Der Blick vieler Anleger auf den Elektroauto-Markt ist falsch, versucht seit einiger Zeit Martin Viecha, der IR-Leiter bei Tesla, auf Twitter zu erklären. Eigentlich gebe es nicht so sehr einen Wettbewerb darum, interessante Modelle zu verkaufen, als darum, genügend davon herzustellen, schrieb er zum Beispiel Ende November. Allerdings scheint Tesla auch in dieser Hinsicht der Konkurrenz voraus zu sein. Denn zumindest in Deutschland sind die Wartezeiten auf die meisten beliebten Elektroautos lang. Fast nur Model 3 und Model Y kann man innerhalb einiger Wochen bekommen, wenn auch nicht in allen Varianten.
Audi-Elektroauto mit längster Wartezeit
Das geht aus einer Umfrage der Zeitschrift Auto, Motor und Sport Moove hervor, über die andere Publikationen in dieser Woche berichteten. Nur 6 der beliebtesten 30 Modelle sind demnach innerhalb der sonst üblichen drei Monate lieferbar, im Durchschnitt muss man 5-6 Monate auf sein Wunsch-Elektroauto warten. Dahinter verbergen sich aber teils extreme lange Wartezeiten. Die Spitze soll hier der Audi Q4 e-tron markieren, der erst bis zu 15 Monate nach Bestellung ankommt. Beim ID.3 aus dem gleichen Volkswagen-Konzern wartet man laut kfz-betrieb zehn Monate, ebenso wie auf den Mercedes EQC und den Dacia Spring.
Auf der positiven Seite fallen mit drei Monaten Lieferzeit Fiat 500 Elektro, Polestar 2 sowie Corsa-e und Mokka-e von Opel auf, ist dem Bericht weiter zu entnehmen. Für Tesla Model 3 und Model Y werden sogar nur ein bis zwei Monate genannt, aber das ist nur zum Teil richtig. Denn in dieser Woche hat Tesla die Angaben dazu im Konfigurator geändert. Und dort steht, dass derzeit nur das Model Y Performance schon Anfang 2022 bei Kunden sein soll, die jetzt bestellen.
Für aktuelle Tesla-Verhältnisse relativ lang ist dagegen die Lieferzeit für das Model 3 in der mittleren Ausführung namens Maximale Reichweite oder international Long Range (LR – s. Foto oben). Laut dem Konfigurator muss man darauf jetzt bis Mai 2022 warten. Das gilt auch für das Model 3 mit kleinerem Akku und nur Heckantrieb. Man kann es allerdings auch schon im März bekommen, wenn man ein Extra wie die größeren Felgen für 1700 Euro oder ab 1200 Euro eine andere Farbe als das Standard-Weiß auswählt.
Tesla mit Express-Trick bei Model 3
Diese Differenzierung hatte Tesla zuerst in den USA und Ende November auch in Europa eingeführt. Anders als mit einer Priorisierung lukrativerer Bestellungen lässt sie sich kaum erklären. Dann ist allerdings erstaunlich, dass nicht auch das Anwählen erweiterter Autopilot-Funktionen für 3800 Euro oder gar des kompletten Pakets „volles Potenzial für autonomes Fahren“ für 7500 Euro zu einer früheren Termin-Angabe führt.
Der Trick mit Express-Extras funktioniert derzeit aber ohnehin nur für das kleine Model 3. Als Performance-Version soll es unabhängig von der Ausstattung im März 2022 geliefert werden. Das Model Y in dieser Top-Version kommt laut Konfigurator Anfang des Jahres – was natürlich dehnbar ist und auch bedeuten könnte, dass dafür schon eine Produktion in der neuen Gigafactory in Grünheide bei Berlin vorgesehen ist. Für das Model Y LR stellt Tesla eine voraussichtliche Auslieferung im Februar 2022 in Aussicht, also in maximal etwa 10 Wochen und damit weit unter dem Durchschnitt.