Autohersteller weltweit haben weiter mit mangelnder Versorgung mit hautsächlich einfachen Chips zu kämpfen, die in modernen Fahrzeugen für die Steuerung vieler Funktionen benötigt werden. Weil diese Probleme auch mit zu wenig Bestellungen mancher Hersteller in der Zeit der akuten Corona-Krise zusammenhängen, die dann nicht schnell genug wieder erhöht werden konnten, bestand zunächst die Hoffnung, Tesla könne davon nicht betroffen sein. Ende Januar erklärte Finanzchef Zachary Kirkhorn allerdings, man arbeite „extrem hart“, um mit der globalen Halbleiter-Knappheit zurechtzukommen, und diese könne sich vorübergehend auf Tesla auswirken. Und jetzt soll die Tesla-Fabrik in Fremont tatsächlich ihre Produktion eingeschränkt haben – allerdings wegen eines etwas anders gelagerten Chip-Problems.
Weniger Aktivität auf Tesla-Parkplatz
Das Elektroauto-Werk Fremont sei seit einigen Tagen teilweise nicht in Betrieb, meldete in der Nacht auf Donnerstag der oft gut informierte Tesla-Beobachter @SawyerMerritt auf Twitter. Mindestens einige der Beschäftigten für die Produktion des Model 3 seien für zwei Wochen nach Hause geschickt worden, schrieb er unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Nach deren Angaben fehle es möglicherweise an Teilen von einem Zulieferer.
Ein anderer Beobachter aus der Nähe bestätigte, dass auf dem Parkplatz vor der Tesla-Fabrik am Mittwoch weniger Verlade-Aktivität zu sehen war, aber bereits wieder mehr als am Dienstag. Am Mittwochabend fuhr er erneut vorbei und meldete sogar „fast business as usual“.
Aktualisierung: Die Nachrichten-Agentur Bloomberg berichtet, Beschäftigte einer Produktionslinie für das Model 3 in Fremont seien über eine zweiwöchige Unterbrechung von 22. Februar bis 7. März informiert worden. Ein Grund für die Maßnahme wurde nicht genannt. Laut dem Beobachter @TroyTeslike hat Tesla in Fremont insgesamt vier Linien, auf denen Model 3 und Model Y produziert werden können. Im Finanzbericht Ende 2020 ist die jährliche Kapazität für die beiden Elektroautos im US-Werk mit 500.000 angegeben.
https://twitter.com/SawyerMerritt/status/1364764663393714177
Unabhängig davon, ob die Produktionseinschränkung bei Tesla anhält und welches Ausmaß sie hat oder hatte, dürfte sie mit der fast beispiellosen Kältewelle in den USA Anfang des Monats zu tun haben. In Austin im Bundesstaat Texas betreibt Samsung eine Chip-Fabrik, die laut einem Bericht von eeNews am vergangenen Dienstag den Betrieb einstellte, weil der lokale Energieversorger das gefordert hatte. Die Samsung-Fabrik soll für 5 Prozent der weltweiten Produktion an Chips auf 300-Millimeter-Wafern verantwortlich sein und unter anderem Tesla beliefern. Außerdem wurde laut eeNews auch die Chip-Produktion von Infineon und NXP in Austin unterbrochen.
Aufgefrischtes Model S vor Fabrik
Im März soll sich die Lage stabilisieren, aber die unerwarteten Winter-Probleme in Texas dürften den ohnehin bestehenden Chip-Mangel verschärfen. Laut @SawyerMerritt nutzt Tesla die Zeit der eingeschränkten Produktion, um Wartungsarbeiten vorzunehmen, und will Anfang März wieder in den Normalbetrieb gehen. Unterdessen wurde zumindest ein neues Tesla Model S auf dem Parkplatz in Fremont gesehen, worauf Beobachter seit der Vorstellung der aufgefrischten Version Ende Januar warteten. Die ersten Auslieferungen hat Tesla-CEO Elon Musk für Februar angekündigt.