Bild: @tobilindh (Musk-Jet bei Anflug auf Berlin im Oktober 2020)
Nach eigenen Angaben zur Rettung der Meinungsfreiheit – und wie er vor kurzem ergänzte, der gesamten Zivilisation – hat Tesla-CEO Elon Musk Ende Oktober 44 Milliarden Dollar für die von ihm viel genutzte Kurznachrichten-Plattform Twitter ausgegeben, die ihn seitdem intensiv beschäftigt. Neben der Arbeit an neuen Funktionen und dem Kampf gegen Spam-Konten bedeutet das aber offenbar auch, dass er den Dienst stärker nach seinen persönlichen Vorstellungen gestaltet: Ein Twitter-Konto, das trotz seiner Bitte damit aufzuhören, die Bewegungen des von Musk genutzten SpaceX-Flugzeugs veröffentlichte, wurde zunächst schlechter sichtbar gemacht und am Mittwoch ganz gesperrt.
Tesla-Chef fühlte sich gefährdet
Längere Zeit über war der Twitter-Account @ElonJet auch bei Tesla- und Musk-Fans beliebt, weil sie darüber praktisch live verfolgen konnten, wohin der CEO mit der auf SpaceX zugelassenen Gulfstream G650-ER unterwegs ist – zum Beispiel nach Berlin (s. Foto oben). Die Stimmung änderte sich aber, als Musk den Service in diesem Januar als Risiko für seine Sicherheit bezeichnete, und dem Betreiber, dem Studenten Jack Sweeney, erfolglos 5000 Dollar für die Abschaltung bot. Ebenfalls erfolglos versuchte der Tesla-Chef anschließend, seine Jet-Daten zu verschleiern, wurde von Sweeney aber schnell wieder gefunden.
Die Twitter-Übernahme Ende Oktober wäre dann eine gute Gelegenheit für Musk gewesen, den nach seinen Worten gefährlichen Account zu schließen. Doch stattdessen erklärte er Anfang November, sein Einsatz für Redefreiheit gehe so weit, dass er diese Möglichkeit nicht nutzen werde. Falls das stimmt, dürfte aber jemand anderes bei Twitter übereifrig gewesen sein.
My commitment to free speech extends even to not banning the account following my plane, even though that is a direct personal safety risk
— Elon Musk (@elonmusk) November 7, 2022
Denn am vergangenen Sonntag schrieb Sweeney über sein persönliches Konto zunächst, er habe von einem Twitter-Beschäftigten die Information bekommen, dass die Sichtbarkeit von @ElonJet Anfang Dezember gravierend eingeschränkt wurde. Dazu veröffentlichte er ein Bildschirm-Foto, in dem eine Twitter-Managerin das Team aufgefordert haben soll, auf den Account sofort „heavy VF“ anzuwenden, was die Abkürzung für „heavy filtering“ sei. Am Montag wurde das massive Filtern offenbar wieder aufgehoben, nachdem es aufgefallen war. Aber am Mittwoch zeigte Twitter @ElonJet dann als gesperrt an.
Twitter-Regeln noch von April 2022
Wie üblich lautete die dafür angezeigte Begründung, dass Accounts gesperrt werden, wenn sie „gegen die Twitter Regeln“ verstoßen, und unter einem Link kann man mehr darüber erfahren. Verboten ist demnach unter anderem die Veröffentlichung privater Informationen einschließlich des Standorts. Darunter könnten tatsächlich auch die Nachrichten von Sweeney zum Musk-Jet fallen, aber Twitter schreibt allgemein auch, dass verschiedene Faktoren abgewogen werden, und die Flugzeug-Infos sind auch im Web zu finden. Nach den Angaben auf der Twitter-Seite stammt diese Erläuterung von April 2022. Vor der Übernahme durch den Tesla-Chef könnte der Account eine Überprüfung also überstanden haben und jetzt trotz der gleichen Regeln – und trotz der großzügigen Musk-Erklärung von Anfang November – nicht mehr.
Any account doxxing real-time location info of anyone will be suspended, as it is a physical safety violation. This includes posting links to sites with real-time location info.
Posting locations someone traveled to on a slightly delayed basis isn’t a safety problem, so is ok.
— Elon Musk (@elonmusk) December 15, 2022
Aktualisierung: Nach erfolgter Sperrung des Jet-Kontos hat sich der Tesla-Chef dazu geäußert und Twitter seine Regeln aktualisiert. Musk erklärte, am Abend zuvor sei sein jüngster Sohn im Auto von einem „verrückten Stalker“ verfolgt worden, der auf die Motorhaube gesprungen sei. Dazu veröffentlichte er ein kurzes der Person mit Maske in einem Hyundai-Elektroauto, bei der es sich um den Verfolger handeln soll, und fragte, ob jemand sie erkenne. In welchem Zusammenhang dieser Vorfall mit den Informationen über seine Flüge stehen soll, verriet Musk nicht.
Der Account Twitter Safety wiederum schrieb, die Regeln zum Verbreiten privater Informationen seien aktualisiert worden. Nachrichten, denen noch am selben Tag der Standort einer Person zu entnehmen sei, würden ab jetzt gelöscht, und Konten gesperrt, die darauf spezialisiert sind. Anschießend geschah das bei einer ganzen Reihe von Flugzeug-Accounts, einschließlich eines weiteren von Sweeney, der die Maschine von Musks Bruder Kimbal verfolgt, und einem, der auf russische Oligarchen spezialisiert war.