern nach der lokalen Norm und CCS-Nachladen mit bis zu 50 Kilowatt kann er sich sehen lassen. Und die Preise ab umgerechnet rund 22.000 Euro sind für durchschnittliche Inder zwar hoch, liegen aber eher in der Nähe der lokalen Konkurrenz von Tesla in China als auf dem Niveau von Model 3 oder Model Y selbst ohne Import-Zölle.