Die am Sonntag beendete IAA Mobility 2021 war mit einem Anteil von gewiss zwei Dritteln unter den Exponaten eigentlich eine Elektroauto-Messe – auch wenn der Pionier und Weltmarkt-Führer Tesla wie im Westen üblich dort nicht vertreten war und stattdessen lieber eine offizielle Rekord-Runde mit einem Model S Plaid auf der Nordschleife des Nürburgrings hinlegte. Nach Angaben der Veranstalter zog die Messe gut 400.000 Teilnehmer für die 744 Aussteller an. Erstmalig boten nicht nur die Messehallen des neuen Veranstaltungsortes in München Platz für Fahrzeuge und mehr, in der Innenstadt waren zusätzlich so genannten „Open Spaces“ dafür eingerichtet.
Elektroauto-Premieren auf IAA
Die Ausstellung selbst war breit gefächert und bot einige Deutschland-Premieren. GWM Ora zeigte das Kompakt-Elektroauto Cat auch für Europa, City Transformer das gleichnamige Klappfahrzeug. Neben weiteren Elektroautos wie dem Mercedes EQE in der Klasse des Tesla Model S, der neu gezeigten Elektro-G-Klasse EQG oder dem VW ID.Life war die Studie BMW i Vision Circular zu sehen, gebaut nach den Prinzipien der Kreislauf-Wirtschaft. Unser Messe-Highlight war letztlich der VW ID.Life, weil für Elektromobilität in einem praktischen und zudem hübschen Kleinwagen-Format zu bezahlbaren Preisen steht.
Auch sonst war auf der Messe vieles geeignet, die Elektromobilität neu oder mindestens konsequenter zu denken. In München selbst gab es die sogenannte „Blue-Lane“, eine Autospur nur für Elektroautos. Hier ging es zügig am Stau vorbei, direkt in die Innenstadt hinein. Dies könnte als Test für neue Kaufanreize verstanden werden. Auf dem Messe-Parkplatz selbst konnte man übrigens kostenfrei laden.
Schon vor und am offiziellen Eröffnungstag gab es heftige Kritik an der Messe und dem Konzept der individuellen PKW-Mobilität. Verschiedene Gruppierungen wie „Aktion Autofrei!“ und „Sand im Getriebe“ riefen zu Protesten auf, die nicht immer legal blieben. Wir selbst standen mit einem Tesla Model 3 auf dem Weg nach München im Stau auf der A9, weil sich Klima-Aktivisten an einem Vorwegweiser abseilten. Auch während der Messe starteten sie verschiedene Aktionen, was nach Angaben einiger Demonstrierender zu übertriebenem Einschreiten der Polizei führte. Wir haben ihre Präsenz jedenfalls als massiv empfunden, sogar innerhalb der Messehallen.
Zukunftsmesse ohne Tesla-Präsenz
Dass eine so sehr auf eine saubere Zukunft ausgerichtete Messe so viel Schutz brauchte, finden wir schade – nachvollziehbar ist aber auch der Ärger der Protestierenden, denen die Entwicklung viel zu langsam vor sich geht. Trotzdem ist der Trend zu Elektromobilität inzwischen offensichtlich kraftvoll in Gang, und im Zweifelsfall dürften chinesische Hersteller wie GWM Ora den westlichen Unternehmen zusätzlich Beine machen. Auch das Start-up Nio war zwar wie Tesla nicht auf der Messe selbst vertreten, gab zur gleichen Zeit aber den Start des ET7 noch dieses Jahr in Deutschland bekannt.