Bei Tesla hat am vergangenen Sonntag das Robotaxi-Zeitalter begonnen. Von autonomem Fahren, wie es CEO Elon Musk seit Jahren für praktisch gelöst erklärt, kann man bei dem Dienst nur mit viel gutem Willen sprechen, aber am Freitag soll erstmals ein Model Y ganz ohne menschliche Unterstützung aus der Fabrik in Texas zu einem Kunden gefahren sein. Für seinen Sattelschlepper Semi bereitet Tesla unterdessen möglicherweise eine Überarbeitung vor, und ein enger Musk-Vertrauter ist aus dem Unternehmen ausgeschieden. Und der Konkurrent Xiaomi landete einen Hit mit einem Elektroauto, das direkt gegen das Model Y antritt.
Tesla-Robotaxis mit Aufpasser
Wie von Musk Mitte des Monats angekündigt, fahren seit dem 22. Juni erste Model Y als „Robotaxis“ durch Austin im US-Bundesstaat Texas. Eingeladene Kunden können eines der rund ein Dutzend Elektroautos über die Tesla-App bestellen. Das Service-Gebiet ist allerdings stark eingeschränkt. Zudem bewahrheitete sich zwar die Musk-Ankündigung, dass kein Mensch am Steuer der Robotaxis sitzt. Jedoch befindet sich auf dem Beifahrersitz stets ein menschlicher Aufpasser, und zusätzlich werden die als autonom bezeichneten Model Y nach Angaben von Tesla gegenüber Analysten auf Entfernung überwacht.
Beide Sicherheitsvorkehrungen kamen schon am Tag nach dem Auftakt am Sonntag zum Tragen – einmal der Beifahrer und einmal wohl ein Tele-Operator brachten das Tesla-Robotaxi gerade noch rechtzeitig zum Stehen und verhinderten so Zusammenstöße. Konkrete Angaben zu den ohne Intervention gefahrenen Kilometern macht Tesla weiterhin nicht. Im Gegenteil ließ das Unternehmen die NHTSA wissen, dass die Verkehrsbehörde keinerlei Antworten zu einem Fragenkatalog veröffentlichen dürfe, den sie zu dem geplanten Robotaxi-Start in Austin an Tesla geschickt hatte.
Model Y fährt autonom zu Kunde
Nach Angaben von Musk könnte Autonomie bei Elektroautos und Robotern Tesla an der Börse in neue Dimensionen bringen. Ob der Beginn des ersten Robotaxi-Dienstes ein bedeutender Schritt in diese Richtung war, ist allerdings auch unter professionellen Beobachtern umstritten. Die Investmentbank Goldman Sachs blieb am Montag bei ihrer „neutral“-Einstufung für Tesla; angesichts der Einschränkungen in Austin sei zu befürchten, dass die Robotaxi-Skalierung länger dauert als erhofft. Analysten bei Piper Sandler dagegen bezeichneten Tesla als das transformativste Unternehmen im Auto-Bereich; mit der Zeit werde es wahrscheinlich „gewinnen“.
Am Freitag folgte von Musk eine weitere Erfolgsmeldung dazu. Zum ersten Mal sei ein Model Y aus der Tesla-Fabrik in Austin vollständig autonom an einen Kunden ausgeliefert worden, schrieb er auf X. Niemand sei in dem Auto gewesen, und zu keinem Zeitpunkt sei es auf Entfernung gesteuert worden. Auf YouTube veröffentlichte Tesla ein Video dieser Fahrt, die unter anderem über einen Highway führte. Der so bediente Besteller bestätigte das auf X und veröffentlichte ein Foto von sich mit Freunden und dem Elektroauto (s. oben). Nach Angaben des KI-Chefs von Tesla wurde er zufällig ausgewählt, und sein Model Y entspricht technisch allen anderen neu produzierten.
Musk soll Vertrauten entlassen haben
Beim Elektroauto-Verkauf als dem Stamm- und bisherigen Kerngeschäft von Tesla aber geht nicht viel voran. Im Mai hatte Musk jegliche Nachfrage-Probleme bestritten, doch Daten aus verschiedenen Regionen der Welt zeichneten seitdem ein anderes Bild. So waren die Tesla-Verkäufe in China in den ersten zwölf Wochen des zweiten Quartals 2025 niedriger als im Vorquartal wie im zweiten Quartal vor einem Jahr. In Europa setzte sich der Abwärtstrend der ersten Monate ebenfalls fort, wenn auch etwas verlangsamt: Im Mai verkaufte Tesla nach ACEA-Daten in der Region 28 Prozent weniger als vor einem Jahr, im bisherigen Jahresverlauf 37 Prozent.
