Tesla und Ford haben, wie Elon Musk im Juni 2018 seinen Mitarbeitern erklärte, etwas gemeinsam: Sie sind die einzigen Auto-Unternehmen in den USA, die noch nie in ihrer Geschichte zahlungsunfähig waren. Ansonsten waren der Elektroauto-Pionier und der Traditionshersteller bislang fast das genaue Gegenteil voneinander, aber Ford steht jetzt vor einem ersten Schritt in Richtung Tesla: In den nächsten Wochen sollen die Auslieferungen des Mustang Mach-E beginnen – und Ford-Chef Jim Farley bezeichnete ihn als erste echte Konkurrenz für Tesla.
Neuer CEO bei Ford, gleicher Ton
Auch andere traditionelle Auto-Hersteller haben vor dem Start neuer Elektroautos gelegentlich Kampfansagen an Tesla geäußert, doch ein erkennbarer Sieg ist dabei bislang nicht herausgekommen. Zuletzt scheinen solche Aussagen seltener geworden zu sein, doch Ford bleibt sich in dieser Hinsicht treu: Vor einem Jahr warnte der CEO, Tesla habe es mit dem „ultimativen Disruptor“ zu tun. Inzwischen wurde er abgelöst, aber sein Nachfolger Farley zeigt sich nicht weniger selbstbewusst.
„Für mich ist der Mach-E die erste echte Konkurrenz für Tesla“, sagte Farley der Detroit Free Press. Die Begründung könnte sich allerdings zumindest für europäische Ohren wenig überzeugend anhören: „Er hat den Detroit-Swag“, erklärte der CEO mit Blick auf das Elektroauto weiter, „es ist ein Mustang. Tesla ist kein Mustang.“
Damit spielte Farley offenbar auf die besonderen Emotionen an, die mit der Marke Ford Mustang in den USA geweckt werden – die elektrische Neuauflage soll daran anknüpfen. Ansonsten werden in dem Interview mit der Free Press nicht viele Stärken des Mach-E genannt, aber Farley kritisierte mehrmals die Tesla-Bedienung fast nur über den Zentralbildschirm. Ford dagegen biete zusätzlich ein Display hinter dem Lenkrad und für zentrale Funktionen physische Schalter.
Ford will Tesla- und eigene Kunden
Bei Form und Fahrleistungen dagegen hat sich Ford Tesla erkennbar zum Vorbild genommen. Als Crossover ähnelt der E-Mustang grob dem Model Y, und mit einem deutlich größeren Akku liegt er bei der Reichweite auf dessen Niveau, ebenso wie mit den sportlichen Varianten bei der Beschleunigung. Solange das Tesla Model Y noch nicht mit reinem Heckantrieb geliefert wird, ist der Ford-Konkurrent zudem deutlich bezahlbarer: Er ist laut Free Press ab 43.995 Dollar gegenüber 51.900 Dollar für das Model Y zu haben, und US-Käufer können anders als bei Tesla noch die 7500 Dollar Steuergutschrift abziehen.
Allerdings will Farley nicht nur Tesla Kunden abnehmen, wie er in dem Interview sagte, sondern auch alte Mustang-Fans für die elektrische Neuauflage gewinnen. Und auch dabei setzt er auf bekannte Tesla-Mittel: Er habe schon mehrere sehr skeptische Freunde in einem Mach-E fahren lassen, und sie hätten es kaum glauben können, erzählte der Ford-Chef. Nach eigenen Angaben will er auch selbst auf das E-Modell umsteigen.