Ein öffentlicher Angriff auf Tesla hat Su Qing, Chef der Einheit für autonomes Fahren bei dem Technologie-Konzern Huawei, seinen Job gekostet. Das geht aus einer Mitteilung des chinesischen Unternehmens hervor, über die am Mittwoch zunächst lokale und dann westliche Medien berichteten. Demnach hatte der Manager, der sich schon früher kritisch über Tesla geäußert haben soll, bei einer Konferenz ohne Belege von einer sehr hohen Unfall-Quote bei der Nutzung des Autopilot-Systems und auch von „töten“ gesprochen.
„Tesla hatte sehr hohe Unfall-Quote“
Laut der Huawei-Mitteilung zu dem Vorfall wurde Qing nicht entlassen, sondern seines Postens als Leiter der Abteilung für intelligentes Fahren enthoben, berichtet die Publikation MiNews. Er werde jetzt der „strategischen Reserve“ des Unternehmens zugeteilt und dort Schulungen und Aufgaben erhalten. Als Grund für die Entscheidung werden laut Übersetzungen explizit „unangemessene Bemerkungen über Tesla“ genannt. Huawei unterstütze die Arbeit und Beiträge jeglicher Akteure auf dem Gebiet autonomen Fahrens, hieß es. Das Unternehmen entwickelt eine eigene Selbstfahr-Technologie namens Autonomous Driving Solution, erstmals in der Stadt demonstriert in diesem April mit einem Elektroauto der Marke Arcfox (s. Foto oben).
Die fraglichen Bemerkungen von Qing fielen laut MiNews auf der KI-Konferenz WAIC Anfang Juli. „Tesla hatte in den vergangenen Jahren eine sehr hohe Unfall-Quote, und die Art der Unfälle ist sehr ähnlich, von der Tötung der ersten Person bis zur neuesten“, sagte er laut der Publikation mit Blick auf das Autopilot-System. Er behauptete also offenbar nicht direkt, dass der Tesla-Autopilot Menschen tötet, legte es aber nahe.
Dass die Formulierung drastisch ist, schien dem Autonomie-Manager dabei bewusst zu sein, denn er ging selbst darauf ein. Er habe absichtlich von „Töten“ gesprochen, sagte er laut MiNews weiter, denn definitiv würden Maschinen auch Unfälle verursachen, wenn sie das Fahren übernehmen. Huawei wolle die Wahrscheinlichkeit dafür so niedrig wie möglich machen, aber möglich sei es trotzdem. Insbesondere die nächsten 5-10 Jahre seien in dieser Hinsicht kritisch. Denn es werde weiterhin auch Situationen geben, mit denen die Technik überfordert sei, aber so selten, dass dem Fahrer dem Autonomie-System übermäßig vertrauen. „Und damit fängt der Unfall an“, wird Qing zitiert.
Huawei-Manager mit falscher Aussage?
Der größere Teil seiner Bemerkungen bezog sich also auf die Branche allgemein statt nur auf Tesla und auf die Zukunft statt die Vergangenheit. Dennoch sorgten sie für Aufsehen in Auto-Kreisen, berichtet MiNews. Denn unzweifelhaft habe Qing den Konkurrenten als negatives Beispiel genannt, und man habe den Huawei-Manager so verstehen können, dass er das Autopilot-System als unzuverlässig dargestellt habe.
Die Degradierung spricht dafür, dass sich das Unternehmen dieser Interpretation angeschlossen hat. In mehreren Berichten wird als Grund dafür genannt, dass Qing das harte Wort „töten“ in Zusammenhang mit Teslas Autopilot in den Mund nahm. Abgesehen davon sind keine Informationen bekannt, die für eine „sehr hohe Unfall-Quote“ bei Tesla sprechen würden. Nach den eigenen Daten des Unternehmens für die USA ist die Zahl der Unfälle pro gefahrenem Kilometer bei Autopilot-Nutzung im Gegenteil viele Male niedriger als im Durchschnitt aller Autos.