Gleich nachdem Tesla in den USA den kurz vorher von CEO Elon Musk angekündigten Umstieg auf „vision only“ vollzog, also den Verzicht auf Radar in seinen Sensoren für das Autopilot-System, wollte europäische Kunden wissen, wann es denn bei ihnen so weit sei. Doch genau wie die neue Autopilot-Software FSD, die in den USA seit Herbst 2020 getestet wird, ließ auch der Radar-Verzicht in Europa auf sich warten. Bald aber dürften tatsächlich die ersten Elektroautos von Tesla nach Europa kommen, deren Autopilot nur noch auf Kamera-Daten (sowie Ultraschall-Sensoren, s. die grafische Darstellung oben) basiert.
„Radar removal“ in neuer Tesla-Zulassung
In den USA informiert Tesla seit Mai 2021 auf einer Seite mit dem Titel „Transitioning to Tesla Vision“ über die Umstellung, für Deutschland lieferte sie noch an diesem Freitag eine Fehler-Meldung. Die Liste der Funktionen, die laut der US-Version durch den Radar-Verzicht vorübergehend eingeschränkt waren, ist inzwischen kurz geworden: Tesla nennt nur noch die Begrenzung des automatischen Lenkens auf 80 Meilen pro Stunde (knapp 130 km/h) und einen etwas größeren Minimal-Abstand für sein Vision-System.
In Deutschland funktioniert der hier Lenkassistent genannte Tesla-Helfer laut den Handbüchern im Web bei Model 3 und Model Y bis 150 Stundenkilometer, und sie sind mit einem Radar von Continental ausgestattet. Bald dürfte sich beides jedoch auch in Europa ändern. Denn in dem Forum Tesla Fahrer und Freunde (TFF) wurden in dieser Woche neue Informationen zur Typ-Zulassung der beiden Elektroautos in der EU veröffentlicht. Und neben anderen kleinen Neuerungen enthält die Aktualisierung auf Englisch den Punkt „radar removal“.
BREAKING:
Starting in Q2 Europe will receive the first Model 3/Y without Radar.
A new type approval was granted (V22) stating the change.
Additionally new chip suppliers and an update to the headlamp control Module.Source:https://t.co/V15wxL1rX7 pic.twitter.com/TorWFg79rY
— Tesla_Adri (@tesla_adri) March 15, 2022
Nach Einschätzung des deutschen Beobachters @tesla_adri bedeutet das, dass ab dem zweiten Quartal die ersten Model 3 und Model Y ohne Radar aus China in Europa eintreffen werden. Er geht davon aus, dass dann auch beim Model Y aus der deutschen Gigafactory auf diesen Sensor verzichtet. Das erscheint allerdings weniger sicher, denn vor kurzem wurden in der neuen Fabrik bei Berlin, die mit der Performance-Version beginnen soll, einige Model Y Long Range produziert, und auf der Anweisung dafür stand explizit „mit kein Radar und kein Spoiler“.
Vision-Autopilot unter deutschem Tempolimit
So oder so scheinen jetzt auch in Deutschland und dem Rest Europas die radarlosen Zeiten bei Tesla anzubrechen. Unter Kunden weckte das einerseits die Sorge, dass der Lenkassistent in neuen Model 3 und Model Y bald nur noch bis knapp 130 Stundenkilometer zu benutzen sein könnte. Das dürfte hierzulande eine gravierendere Einschränkung sein als an den meisten anderen Orten der Welt, wo die Tempolimits ohnehin schon darunter liegen. Auf der anderen Seite könnte es bedeuten, dass Europa bald auch eine größere Überarbeitung der Autopilot-Software bekommt. Und die Einschränkungen sollen laut Tesla ja nur vorübergehend sein.