Wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot, kann man Kunden warten lassen oder mit höheren Preisen gegensteuern – und Tesla befindet sich offensichtlich gerade in dieser Situation und versucht es mit einer Mischung aus beidem. Bislang waren die Lieferzeiten bei Model 3 und Model Y im Vergleich zu anderen Elektroautos und auch Verbrennern mäßig. In zwei Schritten kurz nacheinander verschob jetzt jedoch auch Tesla den geschätzten Termin für neu bestellte Model 3 in Europa bis ins Jahr 2023 hinein. Wer mindestens 1200 Euro für ein Extra ausgibt, kommt allerdings weiterhin zumindest drei Monate früher zum Zug, und für 2900 Euro sogar sechs Monate.
Tesla verschiebt Liefer-Schätzung weiter
Bis in den Dezember 2021 hinein musste man in Deutschland laut dem Tesla-Konfigurator maximal bis Mai 2022 auf ein neu bestelltes Model 3 warten und auf die meisten Varianten sogar nur bis Februar, bevor Mai zum Standard wurde. In der zweiten Februar-Woche dieses Jahres dann sprang der für die zwei kleineren Varianten des Model 3 angegebene Liefertermin auf bis zu November 2022. Schon damit ragte Tesla in einem Umfeld langer Wartezeiten für Elektroautos nicht mehr besonders positiv heraus. Und an diesem Freitag folgte die nächste Verschiebung um drei Monate.
Sie bedeutet, dass man Model 3 mit Heckantrieb (RWD) und in der Allrad-Ausführung Long Range (LR) voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr bekommen wird, wenn man sie jetzt und ohne Extras bestellt: Für beide gibt Tesla als Schätzung für den Monat der Auslieferung jetzt Februar 2023 an, also erst in elf Monaten. Damit liegt das Model 3 laut einer Übersicht des Portals carwow im Bereich der langen Lieferzeiten anderer Volumen-Elektroautos wie VW ID.4 oder Hyundai Ioniq 5. Die meisten Modelle sind aber inzwischen schneller zu bekommen.
Model 3 RWD and LR AWD in white with black interior and 18" wheels just jumped to February 2023 in Germany. Previously was November 2022.
Base Version of both trims sold out for almost a year. Insane! pic.twitter.com/OzSfPY3tBj— Tesla_Adri (@tesla_adri) March 4, 2022
Bei Tesla ist dabei allerdings zu beachten, dass man die angegebene Lieferzeit mit Extras verkürzen kann. Dieser Trick wurde zuerst in den USA eingeführt, und auch in Europa ist seit Ende vergangenen Jahres beim Aufruf des Model 3 im Konfigurator die Option „19-Zoll Sport-Felgen“ schon ausgewählt. Wenn man es dabei belässt, steht oben zur voraussichtlichen Auslieferung des kleinsten wie des mittleren Model 3 dieser November. Nur wer das Extra abwählt, das 1700 Euro kostet, sieht als Termin erst Februar 2023.
Model 3 mit zwei Extras schon im August
Das Gleiche funktioniert, indem man statt der Felgen-Option eine andere Außenfarbe als Weiß wählt. Das kostet 1200 Euro für Schwarz, Grau oder Blau, beim Metallic-Rot mit 2200 Euro mehr – jedes Mal soll das Model 3 RWD oder LR dann im November 2022 kommen. Am Freitag konnte man mit einer Kombination aus den aufpreispflichtigen Felgen und grauer, blauer oder roter Lackierung sogar bis hinunter auf August 2022 kommen (s. Foto oben), nicht aber mit Schwarz. Tesla scheint hier also eine sehr feine Nachfrage-Steuerung zu betreiben. Auf der anderen Seite führt das Auswählen der für das Unternehmen kostenlosen und für Kunden mit 7500 Euro recht teuren FSD-Option nicht zu einem früheren Termin. Aber wenn es nur darum geht, kann man für einen niedrigeren Aufpreis (jedenfalls zum LR) auch ein Model 3 Performance nehmen, das laut dem Tesla-Konfigurator in allen Ausführungen noch im Mai in Deutschland ausgeliefert soll.