Die indische Regierung hätte gern eine Fabrik von Tesla in ihrem Land und ist laut Berichten aus diesem März bereit, dafür so weitgehende finanzielle Zugeständnisse zu arrangieren, dass die Produktionskosten niedriger sind als in China. Beim Import von Produkten des Unternehmens aber zeigt sie sich weitaus weniger entgegenkommend: Tesla hatte vor kurzem angeregt, den Zoll für die Einfuhr von Elektroautos nach Indien zu senken, und CEO Elon Musk stellte für den Erfolgsfall sogar die begehrte lokale Produktion in Aussicht. Zunächst schien er damit auf taube Ohren zu stoßen, doch am Montag zeigte sich die indische Regierung offener (aktualisiert, s. ganz unten).
Erst keine Chance für Musk-Vorschlag
„Es befindet sich kein solcher Vorschlag in Erwägung“, sagte laut Autocar India vergangene Woche Krishan Pal Gurjar, neuer Staatsminister für Energie und Industrie, über die abgelehnte Anregung aus den USA. Die soll zuvor in Form eines Schreibens an die Regierung eingegangen sein: Tesla wünschte sich eine Verringerung des Importzolls für Elektroautos auf 40 Prozent von den aktuell abhängig vom Preis, aber unabhängig vom Antrieb 60-100 Prozent bei Autos.
Ohne diese Zahlen zu nennen, hatte im Juli auch der von der Regierung sonst umworbene Tesla-CEO Musk dieses Thema angesprochen. Indiens Zölle seien die mit Abstand höchsten unter allen großen Ländern weltweit, antwortete er auf Twitter auf eine Bitte, seine Elektroautos dort so bald wie möglich einzuführen. Zusätzlich kritisierte Musk, dass bei der Höhe der Abgabe nicht nach Antrieben unterschieden werde, was nicht gut zur indischen Klimapolitik zu passen scheine.
We want to do so, but import duties are the highest in the world by far of any large country!
Moreover, clean energy vehicles are treated the same as diesel or petrol, which does not seem entirely consistent with the climate goals of India.
— Elon Musk (@elonmusk) July 23, 2021
In einer weiteren Twitter-Nachricht ergänzte er dann, Tesla sei zuversichtlich, dass die Regierung zumindest eine vorübergehende Zoll-Senkung für Elektroautos beschließen werde. Er würde das jedenfalls sehr zu schätzen wissen, schrieb Musk. Und auf eine Nachfrage hin erwähnte er, wenn Tesla in Indien zunächst mit importierten Fahrzeuge Erfolg habe, dann sei eine Fabrik dort „ziemlich wahrscheinlich“.
Kommt Indien Tesla doch entgegen?
Diese Aussage könnte man als Lockmittel für die indische Regierung verstehen, Musks Zoll-Wunsch zu erfüllen, aber falls sie so gedacht war, schien das zunächst nicht funktioniert zu haben. Eine Begründung für seine Ablehnung gab der Industrie-Minister nach den lokalen Berichten nicht, aber sie klang deutlich. Somit hätte Tesla entscheiden müssen, ob sich der Schritt nach Indien trotz der hohen Zoll-Belastung lohnt. Dortige Kunden warten jedenfalls schon lange darauf: 2017 sagte CEO Musk, im Sommer des Jahres sei es so weit, zuletzt im Oktober 2020 erklärte er, der Tesla-Start in Indien 2021 sei „sicher“.
Aktualisierung: Tatsächlich scheint die Regierung dort beim Thema Zölle in den vergangenen Tagen umgedacht zu haben. Zwei ihrer hochrangigen Mitglieder hätten gesagt, die Zoll-Senkung für Elektroautos wie von Tesla vorgeschlagen werde aktuell sehr wohl geprüft, berichtete am Montag die Nachrichten-Agentur Reuters. Eine der Quellen soll dazu gesagt haben, diese sei eigentlich kein großes Problem, weil nicht mit hohen Elektroauto-Importen gerechnet werde. Aber die Regierung erwarte im Gegenzug gewisse wirtschaftliche Vorteile und müsse auch die Interessen inländischer Hersteller berücksichtigen.