Bild: teslamag.de (An- und Auslieferungen bei Tesla Hannover am 29. Dezember)
Kaum hat das neue Jahr begonnen, dürfte Tesla wichtige Informationen darüber liefern, wie das alte gelaufen ist: Für den Nachmittag des heutigen Montag (2.1.2023) wird die Veröffentlichung von Daten zu Produktion und Auslieferungen im letzten Quartal von 2022 und damit im gesamten Jahr erwartet. Dass ein neuer Rekord dabei herauskommt, ist längst klar, denn schon nach dem dritten Quartal lag Tesla nah an den Werten von ganz 2021. Ebenfalls klar ist aber seit der Konferenz zu den Q3-Zahlen im Oktober, dass das im April ausgegebene Ziel von mindestens 50 Prozent Wachstum im Jahresvergleich teils verfehlt wird.
Tesla-Wachstum eher 40 als 50 Prozent
Im Durchschnitt jährlich 50 Prozent mehr Elektroauto-Auslieferungen über mehrere Jahre lautet seit Anfang 2021 das langfristige Tesla-Ziel, und für 2022 hatte Finanzchef Zachary Kirkhorn im April sogar noch ein „oder darüber“ ergänzt. Nach unerwartet niedrigen Auslieferungen im dritten Quartal nahm er es jedoch teilweise zurück: Bei der Produktion seien sie noch erreichbar, die Zunahme der Tesla-Auslieferungen aber werde knapp unter 50 Prozent liegen, erklärte er.
Für 50 Prozent mehr Produktion müssten 2022 nach den 930.400 des Vorjahres insgesamt knapp 1,4 Millionen Elektroautos aus den Tesla-Fabriken weltweit gerollt sein, und davon 466.000 allein im vierten Quartal. Schon damit könnte es knapp werden, denn die Produktion in den neuen Gigafactorys in Deutschland und Texas scheint zwar zuzunehmen, doch in China soll Tesla sie im Dezember stattdessen reduziert haben.
Das Wachstum der Tesla-Auslieferungen in 2022 wird nach der Einschätzung von Analysten sogar deutlich statt wie von Finanzchef Kirkhorn zuletzt angekündigt knapp unter 50 Prozent liegen: Je nach Quelle erwarteten sie im Vorfeld für das vierte Quartal durchschnittlich 420.000-429.000 an Kunden übergebene Elektroautos. Zusammen mit den 908.573 aus den ersten drei Quartalen würde das maximal knapp 1,34 Millionen ausgelieferte Teslas in ganz 2022 ergeben. Im Vergleich zum gesamten Vorjahr wären das nur etwa 43 Prozent mehr als in 2021.
Ende 2022 Model 3 bis Model X im Bestand
Ein Wert näher an 50 Prozent wäre somit eine handfeste Überraschung. Bei Tesla kann man so etwas nie ausschließen, zumal CEO Elon Musk Ende Dezember (fast wie gewohnt) noch einmal zu höchstem Einsatz an den letzten Tagen aufrief. Im Westen dürften verschiedene spät eingeführte Rabatte und Supercharger-Prämien zu einem Endspurt beigetragen haben. Auf der anderen Seite waren in den USA und vor allem Europa noch an Silvester 2022 viele Model 3 bis Model X zu großteils reduzierten Preisen im Bestand. Für China wurden in der vorletzten Dezember-Woche überraschend sogar weniger als 10.000 Tesla-Auslieferungen gemeldet.
Auch eine negative Überraschung in den Tesla-Zahlen für Q4 zu Beginn des neuen Jahres scheint also nicht ausgeschlossen – die Aktie wurde jedenfalls inmitten von Rabatten im Westen und Meldungen über weniger Produktion in China im Vorfeld kräftig gedrückt, auch wenn sie an den letzten drei Tagen von 2022 eine kräftige Erholung schaffte. Wichtiger als die reinen Q4-Zahlen dürfte deshalb sein, ob Tesla mit der Meldung schon etwas zu den Aussichten für 2023 mitteilt. Denn erstmals seit längerer Zeit könnte die Herausforderung in diesem Jahr weniger darin liegen, die Produktion weiter kräftig zu steigern, als darin, die vielen zusätzlichen Elektroautos auch mit hohem Gewinn zu verkaufen.