Mit Twitter-Nachrichten sorgt Elon Musk regelmäßig für Aufregung – und mit einer von vergangenem Samstag brachte er nicht den Kurs der Tesla-Aktie oder einer Kryptowährung in Bewegung, sondern eine Diskussion um Umlaufbahnen in Gang. „Mein Auto umkreist den Mars“, schrieb der Tesla- und SpaceX-Chef in Rahmen einer spielerischen Diskussion. Damit konnte er natürlich nur seinen Roadster gemeint haben, der im Februar 2018 als Testlast für eine SpaceX-Rakete tatsächlich Richtung Weltraum geschickt worden war. Musks Behauptung, das Elektroauto sei jetzt einen Mars-Orbit eingetreten, stieß allerdings auf Experten-Widerspruch.
Astrophysiker korrigiert SpaceX-Chef
Schon auf Twitter wies Jonathan McDowell, Astrophysiker am Harvard–Smithsonian Center in Massachusetts, auf die unkorrekte Angabe des Unternehmers hin. „Ähm, nein. Es [das Auto] umkreist die Sonne, und gelegentlich kreuzt es die Umlaufbahn des Mars. Das ist nicht dasselbe“, klärte er wenig später auf. Dass Musk das nicht selbst weiß, ist sehr unwahrscheinlich, aber McDowell wollte ihm die kurze Twitter-Äußerung trotzdem nicht durchgehen lassen. Der SpaceX-Chef wolle möglicherweise den Eindruck erwecken, mit seinen Mars-Ambitionen weiter zu sein, als er ist, erklärte der Wissenschaftler in einem Interview.
Auf der Internet-Seite Whereisroadster kann man nachsehen, wann Musks Tesla wie weit von Erde, Sonne und Mars entfernt sein wird. Und man sieht, dass er sich in Wirklichkeit auf einer Umlaufbahn um die Sonne befindet; nach innen reicht sie bis zur Erdbahn, nach außen verläuft sie bis über die Marsbahn hinaus. Wie McDowell also schrieb: Der Roadster umkreist, wie ein Miniplanet oder Asteroid, die Sonne, nicht den Mars. Da seine Bahn nicht kreisförmig ist, sondern elliptisch, kreuzt er dabei immer wieder die Bahnen, die Erde und Mars um die Sonne beschreiben.
My car is currently orbiting Mars
— Elon Musk (@elonmusk) December 4, 2021
Und das macht den Unterschied: Würde das Auto wortwörtlich den Mars umkreisen, wie Musk schrieb, würde es ständig direkt – wie ein Satellit – den roten Planeten selbst umrunden und mit ihm zusammen auf dem Weg um die Sonne sein. Einen solchen echten „Mars-Orbit“ könnte der Tesla indes niemals erreichen: Seine Flugbahn wurde nicht gezielt gewählt, der Roadster kommt dem Mars selbst kaum wirklich nahe, und die Raketenoberstufe, auf der er immer noch sitzt, hätte ohnehin nicht mehr genügend Treibstoff, um sich in eine Umlaufbahn einzubremsen.
Musk kennt Weg seines Roadster
Kurz nach dem Start hatte Musk schon erkennen lassen, dass ihm das durchaus bewusst ist. Einen Tag später präsentierte er ein „letztes Bild von Starman im Roadster auf seiner Reise zum Mars-Orbit und dann zum Asteroidengürtel“ (s. oben). Hier kann der SpaceX-Chef mit dem Orbit korrekterweise nur die Marsbahn um die Sonne gemeint haben. Denn die kreuzte der Roadster, um dann, außerhalb der Marsbahn, auch durch den Bereich des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter zu fliegen.
Leider kann man den Weg von Musks Tesla durch das Universum zumindest optisch nicht direkt verfolgen. Denn er hängt zwar noch an der leergebrannten Raketen-Oberstufe und ist somit als Gesamtobjekt wesentlich größer als ein Auto. Doch der Roadster kreist verglichen mit der Erde so versetzt um die Sonne, dass er uns sehr selten nahekommt. Erst am 11. Januar 2047 könnte es sein, dass große Teleskope ihn wieder erfassen, wenn knapp fünf Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist.