James Dyson betätigte sich schon früh als Erfinder und Entwickler, am bekanntesten aber wurde er mit seinen Zyklon-Staubsaugern ab Ende der 1980er Jahre, die ihn zum Milliardär und wohl zur reichsten britischen Privatperson überhaupt machte. Im September 2017 verkündete Dyson den Plan, mit viel eigenem Kapital ein Elektroauto zu entwickeln, zwei Jahre später gab er ihn offiziell wieder auf. Doch in einem Rückblick zeigt der Unternehmer jetzt, was daraus hätte werden können und sollen – und warum es dann doch anders kam.
„Diesel-Skandal erzwang Elektroautos“
Nach ersten Berichten hatte Dyson sich vorgenommen, für sein Elektro-SUV Feststoff-Batterien zu verwenden, die weiter auf sich warten lassen. Aber an technischen Problemen ist das Projekt nicht gescheitert, wie er berichtet: Das Gehäuse für das Batterie-Pack sei flexibel ausgelegt gewesen, sodass es viele unterschiedliche Größen und Typen von Zellen hätte aufnehmen können.
Stattdessen aber hat laut Dysons Rückblick paradoxerweise der Diesel-Skandal in der traditionellen Auto-Industrie dafür gesorgt, dass er sein Elektroauto-Projekt wieder stoppte. Selbst als Tesla kam, hätten traditionelle Auto-Hersteller weiter keinerlei Interesse an einem Wechsel gehabt, schreibt er. Also habe Dyson die über die Jahre gesammelten Kenntnisse über Akkus und Motoren für seine Staubsauger nutzen wollen, um ein eigenes Elektroauto zu entwickeln.
In das Projekt steckte Dyson nach Berichten fast 3 Milliarden Euro, und er selbst schreibt von hunderten beteiligten Ingenieuren, Wissenschaftlern und Designern. Zusammen hätten sie ein „radikales“ Auto voller Technologie bis zur Produktionsreife entwickelt. Dann aber sei der Diesel-Skandal gekommen und habe alles verändert: „Alle Auto-Hersteller hatten keine Wahl, als auf Elektro umzusteigen – fast über Nacht“, schreibt Dyson jetzt. Und anders als sein Unternehmen seien diese in der Lage, ihre Elektroautos mit Verlust zu verkaufen, weil sie das mit Verbrenner-Gewinnen ausgleichen könnten.
Ausstieg aus dem Tesla-Geschäft
Auf die Frage, wie bei diesen Umständen Tesla überleben konnte und kann, geht Dyson in seinem Text nicht ein. Es dürfte aber mit dem Start-Vorsprung von Elon Musks Unternehmen zusammenhängen und mit seiner Fähigkeit, Anleger für seine weit in die Zukunft reichenden Pläne zu begeistern und so lange Zeiten ohne Gewinn zu überbrücken. Zuletzt allerdings konnte Tesla das dritte profitable Quartal in Folge melden.
Dyson aber ist in diesem Geschäft nicht mehr dabei, in dem tatsächlich damit zu rechnen ist, dass alte Auto-Konzerne Elektroautos notfalls mit Verlust verkaufen, weil das immer noch billiger ist als die ab diesem Jahr drohenden CO2-Strafzahlungen an die EU. Vor der Entscheidung zum Stopp aber hatten die Briten ein Fahrzeug serienreif gemacht, und zwar ein von Grund auf neues. Es sei als Plattform ausgelegt gewesen, schreibt Dyson, hätte also viele unterschiedliche Karosserien aufnehmen können.
Elektroauto fährt nur virtuell
Für den Anfang entschied sich das Team für ein Elektroauto in der beliebten SUV-Form, fünf Meter groß und mit den Rädern fast ganz an den Ecken, also mit riesigem freiem Innenraum und dank der eckigen Form größer als beim Tesla Model X. Er selbst sei es gefahren, und das sei angenehm gewesen, aber nicht überraschend, ungefähr wie beim Test eines neuen Fön-Prototypen, berichtet Dyson: Wenn man selbst an der Entwicklung beteiligt sei, wisse man eben, was ungefähr ein Produkt können wird.
In einem Video zu Dysons Erzählung ist das Elektroauto sogar auf einer Straße zu sehen – aber das ist offensichtlich nur eine 3D-Animation. Fotos aber zeigen real wirkende Prototypen zusammen mit dem Erfinder, einen in Silbrig und einen in Schwarz. Mehr als eine schöne Idee und Erinnerung wird daraus aber wohl nicht mehr werden.