Bild: Tesla
Dem Anschein nach spontan kündigte CEO Elon Musk bei der Hauptversammlung vergangene Woche auf die Frage eines Aktionärs hin an, bei Tesla zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens mit bezahlten Anzeigen zu experimentieren. Zu unterscheiden ist dabei zwischen Werbung im engeren Sinn und Marketing – letzteres betreibt Tesla in sozialen Medien vielleicht sogar intensiver als andere Auto-Unternehmen. Möglicherweise dadurch kam es nach der Musk-Ankündigung zu Verwechslungen: Mehrere Medien hielten ein recht gewöhnliches Twitter-Video von Tesla für den ersten Werbespot des Unternehmens.
Tesla-Werbung für Asien unbezahlt
Veröffentlicht wurde es drei Tage nach der Hauptversammlung von dem offiziellen Account @Tesla_Asia. Knapp zwei Minuten lang beantwortet darin eine Frau zu harmonischen Familien-Bildern (s. Foto oben) und freundlicher Musik die in dem Twitter-Beitrag gestellte Frage, warum sie sich für einen Tesla entschieden hat. Und nachdem zunächst US-Medien der Meinung waren, eine TV-Anzeige des Unternehmens entdeckt zu haben, berichtete am Dienstag zum Beispiel auch die deutsche Automobilwoche, Tesla habe auf Twitter „einen Werbespot geschaltet“.
Theoretisch kann man das tatsächlich, doch bei dem Beitrag von @Tesla_Asia fehlt der „sponsored“-Hinweis, der bei Twitter bezahlte Werbung kennzeichnet. Eigentlich hat der Asien-Account also nur ein weiteres Promotion-Video für Tesla in der Region veröffentlicht, wie es andere Sozialmedien-Kanäle des Unternehmens seit Jahren machen. Wie der Blog Electrek berichtet, ist sogar das Leitmotiv des vermeintlichen ersten echten Werbespots von Tesla alt: Schon vor acht Jahren habe es eine Video-Kampagne unter dem Motto „drive to believe“ wie jetzt in dem Beitrag aus Asien gegeben.
Drive to believe——why she chose Tesla? ❤️ pic.twitter.com/LXtGl15QUy
— Tesla Asia (@Tesla_Asia) May 19, 2023
Zudem ist zwar auch TV-Werbung in einer Länge von zwei Minuten möglich, aber ungewöhnlich – selbst bei dem teuren Anzeigen-Spektakel Super Bowl in den USA beschränken sich werbende Unternehmen meist auf maximal eine Minute. Also spricht trotz der zahlreichen Berichte praktisch nichts dafür, dass Tesla auf Twitter wirklich einen Spot zur späteren Ausstrahlung bei einem Fernsehsender präsentiert hat. Als Werbung kann das Video natürlich trotzdem verstanden werden, aber nur in einer Form, wie Tesla sie seit langem über eigene Kanäle betreibt, ohne für die Veröffentlichung zu bezahlen.
Twitter-Spaß mit altem Tesla-Video
Bis sich wirklich zeigt, wie der Elektroauto-Hersteller das neue Feld angehen will, könnte es also noch etwas dauern. Zuvor hatte CEO Musk zu diesem Thema erklärt, wenn Tesla einmal Werbung mache, dann solle sie informativ und künstlerisch sein, was man von dem Twitter-Spot kaum behaupten kann.
Wie lange Tesla schon auf Internet-Marketing mit eigenen Inhalten setzt, wurde in dieser Woche über einen Umweg auch noch einmal auf andere Weise klar. Im September 2017 veröffentlichte das Unternehmen einen YouTube-Beitrag mit dem Titel „The Electric Family“. Ähnlich wie in dem neuen Video aus Asien erzählt darin ein Ehepaar, warum es sich zusätzlich zu seinem Model S ein Model X gekauft hat. Man könnte die Familie also als privilegiert betrachten, und genau das brachte später eine unbekannte Person zum Ausdruck, indem sie Frau und Mann in dem Tesla-Video entsprechende Aussagen in den Mund legte.
BREAKING:
Tesla's FIRST paid advertisement has been leaked. This is set to go live on all major broadcasting stations TONIGHT.$TSLA pic.twitter.com/2hjyQVkDAx— Jeremy Judkins (@jeremyjudkins_) May 22, 2023
Am Dienstag wurde diese modifizierte Version erneut auf Twitter veröffentlicht, mit dem Hinweis, dabei handele es sich um den ersten bezahlten Tesla-Spot, vorgesehen zur Ausstrahlung bei großen Sender noch am selben Abend. In diesem Fall dauerte es allerdings nicht lange, bis der Beitrag als offensichtlicher Spaß erkannt wurde.