Eigentlich hat der YouTuber alles richtig gemacht: Er wollte testen, wie intensiv die Beschallung ist, wenn der Sentry- oder Wächter-Modus in seinem Tesla einen Eindringling erkennt. Weil er davon ausging, dass es laut werden würde, hatte er sich zur Sicherheit vorher einen Gehörschutz in die Ohren gesteckt – aber dann schlug der Tesla-Wächter erst an, als er schon nicht mehr damit rechnete und den Schutz wieder entfernt hatte. Die Messung gelang trotzdem: In seinem Model 3 erklang Musik mit einem Schallpegel von bis zu 100 Dezibel, ungefähr so laut wie ein Kreissäge.
Test mit Tesla-Wächter misslingt zunächst
Der im Februar 2019 eingeführte Wächter-Modus für geparkte Teslas besteht aus mehreren Funktionen. Zum einen werden beim Erkennen von Annäherung oder Erschütterungen von außen die Bilder der mitlaufenden Kameras aufgezeichnet – man kann hinterher also nachsehen, wer sich am eigenen Auto zu schaffen gemacht (oder es auch nur neugierig von Nahem betrachtet) hat. Die zweite Stufe wird aktiv, wenn die Innenraum-Sensoren bei abgeschlossenem Fahrzeug Bewegungen registrieren: Der Tesla hupt und warnblinkt, und innen ertönt die dramatische Toccata und Fuge in d-Moll von Bach, für die gewiss mit Absicht eine entsetzliche Hardrock-Version gewählt wurde.
Dass die Musik zum Erschrecken laut ist, war schon vorher aus verschiedenen Versuchen bekannt. Aber der Schweizer YouTuber RealRusty wollte es genauer wissen. Also nahm er nicht nur Ohropax mit in seinen Tesla, sondern auch ein Smartphone mit installierter App zum Schallpegel-Messen.
Doch dem Model 3 die Schock-Musik zu entlocken, erweist sich als gar nicht so einfach. RealRusty setzt sich auf die Rücksitzbank und legt seine Tesla-Karte bereit, um den Alarm schnell stoppen zu können. Dann deaktiviert er Bluetooth an seinem Smartphone, sodass der darauf enthaltene Tesla-Schlüssel nicht mehr erkannt wird. Mit einer Smartwatch verriegelt er das Auto.
Mit der offenen Mess-App auf dem Telefon wartet RealRusty dann auf die Beschallung mit Schock-Rock – hat aber erst einmal offenbar vergessen, den Wächter-Modus überhaupt zu aktivieren. Aber auch als das nachgeholt ist und er etwas auf der Rückbank herumrutscht, tut sich nichts. Selbst als er die hintere Tür von innen öffnet, bleibt alles leise. Mit der Tesla-App verriegelt der YouTuber das Auto wieder, aber immer noch passiert nichts.
Bis zu 100 Dezibel Bach-Krach im Model 3
Im Live-Kommentar ist RealRusty ratlos darüber, im Video wird aber schon die Erklärung eingeblendet. „Sicherheitsalarm wird 1 Minute nach der Verriegelung aktiviert“, steht dort. Das fand der YouTuber aber erst hinterher heraus – während des Tests murmelt er enttäuscht, „ich glaube, ich muss das mal mit zwei Leuten simulieren, anders geht’s nicht“. Das Experiment sei misslungen, konstatiert er und entfernt die Dämpfer aus seinen Ohren.
Dann aber, nach einer spannungssteigernden Einblendung, geht es doch noch los. Laut ist der Bach-Verschnitt zu hören, der YouTuber greift sich an die Ohren. Nachdem er sie wieder geschützt sind, hält er dem musikalischen Lärm tapfer einige Sekunden stand und filmt die Schall-App: Bis zu 100 Dezibel sind darauf kurzzeitig zu sehen, bevor RealRusty den Tesla-Wächter stoppt. „Nein, man möchte dann nicht hier drin sein“, hält er anschließend erkennbar verstört fest. Aber das ist man als legitimer Besitzer normalerweise ja auch nicht – und auch bei der eigentlichen kriminellen Zielgruppe dürfte der Bach-Krach seine Schock-Wirkung nicht verfehlen.