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Tiefer als Tesla: Stellantis steigt bei deutschem Lithium-Projekt ein, will Solar-Potenzial nutzen

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Bild: Vulcan Energy (Computer-Foto zu geplanter Lithium-Verarbeitung)

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Tesla macht vieles selbst, was andere Unternehmen von außen zukaufen, aber direkt an die Quelle bei Rohstoffen will CEO Elon Musk nur gehen, wenn es unbedingt sein muss. Bei Abbau und Verarbeitung von Lithium-Vorkommen herrsche derzeit weltweit der größte Mangel, erklärte er Ende April – riet aber eher anderen Unternehmen dazu, von den dadurch entstehenden Chancen Gebrauch zu machen, statt ein eigenes Engagement von Tesla derart weit unten in der Lieferkette anzukündigen. Bei Stellantis aber scheint die Not größer, denn der Konzern mit vielen Marken hat sich direkt an einem Lithium-Projekt in Deutschland beteiligt – und will vielleicht bald auch Strom im großen Maßstab selbst erzeugen.

Stellantis will Elektroauto-Kosten senken

So viel vertikale Integration würde man eher bei Tesla erwarten, aber stattdessen gehen zuerst andere Elektroauto-Hersteller näher an die Rohstoff-Quellen. Stellantis kündigte vergangene Woche an, 50 Millionen Euro in das börsennotierte australische Unternehmen Vulcan Energy Resources zu investieren. Das Geld ist für ein Bohrvorhaben im deutschen Oberrheintal gedacht, mit dem Vulcan CO2-neutral Lithiumhydroxid produzieren will. In dieser Woche meldete außerdem Ford, sich Spodumen-Konzentrat von Liontown Resources gesichert zu haben. Auch Tesla kauft dort bereits Lithium ein, aber Ford lieh der Rohstoff-Firma jetzt zusätzlich rund 200 Millionen Euro für die Erschließung eines weiteren Vorkommens.

Zumindest bei Stellantis sieht der tiefe Einstieg ins Rohstoff-Geschäft allerdings nicht unbedingt nach Stärke aus. Der Konzern ist durch den Zusammenschluss des bereits inhomogenen Gebildes Fiat-Chrysler mit dem hauptsächlich französischen Konglomerat PSA entstanden. Wie andere ist Stellantis mittlerweile zumindest in Europa auf Elektroauto-Kurs, hat aber spät damit angefangen. Zudem ist er mit seinen europäischen Marken hauptsächlich im Volumen-Segment stark. Und hier besteht die Gefahr, dass der Markt „kollabiert“ wenn elektrische Fahrzeuge nicht billiger werden, sagte laut Automotive News in dieser Woche der Stellantis-Produktionschef.

Bei Stellantis sollen die Kosten für die Elektroauto-Produktion deshalb bis 2030 um 40 Prozent sinken, außer durch mehr interne Produktion auch durch Preis-Druck auf Zulieferer. In diesem Zusammenhang dürfte der Einstieg bei Vulcan Energy zu sehen sein. Laut dem Bericht schloss CEO Carlos Tavares jetzt nicht einmal aus, eine Mine zu kaufen, um die eigene Rohstoff-Versorgung für Elektroauto-Batterien zu sichern. Außerdem sprach er davon, möglicherweise im größeren Umfang selbst Photovoltaik-Strom zu produzieren, um sich gegen steigende Preise abzusichern. „Wir haben bedeutende Flächen, auf denen wir Solarmodule installieren könnten“, wird er zitiert.

Tesla lässt sich bei Solar-Aufrüstung Zeit

Das immerhin ist ein Vorteil eines traditionsreichen Konzerns aus vielen Teilen wie Stellantis – mehr als genügend Platz, in diesem speziellen Fall auch noch zu großen Teilen im sonnigeren Süden Europas, in dem Photovoltaik mehr Ertrag bringt. Auch Tesla soll sich unter anderem wegen viel erneuerbarer Energie für den Standort Brandenburg entschieden haben, lässt sich mit der Solar-Bedeckung der Gigafactory dort aber Zeit, und auch in Texas wird erst einmal nur der Firmen-Schriftzug aus Photovoltaik-Modulen auf das Fabrik-Dach gelegt. Bei Lithium geht Stellantis ebenfalls näher an die Quelle. Aber anders als der Konzern mit den vielen Massen-Marken ist Tesla auch nicht erkennbar von der Sorge getrieben, dass das eigene Geschäft wegbrechen könnte, wenn Elektroautos nicht bald deutlich billiger werden.

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