Einer der Punkte, der beim EuroNCAP-Test von Teslas Autopilot-System zu einer Abwertung trotz ansonsten überlegener Funktionen führte, war die Tatsache, dass es nicht mittels Kamera überprüft, ob die Person am Steuer auf den Verkehr achtet. Stattdessen wird nur mit Drehmoment-Sensoren erfasst, ob der Fahrer das Lenkrad in der Hand hat, was erstens nicht immer funktioniert und zweitens mit Gewichten ausgetrickst werden kann. Doch zumindest Model 3 und Model Y haben auch Innenraum-Kameras – und laut einem Hacker bereitet Tesla jetzt deren Verwendung zur Autopilot-Kontrolle vor.
Tesla-Innenkamera aktiviert
Mit der Ankündigung „Falls Sie sich gefragt haben, was die Selfie-Kamera im Model 3 aktuell erkennen soll“ veröffentlichte @greentheonly am Sonntag auf Twitter eine Reihe von Status-Meldungen, die er in aktueller Tesla-Software entdeckt hat. Das sind Einträge wie „geblendet“, „dunkel“, „Augen geschlossen“, „Telefon-Nutzung“ oder auch „Sonnenbrille, Augen wahrscheinlich normal“. Offensichtlich will Tesla also feststellen, womit sich die Person am Steuer aktuell beschäftigt. Zum Autopilot weist das Unternehmen stets darauf hin, dass die Verantwortung beim Fahrer bleibt und dass er weiter selbst aufpassen muss. Per Kamera könne das genauer überprüft werden als mit Lenkrad-Sensoren.
Zusätzlich zu den Außen-Kameras für das Autopilot-System haben Tesla Model 3 und jetzt Model Y eine in den Innenraum gerichtete am Rückspiegel. @greentheonly hatte schon in diesem Frühjahr erste Aufnahmen von ihr veröffentlicht, CEO Elon Musk versicherte daraufhin aber, sie sei nicht aktiviert. Im Juni dann konnten Fahrer nach einem Software-Update zustimmen, dass Bilder der Innen-Kamera an Tesla geschickt werden. Dabei sollte es aber nur um Stand- und Bewegt-Bilder aus der Zeit kurz vor kritischen Ereignissen gehen.
In case you were wondering what does the selfie camera in model 3 currently try to detect:
BLINDED
DARK
EYES_CLOSED
EYES_DOWN
EYES_NOMINAL
EYES_UP
HEAD_DOWN
HEAD_TRUNC
LOOKING_LEFT
LOOKING_RIGHT
PHONE_USE
SUNGLASSES_EYES_LIKELY_NOMINAL
SUNGLASSES_LIKELY_EYES_DOWN— green (@greentheonly) October 4, 2020
Die von @greentheonly jetzt gefundenen Status-Meldungen sprechen allerdings dafür, dass Tesla mit der inneren Kamera mehr vorhat. Die visuelle Kontrolle des Fahrers beim Fahren mit Assistenz-Systemen wurde schon mehrfach gefordert, weil sie zuverlässiger sein soll. Tatsächlich tauschen manche Tesla-Fahrer Tipps untereinander aus, wie sich die bisherigen Sensoren austricksen lassen; es gibt sogar spezielle Vorrichtungen dafür. Abgesehen davon wird aber als lästig empfunden, dass man selbst dann regelmäßig zum Drehen des Lenkrades aufgefordert wird, wenn man wie vorgeschrieben auf die Straße achtet. Denn die Sensoren erkennen nur Bewegung, also nicht, wenn ein Fahrer das Lenkrad nur locker in der Hand hält, was eigentlich genügen würde.