Bild: IIHS
Bislang ist auch der Tesla-Autopilot mit FSD-Zusatz nur ein Assistenzsystem, bei dem die Person am Steuer stets die Verantwortung behält und notfalls jederzeit übernehmen muss. Schon damit ist aber die Zahl der Unfälle laut Tesla-Statistiken weitaus niedriger als im Durchschnitt aller Autos in den USA. Und eine Studie hat jetzt gezeigt, dass Assistenzsysteme wie der Autopilot mehr für Aufmerksamkeit von Fahrern für das Geschehen um sie herum sorgen kann. Genutzt wurde dafür aber kein Tesla, sondern ein Mercedes – und ein SUV mit einem sehr interessanten Testaufbau.
30 Sekunden rosa Bär im Blickfeld
Hinter den Versuchen steckt mit dem Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) eine Forschungsorganisation der Versicherungsbranche, und dem Institut fällt selbst auf, dass man ein Bild zu seinem Test merkwürdig finden könnte: Darauf ist ein graues SUV zu sehen – mit einem riesigen rosafarbenen Plüsch-Teddybär am Heck.
Das sei aber weniger merkwürdig, als es aussehe oder sich anhöre, wird in einer Pressemitteilung die Forscherin Alexandra Mueller zitiert, die sich den Aufbau ausgedacht hat: Es gebe unterschiedliche Labor-Methoden, um die Aufmerksamkeit von Menschen für ihre Umgebung zu erfassen, die auf der Straße aber sämtlich nicht gut funktionierten, sagt sie. Der „riesige Teddybär hinten auf dem Fahrzeug“ dagegen sei dafür bestens geeignet: Mit seiner Hilfe lasse sich objektiv die für das Fahren relevante Fokussierung messen, und er habe keine Auswirkungen aus die Fahrweise der jeweiligen Testperson.
Bei Level-2-Assistenten wie dem Autopilot von Tesla und Systemen anderer Hersteller wird laut dem IIHS befürchtet, dass die Menschen am Steuer weniger auf die Straße achten, wenn ihnen die meisten Fahraufgaben abgenommen werden. Mit dem Teddybär-Test wurde diese Frage unter Realbedingungen untersucht.
Für die Studie stellte das IHS drei Gruppen von Testpersonen zusammen, die jeweils mit einer Mercedes C-Klasse mit Level-2-System auf einem Highway fuhren und dabei beobachtet und anschließend befragt wurden. Die Mitglieder der ersten Gruppe waren mit solchen Systemen vertraut und nutzten es auch in dem Mercedes, ebenso wie die zweite Gruppe, die aber über kaum Erfahrung verfügte. Eine dritte, ebenfalls unerfahrene Gruppe, fuhr ohne Assistenz zum Vergleich mit. Alle wurden währenddessen dreimal von dem SUV mit dem rosa Teddybär am Heck überholt, der dann 30 Sekunden lang im Blickfeld blieb.
Tesla verzichtet auf Kamera-Kontrolle
Eigentlich sollte das Plüschtier aufgrund seiner Größe und ungewöhnlichen Positionierung kaum zu übersehen sein, aber laut dem IIHS passierte das durchaus – am häufigsten bei den Personen, die mit Computer-Hilfe fuhren, aber noch keine Erfahrungen damit hatten. Die erfahrene Gruppe dagegen zeigte, dass schon Level 2 zu mehr Verkehrssicherheit beitragen kann: „Fast alle“ Teilnehmenden daraus wurden auf den Bär aufmerksam. Die Video-Aufnahmen bestätigten, dass diejenigen Personen, die ihn gesehen hatten, im Durchschnitt mehr Zeit damit verbrachten, die Straße vor ihnen sowie das seitliche Umfeld zu beobachten.
In dem aktuellen Test ging es nach den Angaben dazu hauptsächlich darum, die Nutzbarkeit der Teddy-Methode zu überprüfen. Doch die kleine Stichprobe spreche für das Potenzial von Assistenzsystemen, bei damit erfahrenen Fahrern mehr Aufmerksamkeit für die Umgebung zu ermöglichen. Auf der anderen Seite hätten frühere Studien gezeigt, dass zunehmende Vertrautheit mit Fahr-Assistenten dazu führe, dass die Personen am Steuer dieses eher loslassen oder nicht mehr auf die Straße achten. Manche Hersteller versuchen dieses Problem mit einer Kontrolle der Blickrichtung in den Griff zu bekommen. Auch Tesla hätte mit der Innenkamera in Model 3 und Model Y die Voraussetzungen dafür, verlangt bislang aber nur regelmäßiges Berühren des Lenkrads.