Die europäische Auto-Sicherheitsorganisation EuroNCAP hat Ergebnisse einer umfassenden neuen Test-Reihe zu Fahrer-Assistenzsystemen für die Autobahn veröffentlicht, die für Diskussionen sorgen dürften. Denn keines der zunächst zehn getesteten Autos bot so gute Assistenz- sowie Notfall-Funktionen wie das Tesla Model 3 mit seinem Autopilot-System. Trotzdem wurde es anders als drei deutsche Premium-Modelle insgesamt nicht mit „sehr gut“ bewertet, sondern mit der zweitschlechtesten Stufe „moderat“.
Tester bemängeln Tesla-Kommunikation
Der Grund dafür ist, dass der Tesla-Autopilot in einem Punkt schlecht abschnitt, den die von europäischen Ministerien, Auto-Clubs und Versicherungen getragene EuroNCAP als ebenso wichtig wertet wie die eigentlichen Funktionen: die Interaktion mit der Person am Steuer, also Faktoren wie Handbücher, Status-Anzeigen oder Reaktionen auf Fahrer-Eingriffe. Überall sonst ist Tesla mit dem teilnehmenden Model 3 hervorragend, bei der Interaktion aber bekommt es massive Abzüge und nur 36,5 von 100 möglichen Punkten.
Die Tester bemängeln in diesem Punkt – wie schon ein deutsches Gericht – die Bezeichnung Autopilot als zu weitgehend, und auch im Werbe-Material verspreche Tesla zu viel, während das Handbuch korrekt sei. Außerdem wird kritisiert, dass im Model 3 zwar angezeigt wird, wenn der Autopilot aktiv ist, das aber nicht auf einem Head-up Display direkt in Fahrer-Blickrichtung. Für „Zusammenarbeit beim Fahren“ bekommt der Tesla gar keinen Punkt, weil man in ihm zunächst einen Widerstand im Lenkrad überwinden muss, wenn man das System per Hand korrigieren will.
Mit seinen 36,5 Punkten ist das Tesla Model 3 beim Kriterium der Fahrer-Interaktion somit praktisch durchgefallen, und zwar zu großen Teilen allein aufgrund von ungeschickten Formulierungen. Das wäre vielleicht weniger gravierend, wenn EuroNCAP nicht für die weitere Bewertung nur noch das schlechtere Ergebnis aus dieser Kategorie und den eigentlichen Assistenz-Fähigkeiten berücksichtigen würde. Bei diesen bekommt das Model 3 mit 91,7 von 100 Punkten jeweils und teils deutlich mehr als die drei deutschen Sieger, im Gesamt-Wert für die als „Assistenz-Kompetenz“ bezeichnete Kombination bleiben aber nur die 36,5 Punkte aus der Kategorie Interaktion übrig, die dafür auf 36 Prozent abgerundet werden.
Tesla Model 3 technisch vorn
Da nützen dann auch die ebenfalls überlegenen Fähigkeiten des Autopilot-Systems in Notfällen nichts. Das Tesla Model 3 kommt hier auf den Bestwert von 95 Prozent, am besten dahinter ist die BMW 3er-Reihe mit 90 Prozent, die aber bei den normalen Assistenz-Funktionen mit 82,4 Punkten hinterherhinkt; Audi schafft mit dem Q8 in Not 84 Prozent und der Mercedes GLE 89 Prozent.
Die Gesamt-Bewertung aber spiegelt die vom EuroNCAP festgestellte technische Überlegenheit von Teslas Autopilot bei den Funktionen insgesamt dann nicht mehr wieder. Erster wird der Audi, gefolgt von BMW und Mercedes, dann von Ford Kuga und Nissan Juke, und dann erst kommt das Model 3, das alle Kern-Aufgaben am besten meisterte.