Fast die gesamte Dachfläche der neuen Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin ist schon geschlossen, wie ein aktuelles Drohnen-Video zeigt. Oben noch offen sind hauptsächlich die Lackierei, wo bereits die Anlagen installiert werden, und direkt daneben der Bereich für die acht Giga-Pressen, für die ebenfalls schon Komponenten im Inneren warten. Und in wenigen Wochen wird Tesla die bislang wohl größte Maschinen-Lieferung für seine Giga Berlin erhalten: Nach Informationen von teslamag.de soll zwischen Anfang März und Mitte April tonnenweise Produktionstechnik aus China dort eintreffen – die zudem von einem Unternehmen mit einem interessanten Hintergrund stammt.
Italienische Technik aus China für Tesla
Zunächst 110 Standard-Container mit Technik für Tesla aus China sollen Anfang März in Hamburg ankommen und dann mit Lastwagen weiter nach Grünheide befördert werden, Mitte März folgen weitere 20 Container und Anfang April noch einmal 50 davon. Darüber hinaus sind noch einmal 10 Spezial-Container eingeplant, die dann mit Schwertransporten zur Giga Berlin gebracht werden, erfuhr teslamag.de aus Branchenkreisen.
Die Container gehen teils per Schiff und teils per Bahn von Schanghai aus auf die Reise. Die Anlagen darin wurden nach den Informationen nicht weit entfernt in einem Technologie-Park in der Stadt Kunshan produziert, in dem mehrere Unternehmen aus dem Westen Tochtergesellschaften angesiedelt haben. Die Technik für Tesla kommt von Comau, einem Automatisierungsspezialisten aus Italien mit nach eigenen Angaben 32 Standorten weltweit, 2 davon in Deutschland.
Das Unternehmen wurde in den 1970er Jahren von Ingenieuren in Turin gegründet und gehört inzwischen zu Stellantis, dem Ergebnis der kürzlich vollzogenen Fusion der Auto-Konzerne FCA (hauptsächlich Fiat und Chrysler) mit PSA (mit den Hauptmarken Peugeot und Citroen). Vor diesem Hintergrund wird man in Comau vielleicht bald sogar investieren können: Noch in diesem Jahr ist eine Abspaltung von Stellantis geplant, deren Erlös den Aktionären des neuen Konzerns zugute kommen soll.
Welche konkreten Anlagen aus der Produktionsstätte in China zu Tesla nach Grünheide gebracht werden sollen, ließ sich zunächst nicht in Erfahrung bringen. Laut der Comau-Selbstbeschreibung im Web bietet das Unternehmen unter anderem komplette Anlagen zur Karosserie-Fertigung sowie für Antriebe an. Ein Schwerpunkt dabei liegt auf digitaler Innovation, bei der im Maschinenbau auch von Industrie 4.0 die Rede ist.
Gigafactory-Genehmigung rechtzeitig?
Auch sonst dürfte Comau ganz nach dem Geschmack von Tesla-CEO Elon Musk sein: „Wir verkaufen keine Lösungen aus dem Katalog, sondern planen und entwickeln sie zusammen mit unseren Kunden“, schreibt das Unternehmen im Web. Ähnlich hatte Musk im Oktober 2020 erklärt, Tesla sei kaum zu kopieren, weil es kein „Katalog-Engineering“ betreibe, sondern seine Produktionstechnik zu großen Teilen selbst entwickle.
Wenn die ersten Comau-Container Anfang März Bei Tesla in Grünheide eintreffen, dürfen sie allerdings wie die ebenfalls von einem italienischen Unternehmen stammenden Giga-Pressen, die dort teils schon warten, möglicherweise noch nicht sofort installiert werden. Denn das Gigafactory-Projekt hat noch nicht das ganze Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immisionsschutzgesetz hinter sich und wird bislang mit schrittweisen Vorab-Erlaubnissen realisiert. Bis spätestens Ende März soll es laut Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach aber so weit sein. Außerdem hat Tesla mindestens einen Antrag für eine weitere Vorab-Genehmigung gestellt, der sich seit kurz vor Weihnachten in Prüfung befindet.