Bild: LTN
Tesla-Freunde versorgen sich in sozialen Medien gern gegenseitig mit Video-Material über das Unternehmen und seine Elektroautos, in einem aktuellen Fall aber lieferte ein erklärter Gegner die besten Bilder über ein spektakuläres Tesla-Ereignis auf einer Autobahn: Dort war, wie Aufnahmen von Verkehrskamera und aus anderen Autos zeigen, ein Tesla Model 3 auf der linken Spur unterwegs, auf der schon aus weiter Entfernung sichtbar ein umgekippter Klein-Lastwagen lag. Und statt wie die anderen Fahrzeuge auf die freie rechte Spur auszuweichen, fuhr der Tesla mitten hinein.
Nur Tesla Model 3 weicht nicht aus
Laut dem Blog Electrek spielte sich der Vorfall am Sonntag in Taiwan ab. Verkehrskamera-Bilder wurden auch von lokalen Medien auf YouTube veröffentlicht. Sie zeigen eine mäßig befahrene Autobahn bei Tageslicht. Schon bevor der Tesla ins Bild kommt, liegt quer über die linke und mittlere Spur der kleine Lastwagen. Er ist so umgekippt, dass sein Dach in Richtung des nachfolgenden Verkehrs zeigt; ungefähr 30 Meter davor ganz am linken Straßenrand bewegt sich eine Person, die sein Fahrer sein könnte.
Mehrere Autos fahren problemlos auf der rechten oder teils auf der Standspur an dem Hindernis vorbei, dann aber nähert sich vom oberen Bildrand das Model 3. Statt wie das Auto neben ihm langsamer zu werden und auf die rechte Spur zu wechseln, reagiert der Tesla oder sein Fahrer zunächst offenbar nicht. Erst als er auf der Höhe der Person ist, steigt kurz Qualm auf, der von blockierenden Rädern kommen könnte. Dadurch scheint das Auto aber kaum langsamer zu werden, und die Fahrt geht weiter, bis sie abrupt in dem Lastwagen-Aufbau endet.
Der Aufprall ist so heftig, dass der liegende Lastwagen merklich nach vorn geschoben wird, doch wie das taiwanesische Portal SETN.com berichtete, soll es keine Verletzten gegeben haben. Der Tesla-Fahrer dürfte dabei davon profitiert haben, dass der Lastwagen mit dem Aufbau in seine Richtung umgekippt war; dadurch fuhr das Elektroauto in die dünne Oberseite, drückte sie ein und durchstieß sie, blieb aber selbst dem Anschein nach fast unbeschädigt.
Tesla-Fahrer nutzte „Hilfssystem“
Dass der Tesla-Gegner (in seiner ersten Nachricht auf Twitter schreibt er von CEO Elon Musk, zeigt dazu aber ein Bild von einem Hitler-Darsteller) so eifrig Videos dazu verbreitete, dürfte daran liegen, dass er damit die Gefahren des Autopilot-Systems von Tesla demonstrieren wollte. Tatsächlich erinnert der Unfall an zwei ähnliche Fälle, die weniger glimpflich ausgingen. Im Jahr 2016 starb der Fahrer eines Tesla Model S, der unter Autopilot in einen kreuzenden Auflieger raste; im März 2019 kam auf ähnliche Weise der Fahrer eines Model 3 ums Leben. Tesla verweist in solchen Fällen darauf, dass Autopilot und Sicherheitsfunktionen in seinen Elektroautos viele Unfälle verhindern.
Laut dem Bericht von SETN aus Taiwan (übersetzt mit Google Translate) hat der Fahrer des dortigen Tesla gegenüber der Polizei angegeben, dass „das Hilfssystem“ angeschaltet war; der „selbstfahrende Zustand“ sei aber nicht aktiv gewesen. Damit dürfte gemeint sein, dass adaptiver Tempomat und Spurhalte-Assistent in dem Model 3 aktiviert waren, nicht aber das weitergehende FSD-System, das zum Beispiel auch Autobahnen wechseln kann. Diese Unterscheidung spielt allerdings rechtlich kaum eine Rolle. Denn noch liegt bei allen Assistenz-System die Verantwortung beim Fahrer, der im aktuellen Fall nicht auf die Straße geachtet haben dürfte.