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Aktuell: Fahrt in Tesla mit FSD in Deutschland – was das System schon kann und wo es patzte

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Bild: teslamag.de (Blick aus Cockpit von Tesla Model 3 unter FSD-Steuerung)

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Von außen würde man dem grauen Model 3 nicht ansehen, dass es ein Robotaxi ist, aber ungefähr als solches (jedenfalls nach der großzügigen Tesla-Definition) dient das Elektroauto mit LOS-Kennzeichen derzeit: In drei EU-Ländern bietet Tesla seit Montag Demo-Mitfahrten mit seinem System FSD Supervised an, das noch keine europäische Zulassung hat. Fünf Jahre nach dem Start eines Beta-Tests in den USA macht FSD damit erste konkrete Schritte nach Europa – und wir gehörten in dem Model 3 zu den ersten, die es als Beifahrer in Deutschland ausprobieren konnten.

30 Minuten FSD – mit Parkplatz-Patzer

Um es vorwegzunehmen: Die gut 30 Minuten lange Fahrt im Umkreis des Tesla-Zentrums im Süden von Hannover verlief ereignisarm. Nachdem es im Vorgespräch hieß, die Route für die Mitfahrt sei fest vorgegeben, konnten wir sie am Montag doch selbst vorschlagen. Wir wählten ein Ziel, das ein Stück Autobahn-Fahrt erforderte – wodurch wir allerdings fern der City blieben und wenig dichten Stadtverkehr erlebten. Am engsten wurde es beim Einparken vor einem Supermarkt, wo das Tesla Model 3 prompt einen Einkaufswagen touchierte.

Den etwa 15 Kilometer langen Weg bis dorthin legte das von FSD mit dem Zusatz „supervised“ für „überwacht“ kontrollierte Model 3 ohne Probleme zurück. Am Steuer saß ein Mitarbeiter des lokalen Tesla-Standorts, der in der Woche zuvor eine Zertifizierung als Tester von FSD auf deutschen Straßen durchlaufen hatte, wie er erzählte. Die ganze Fahrt über hatte er die Hände nah am Lenkrad und die Füße an den Pedalen, um wenn nötig intervenieren zu können. Außer auf dem Supermarkt-Parkplatz war das nach seinen Angaben kein einziges Mal der Fall.

Tesla Model 3 souverän unterwegs

Als genutzte FSD-Version war auf dem Bildschirm des Demo-Fahrzeugs 14.1.7 angegeben. Dabei handelt es sich um eine der neuesten, doch in den USA haben erste Tesla-Kunden bereits FSD 14.2 erhalten. Nach Einschätzung des Fahrers wurde die KI-Software für ihren Europa-Einsatz nicht neu trainiert. Mit den Gegebenheiten in und um Hannover kam sie bei der Vorführung trotzdem gut zurecht. Auf- und Abfahren bei Schnellstraßen meisterte sie ebenso wie Abbiegen und Gegenverkehr in der Stadt. Mehrfach berücksichtigte sie dabei korrekt Fahrrad-Fahrer und Fußgänger.

Insgesamt wirkte das überwachte FSD-System zuversichtlich in seinen Planungen und in der Umsetzung. Die bei einem Tesla mögliche Beschleunigung nutzte es bei weitem nicht aus und durchfuhr vor allem Kurven eher vorsichtig, wurde aber nie zu einem Verkehrshindernis. Wohl auch deshalb zog das Model 3, auf oder in dem keinerlei Hinweise auf ein Test-Fahrzeug für neue Assistenz-Funktionen zu sehen waren, keine Blicke von anderen Verkehrsteilnehmer auf sich.

Tesla sieht und rammt Einkaufswagen

Der Rückweg von dem Supermarkt in Lehrte zu Tesla, über eine etwas andere Route, gelang so problemlos wie der Hinweg. Beim automatischen Einparken an dem Zwischenziel aber unterlief dem FSD-System ein unschöner Schnitzer. Als Platz wählte das Model 3 nach der Ansage „now you have arrived at your destination“ eine Tasche zwischen zwei anderen Fahrzeugen, obwohl wenige Meter weiter eine große freie Fläche war. Neben dem in Fahrtrichtung links stehenden BMW war obendrein ein Mann mit Einladen beschäftigt.

Knapp wäre der Tesla daran vorbeigekommen, wenn er sich etwas weiter rechts gehalten hätte – dort war noch genügend Abstand zu dem geparkten VW Golf. Ein Mensch am Steuer hätte alternativ warten können, bis der BMW-Fahrer fertig entladen oder mehr Platz gemacht hätte. So aber zeigte das Model 3 mit FSD 14.1.7 das Hindernis hinten links zwar als Blase neben dem Auto mit einem Menschen darin an, berechnete aber offenbar den Abstand falsch: Beim Rückwärts-Hineinschwenken in die Parktasche berührte der linke Außenspiegel den Griff des Einkaufswagens.

Langes Warten auf FSD in Europa

Der kurze Kontakt war so leicht, dass sich der BMW-Fahrer beim Entladen nicht weiter stören ließ. Trotzdem deaktivierte der aufpassende Tesla-Mitarbeiter in diesem Moment die automatische Steuerung – ein dezenter Gong ertönte, und auf dem Bildschirm verschwand die blaue Einblendung „FSD Supervised“. Vor der Neuaktivierung des Systems manövrierte der Mitarbeiter zur Sicherheit manuell ein Stück aus der Parkposition heraus. Ab da bis zurück zum Tesla-Zentrum in Hannover übernahm wieder FSD, ohne Fehler zu machen.

„Beeindruckend“ lautete kurz der Eindruck, den der Tesla-Sicherheitsfahrer nach der Vorführung vom Fahrgast abfragte, trotz des Parkplatz-Schnitzers. Gleichzeitig konnten wir uns nicht verkneifen, Enttäuschung über den aktuellen Stand zum Ausdruck zu bringen. FSD wird seit vielen Jahren verkauft; in Deutschland heißt die Option weiterhin „volles Potenzial für autonomes Fahren“, während Tesla in den USA mit dem Supervised-Hinweis zu „Full Self-Driving“ vorsichtiger ist als früher. Doch weil in Europa auch ein überwachtes Assistenz-System eine spezielle Zulassung bräuchte und noch nicht hat, blicken hiesige Kunden bislang in die Röhre.

Musk: Autonom Tesla-Fahren noch 2025

Wie es kurz vor Beginn der ersten europäischen Vorführungen für Kunden hieß, rechnet Tesla fest mit einer Zulassung von FSD-Funktionen durch die niederländische RDW im Februar 2026. Die Behörde selbst äußerte sich zurückhaltender, bestätigte aber, dass es einen entsprechenden Zeitplan gibt. Auf eine Ausnahme-Zulassung für FSD Supervised durch die Niederlande könnten laut Tesla weitere EU-Mitglieder oder eine Abstimmung darüber in der gesamten Union folgen.

Autonomes Tesla-Fahren in Europa würde das weiterhin nicht bedeuten – nur weitgehend automatisiertes, bei dem der Hersteller keine Haftung für das System übernimmt. So ist es derzeit auch in den USA noch, wo Tesla in der Stadt Austin und der kalifornischen Bay Area einen als Robotaxi bezeichneten Dienst mit Model Y betreibt. Dort ist ebenfalls ein menschlicher Aufpasser an Bord, der jederzeit eingreifen kann, im Fall von Austin vom Beifahrer-Sitz aus. Für etwa Ende 2025 hat CEO Elon Musk die Abschaffung der Tesla-Beaufsichtiger in Teilen der Stadt angekündigt.

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