Einige Milliarden Dollar müsste Rivian inzwischen wert sein. Das gilt jedenfalls, wenn man Tesla-CEO Elon Musk als Maßstab nimmt, der Ende August zu Meldungen über einen angestrebten Börsengang mit einer Bewertung von bis zu 80 Milliarden Dollar gelästert hatte, das Unternehmen solle doch wenigstens pro Milliarde erst einmal ein Auto ausliefern. Laut dem Gründer und CEO des Startups hat das in der letzten September-Woche begonnen, also müsste Musk zufrieden sein. Gleichzeitig bestätigte Rivian jetzt die Börsenpläne – und es wurde bekannt, dass Tesla eine Klage gegen den Pickup-Konkurrenten ausgeweitet hat.
Rivian will höheren Wert als BMW
Mitte September begann nach Angaben von Rivian die Serien-Produktion des rein elektrischen Pickup R1T, zehn Tage später meldete es die ersten Auslieferungen, offenbar zunächst an eigene Mitarbeiter. Damit ist er das erste Elektroauto in diesem in den USA wichtigen Segment, lange vor dem Cybertruck, der nach Angaben von Tesla jetzt nicht vor Ende 2022 produziert werden soll.
Nach den Meldungen von Ende August strebt Rivian, bislang unter anderem finanziert von Amazon und Ford, für den Börsengang eine Marktkapitalisierung von 80 Milliarden an, also etwa ein Zehntel von Tesla und mehr, als zum Beispiel aktuell ganz BMW kostet. Dass die Aktien öffentlich notiert werden sollen, bestätigte das Unternehmen laut CNBC jetzt, nannte aber keinen Zielpreis dafür. Als Börsen-Kürzel soll schon RIVN feststehen.
A special night with some of Rivian's earliest employees and now earliest deliveries! Some of these families have been helping build our company for over 11 years. Thanks for all the hard work and dedication. pic.twitter.com/QWEBwoxzD2
— RJ Scaringe (@RJScaringe) September 25, 2021
Aus den Unterlagen geht unter anderem hervor, dass das Unternehmen 2020 einen Verlust von knapp 1 Milliarde Dollar machte und im ersten Halbjahr dieses Jahres etwa den gleichen Betrag. Ende Juni hatte Rivian 6274 Beschäftigte, der Anteil von Ford und Amazon beträgt jeweils mehr als 5 Prozent, berichtete CNBC. Wichtig für die zukünftigen Umsätze ist eine Vereinbarung über die Belieferung von Amazon mit elektrischen Lieferwagen, die aber von beiden Seiten unter Bedingungen gelöst werden kann. Im Dezember soll außerdem das SUV-Elektroauto R1S auf der gleichen Plattform wie der Pickup R1T kommen.
Wie Tesla geht Rivian einen integrierten Weg, berichtete dazu CNBC: Das Unternehmen verkauft seine Fahrzeuge über eigene Filialen, repariert sie selbst und baut in den USA ein eigenes Lade-Netz auf. Laut einem anderen Bericht geht Tesla die Nähe aber deutlich zu weit: In einer Klage wirft das Unternehmen von Elon Musk dem Konkurrenten vor, aggressiv Personal abzuwerben und Informationen über proprietäre Batterie-Technologie zu stehlen.
Tesla klagt wegen Batterie-Geheimnissen
Bereits vor 14 Monaten hatte Tesla am Sitz beider Seiten in Kalifornien eine Klage gegen Rivian eingereicht, berichtete die Nachrichten-Agentur Bloomberg am Wochenende. Ende September habe der Richter zugelassen, dass sie erweitert wird. Rivian werbe weiterhin Tesla-Mitarbeiter ab, heißt es laut dem Bericht in der Ergänzung. In diesem Sommer seien zum Beispiel Wechsler beim Stehlen von Kern-Technologie für Batterien der nächsten Generation „auf frischer Tat ertappt“ worden. Rivian habe seine unrechtmäßigen Bemühungen verstärkt, behauptet Tesla demnach, offenbar weil es „nach fast 12 Jahren, ohne eine einziges kommerzielles Fahrzeug produziert zu haben, unter Druck seiner Anleger steht“.
Wann die Entscheidung über die Tesla-Klage fallen soll, geht aus dem Bericht nicht hervor. In einer ersten Reaktion soll sich der Richter aber nicht überzeugt gezeigt haben. Rivian vertrat die Ansicht, Tesla habe den Vorwurf des Geheimnis-Diebstahls nicht mit plausiblen Fakten unterfüttert, erklärte er laut Bloomberg, und diese Behauptung habe eine gewisse Berechtigung.