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Twitter-Streit: Tesla-Chef will keinen Deal ohne Daten, Board empfiehlt Annahme von Angebot

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Bild: Tesla (CEO Musk bei Eröffnung neuer Gigafactory in Texas)

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Aus dem zu Beginn rasch und geordnet verlaufenden Versuch von Tesla-Chef Elon Musk, den von ihm intensiv genutzten Dienst Twitter zu übernehmen, droht jetzt doch ein erhebliches Durcheinander sowie ein Rechtsstreit zu werden. Für manche überraschend ließ Musk seinem öffentlichen Angebot über 44 Milliarden Dollar von Anfang April wenig später feste Finanzierungszusagen von sich selbst und Banken folgen, womit sich das Twitter-Board zu einer Unterstützung bewegen ließ. Ende des Monats verkaufte Musk wohl zur Finanzierung bereits Tesla-Aktien für gut 8 Milliarden Dollar, während seine Berater Zusagen in etwa der gleichen Höhe von anderen Investoren einsammelten. Seit Ende vergangener Woche aber liegt die Transaktion für ihn plötzlich auf Eis – und am Dienstag lud Twitter seine Aktionäre ungerührt zur Abstimmung über das Musk-Angebot ein.

Tesla-Chef besteht auf Daten-Offenlegung

Weniger strikte Moderation mit vor allem selteneren lebenslangen Sperren sowie der Kampf gegen Bots und Spammer sind die zwei Hauptmotive, die der Tesla-Chef für seine Twitter-Pläne nennt. Doch am vergangenen Freitag reagierte er auf eine Meldung, laut der das Übernahme-Ziel den Anteil der Spam- und Fake-Konten unter seinen täglich aktiven Nutzern weiter auf unter 5 Prozent schätzt, mit der Aussage, der Deal sei ausgesetzt. Erst müssten diese Daten überprüft werden, erklärte Musk, und rief seine Follower gleich zu Stichproben-Untersuchungen auf. Externe Analysen kommen tatsächlich auf einen teils viel höheren Anteil, beim Tesla-Chef selbst zum Beispiel 70 Prozent. Aber sie lassen sich nicht direkt mit den Twitter-Zahlen vergleichen.

Wie genau die ermittelt werden, wollte der CEO Parag Agrawal in einer Reaktion auf die Ankündigung von Musk nicht verraten. Twitter habe sich also geweigert, die weniger als 5 Prozent zu belegen, schrieb der Tesla-Chef am Dienstag dazu. Bis sich das ändere, könne die Transaktion nicht voranschreiten, bekräftigte er seine Aussetzung von Freitag. Sein Angebot habe darauf basiert, dass die von Twitter offiziell gemeldeten Zahlen stimmen. Schon 20 Prozent sei viermal so viel, wie das Management behaupte, und der echte Anteil könne sogar noch viel höher sein, erklärte Musk.

Die damit in Frage gestellte Twitter-Führung zeigte sich davon wenig später allerdings wenig beeindruckt. Gegen Montagmittag deutscher Zeit veröffentlichte sie eine offizielle Börsen-Mitteilung, in der die eigenen Aktionäre eingeladen werden, in einer virtuellen Versammlung über die Annahme des Musk-Angebots (sowie über eine neue Vergütungsregelung) abzustimmen. Ein Datum dafür wird nicht genannt, man soll sich aber schon einmal so schnell wie möglich anmelden. Geboten sind 54,20 Dollar in bar pro Twitter-Aktie, erinnert das Board die Aktionäre, und rät einstimmig dazu, das Angebot anzunehmen.

Twitter-Führung will vollen Preis von Musk

Damit scheinen die Fronten klar: Das Twitter-Management besteht auf dem Vollzug des verbindlichen Angebots ohne weitere Offenlegungen, für Musk ist es damit bis auf Weiteres ausgesetzt. Mit einem Ja der Aktionäre bei der kommenden Abstimmung wäre zu rechnen, zumal sich der Kurs inzwischen wieder weit nach unten von den 54,20 Dollar entfernt hat. Wenn die Transaktion für den Tesla-Chef bis dahin immer noch auf Eis liegt, hätte das eher den Charakter einer Aufkündigung. Gegen Zahlung von 1 Milliarde Dollar hätte er laut der Kauf-Vereinbarung das Recht dazu, aber nur wenn sich finanziell wesentliche Twitter-Daten als falsch erweisen.

Eine andere Möglichkeit wäre, den gebotenen Preis zu senken, bestätigte Musk am Montagabend erstmals Vermutungen, er könnte bei seiner Daten-Kritik auch Nachverhandlungen im Sinn haben. Doch die Twitter-Einladung an Aktionäre mit den ursprünglichen 54,20 Dollar spricht zumindest dafür, dass hier ein Poker-Spiel begonnen hat. Im nächsten Zug könnte daraus ein längerer Streit vor Gericht werden, der weder Twitter- noch Tesla-Aktionäre erfreuen dürfte.

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