Die hartnäckig schwächelnden Verkäufe könnten auch der Grund dafür sein, dass ein langjähriger Vertrauter von CEO Musk jetzt ausgeschieden ist: Omead Afshar, der 2017 zu Tesla kam und zuletzt als Vice-President für den Verkauf in Nordamerika und Europa verantwortlich war. Das meldete am Donnerstag zunächst die Agentur Bloomberg. Das Magazin Forbes berichtete dann, Tesla-Chef Musk habe Afshar „gefeuert“. Noch am Montag hatte der auf X den Robotaxi-Start gefeiert und seinem CEO dafür gedankt, das Team zu dieser Leistung getrieben zu haben.
Update für Tesla Semi erwartet
Wie es aussieht, hat Tesla über die Robotaxi-Vorbereitungen eine weitere Ankündigung für spätestens Juni unter den Tisch fallen. Spätestens dann sollte die Produktion eines „bezahlbareren“ Elektroautos beginnen, hieß es seit April 2024 in allen Quartalsberichten. Bis Samstag gab es jedoch keinerlei konkrete Informationen dazu. Die nächste Gelegenheit würde sich am 2. Juli bieten, für den die Veröffentlichung der Tesla-Verkaufszahlen im zweiten Quartal 2025 erwartet wird. Meist gibt es dazu allerdings nur eine kurze Presse-Mitteilung mit wenigen Daten und kaum Text.
The more I look at this shrink-wrapped semi spotted outside the Tesla Semi Pilot Production building, the more certain I am that is the refreshed version.
I see subtle differences e.g. the front bumper.
Most improvements will not be external but rather BMS, firmware, etc. pic.twitter.com/2ZgnpvmbJa— Zanegler (@HinrichsZane) June 25, 2025
Neuigkeiten könnte es bald jedoch zum Tesla Semi geben, also dem elektrischen Sattelschlepper, der 2017 vorgestellt wurde und ab 2020 produziert werden sollte. Erste Auslieferungen an den frühen Besteller PepsiCo und dann weitere Testkunden begannen stattdessen erst Ende 2023. Für 2026 hat Tesla vergangenes Jahr den Europa-Start des Semi angekündigt. Dafür wurde vor kurzem ein Manager für die Region berufen. Und ein privater Beobachter der Fabrik in Nevada, in der Tesla seine Semis baut, entdeckte auf dem Gelände jetzt einen solchen Lastwagen in Tarnfolie. Darunter vermutete er eine neu gestaltete Frontpartie (und zusätzlich unsichtbare technische Neuerungen).
Xiaomi YU7 unterbietet Tesla Model Y
Begehrenswerte Elektroautos zum Selbstfahren für private Kunden aber überlässt Tesla zunehmend der Konkurrenz, insbesondere der aus China. Dort gelang es dem Smartphone-Hersteller Xiaomi praktisch aus dem Stand, mit der Limousine SU7 dem Model 3 den Rang abzulaufen. Als nächstes Modell stellte er jetzt im Detail inklusive der Preise das SUV YU7 vor, das direkt gegen den Tesla-Bestseller Model Y positioniert ist. Tatsächlich kostet es in vergleichbaren Ausführungen weniger – und innerhalb von drei Minuten will Xiaomi 200.000 Bestellungen dafür erhalten haben,
Für sein Model 3 hatte Tesla nach der Vorstellung im März 2016 bis zum Produktionsstart 500.000 Reservierungen gemeldet, aber bis diese Zahl erreicht war, dauerte es fast ein Jahr. Insofern dürfte der aktuelle Xiaomi-Wert mit weitem Abstand ein Rekord sein. Wie CnEVPost von der Präsentation berichtete, kostet der Xiaomi YU7 ab 253.300 Renminbi – umgerechnet gut 30.000 Euro und rund 1200 Euro weniger als das billigste Model Y. In der Basis-Version steckt bereits ein LFP-Akku mit 96 Kilowattstunden, der für 835 Kilometer Reichweite nach China-Norm genügen soll, während Tesla mit 62,5 Kilowattstunden auf 593 Kilometer kommt.