Über Elektroauto-Verkäufe bei Tesla wird immer noch viel diskutiert, viel wichtiger für die Zukunft – und damit den Börsenkurs – des Unternehmens aber sind laut CEO Elon Musk die KI-Projekte autonomes Fahren und Roboter. Nach der Veröffentlichung der Finanzdaten am Mittwoch nach Börsenschluss war diese Zweiteilung gut zu beobachten: Auf die laut dem Bericht klar verfehlten Gewinn-Erwartungen reagierte die Tesla-Aktie nur mäßig negativ. Während der anschließenden Analysten-Konferenz aber baute sie ihre Verluste aus, denn positive Nachrichten zu den Zukunftsthemen brachte der Austausch kaum.
Tesla weist Elektroauto-Fragen zurück
Bei Tesla können Anleger vorab Fragen für die Quartalskonferenzen einreichen, und die beliebtesten darunter werden dann vom Management beantwortet – jedenfalls theoretisch. Am Mittwoch wurde über diesen Kanal zweimal nach zukünftigen Elektroautos gefragt, und zweimal hieß es dazu, im Rahmen dieser Veranstaltung gebe Tesla keine Auskunft darüber. Anhaltspunkte für eine Erweiterung der Palette nach der Vorstellung von Tesla Model 3 und Model Y Standard Mitte des Monats enthält auch der Q3-Bericht nicht. Man konzentriere sich darauf, die Verkäufe durch ein differenziertes und effizient gesteuertes Portfolio zu erhöhen, schreibt Tesla nur.
Neuigkeiten gab es in Bericht und Konferenz zu den schon zuvor angekündigten Fahrzeugen Tesla Semi und Cybercab. Zu dem Sattelschlepper heißt es seit einiger Zeit, er solle ab nächstem Jahr in einer neuen Fabrik in Nevada produziert werden. Das bestätigte Tesla am Mittwoch. Anfang 2026 sollen dort die ersten Einheiten entstehen, gegen Ende des Jahres ein höheres Volumen erreicht werden. Zu dem zweisitzigen Cybercab ohne Pedale und Lenkrad (s. Foto oben) schrieb Tesla ebenfalls, es werde 2026 in die Serienproduktion gehen. Konkreter kündigte CEO Musk dann einen Start im zweiten Quartal des Jahres an.
Robotaxi-Expansion verzögert sich
Vorher allerdings müsste Tesla dafür sorgen, dass sein FSD-System für derzeit nur überwacht selbstständiges Fahren gut genug wird, um tatsächlich ein reines Robotaxi wie das Cybercab auf die Straßen lassen zu können. In Teilen der Stadt Austin im US-Bundesstaat Texas lässt das Unternehmen seit Juni eine kleine Flotte von Model Y mit FSD und menschlichem Aufpasser auf dem Beifahrersitz Passagiere befördern, was als Robotaxi-Dienst bezeichnet wird.
Nachdem Musk im September angekündigt hatte, wohl bis Ende des Jahres auf die aufpassenden Robotaxi-Beifahrer zu verzichten, wurde er am Mittwoch vorsichtiger: Man erwarte, sie bis zu diesem Zeitpunkt „mindestens in Teilen von Austin“ nicht mehr zu benötigen, sagte der Tesla-Chef auf Nachfrage in der Konferenz. Das war die erste Einschränkung gegenüber der breiteren Aussage von September. Zudem übersetzte Musk sein eigenes „bis Ende dieses Jahres“ dann in „innerhalb einiger Monate“, was bedeuten könnte, dass die Aufpasser-Abschaffung doch etwas länger dauert.
Auch mit Blick auf die Robotaxi-Expansion im Rest der USA äußerte sich Musk zurückhaltender als vor drei Monaten. Damals sagte er in der Konferenz zu den Q2-Zahlen, Ende 2025 wolle Tesla autonome Mitfahr-Dienste für 50 Prozent der US-Bevölkerung anbieten. Jetzt sprach er stattdessen von acht bis zehn Metropol-Regionen, was bei weitem nicht ausreichen dürfte, um die frühere Ankündigung einzuhalten. Zudem versteht sich auch die neue Aussage des CEO vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung.
Tesla-Roboter zur Produktion in Q1 2026
Noch größere Bedeutung für Tesla hat nach seinen Worten seit einiger Zeit das Roboter-Projekt Optimus, für das viel von er für autonomes Fahren entwickelten KI genutzt werden könne. Doch auch hier sieht es nach Verzögerungen aus. Von dem früheren Ziel, bis Ende dieses Jahres 10.000 Einheiten des humanoiden Tesla-Roboters zu produzieren, war am Mittwoch keine Rede mehr. Stattdessen wiederholte Musk, wie „unglaublich schwierig“ es sei, ihn zu realisieren, zumal es anders als bei Elektroautos noch keine funktionierende Lieferkette dafür gebe. Für Q1 2026 kündigte er jetzt die Vorstellung einer zur Produktion vorgesehenen Version an.
Anschließend will Tesla laut Musk beginnen, eine Produktionslinie für 1 Million Einheiten pro Jahr aufzubauen, die „hoffentlich“ gegen Ende 2026 in Betrieb gehen werde. Diese Rate zu erreichen, werde einige Zeit dauern, aber es sei möglich. Später werde Optimus 4 mit 10 Millionen Einheiten (vermutlich ebenfalls pro Jahr) folgen und dann Optimus 5 mit vielleicht 50-100 Millionen. Damit wurde die Vorstellung von Optimus Version 3 als der ersten für die Produktion in Serie zwar verschoben, aber laut dem Investor Gene Munster wurde Musk zumindest konkreter mit Blick auf die weitere Planung.
Werbung für neuen Musk-Bonus
Außerdem nutzte der Tesla-Chef die Q3-Konferenz mehrfach, um für Zustimmung für den neuen Bonus-Vorschlag für ihn zu werben, den das Board für die Hauptversammlung im November vorgelegt hat. Schon bei der ersten Optimus-Nachfrage sprach er dieses Thema an, indem er erklärte, seine größte Sorge sei, als CEO abgewählt zu werden, nachdem eine „enorme Roboter-Armee“ aufgebaut sei. Mit dem Bonus-Paket kann Musk sich zusätzliche Tesla-Aktien im Billionen-Wert sichern, die seinen Stimmanteil auf eine Sperrminorität von etwa 25 Prozent erhöhen würden. Er wolle „starken Einfluss“ auf diese Armee haben, sagte er, wenn auch nicht unbedingt die Kontrolle darüber.
Zum Abschluss der Konferenz warb auch der Tesla-Finanzvorstand Vaibhav Taneja für das neue Bonus-Paket – und wurde dabei vom CEO selbst mit einem langen Einwurf unterbrochen. Erneut beschimpfte Musk die Anleger-Beratungsfirmen ISS und Glass-Lewis, die von einer Zustimmung abraten, als „Terroristen der Wirtschaft“. Das Problem sei, dass viele Index-Fonds ihren Empfehlungen folgen würden. In der Vergangenheit habe es Fälle gegeben, in der sie „extrem destruktiv für die Zukunft des Unternehmens“ gewesen wären, sagte der Tesla-Chef, ohne Beispiele zu nennen.