Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess hat in einem Interview über die Elektroauto-Offensive des Konzerns, die Automobilbranche und neue Herausforderer gesprochen. Wer bei der Mobilität der Zukunft der führende Anbieter sein wird, ist seiner Ansicht nach offen.
Ob große Hersteller wie Volkswagen oder aber aufstrebende Startups bei Elektroautos die Nase vorn haben werden, ist Diess zufolge noch „unklar“. Der Vorteil von neu gegründeten Autobauern wie etwa Tesla sei, dass diese ihr Geschäft von Null aufbauen und hochfahren können. Etablierte Autokonzerne müssten dagegen während des laufenden Betriebs auf die neue Antriebstechnik umstellen.
„Ich denke, Tesla leistet gute Arbeit“, sagte Diess im Gespräch mit der Financial Times. „Sie müssen sich nicht um Altlasten kümmern. Sie müssen sich nicht mit der nächsten Kraftstoff-Generation für Verbrennungsmotoren beschäftigen, dadurch können sie sich voll auf die Zukunft konzentrieren. Das ist ein Vorteil.“ Volkswagen sei dafür beim Hochlauf der Fertigung im Vorteil, Startups hätten hier Probleme.
Bei der Software seien einige Wettbewerber „deutlich schneller“, Volkswagen hinke hier noch hinterher, so Diess weiter. „Aber wir sind gut mit Mengen, also haben wir eine Chance.“ Der Volkswagen-Chef will sich künftig stärker an Apple orientieren. Der Tech-Gigant lässt sich mit Produktneuheiten eher Zeit, treibt die Einführung und Marktdurchdringung dann aber umso konsequenter voran. Trotz der großen Bedeutung von Software sieht Diess Apple weiter vor allem als Hardware-Unternehmen – ähnlich will er Volkswagen ausrichten.
„Das Produkt ist aufgrund der Software sehr ausgeklügelt. Man erzeugt durch das Software-Ökosystem eine hohe Kundenbindung, die Margen kommen aber am Ende durch das Hardware-Geschäft. Die Automobilbranche wird sich wohl sehr ähnlich entwickeln“, meinte Diess. Er geht davon aus, dass die Großserien-Kompetenz von Volkswagen später auch bei Software ein Wettbewerbsvorteil sein wird. „Wenn man Software auf 10 Millionen Autos aufspielen kann“, dann sei dies „einfach zehnmal günstiger im Vergleich zu einer Firma, die Software in eine Million Autos installiert“. Das sollte den Wolfsburgern „um 2023/2024 einen enormen Vorsprung gegenüber einem Startup-Unternehmen verschaffen“.
Volkswagen investiert zweistellige Milliardenbeträge in E-Mobilität. Unternehmensangaben nach wurden bereits Batterie-Aufträge im Wert von 40 Milliarden Euro vergeben – weitere Bestellungen sind geplant. Die hohen Summen und Mengen der E-Auto-Offensive sind laut Diess kein Garant für die Marktführerschaft: „Welche die großen Namen sein werden, kann ich nicht sagen. Es könnte Tesla sein, es könnte Apple sein, es könnte jemand aus China sein. Ich hoffe, dass es weiter Volkswagen sein wird – wir arbeiten hart dafür.“