So viele nahezu perfekte Teslas wie am 22. März konnte man vorher wahrscheinlich noch nie an einem Ort sehen: Zum Delivery Day mit dem Start des Model Y aus der neuen Fabrik in Grünheide bei Berlin hatte Tesla nicht nur die ersten 30 Kunden-Fahrzeuge vorbereitet, sondern auch einige der schwarzen Performance-Modelle auf das Gelände gestellt. All diese Elektroautos wurden von den anwesenden Abholern und Gästen intensiv begutachtet, und sie erfreuten mit guter Verarbeitung innen wie außen. Inzwischen aber haben die regulären Auslieferungen von Model Y Performance aus Grünheide begonnen, und manche davon hinterlassen einen weniger guten Eindruck.
2 Kunden enttäuscht von deutschem Model Y
Einem der Abholer am Delivery Day fiel die Qualität seines Model Y so sehr ins Auge, dass er bei Mitarbeitern der Fabrik nachfragte, ob das denn der von dort zu erwartende Serien-Standard sei. Nicht unbedingt, habe die Antwort gelautet, wie er hinterher teslamag.de berichtete: Die 30 Model Y zur Übergabe an Kunden seien vorher intensiv begradigt und aufbereitet worden. Das Gegenteil davon, also dass sie praktisch wie später übergeben vom Band gekommen seien, sagte dann der Mitarbeiter, der an dem Eröffnungstag sein Betreuer war.
Seitdem haben jedenfalls auch die regulären Auslieferungen begonnen. Zunächst aus Dänemark und Italien sowie vom deutschen Standort Mannheim meldeten sich in dieser Woche Kunden mit frischem Model Y aus Grünheide, weitere Transporter trafen in Österreich, Belgien und Frankreich ein. Erste Rückmeldungen dazu sprechen allerdings dafür, dass die Qualität von Tesla Model Y aus deutscher Produktion zumindest noch schwankend ist. Und auch der Umgang damit ließ in mindestens einem Fall zu wünschen übrig.
Nur leider ist die Qualität der deutschen Teslas wirklich nicht gut. Das sind ein paar Eindrücke von meinem MYP, der mir gestern übergeben wurde… pic.twitter.com/CI80SvMrMA
— Eli Ursache (@eliursache) April 1, 2022
Das geht Beiträgen von zwei Tesla-Kunden in sozialen Medien hervor. Auf Twitter veröffentlichte @eliursache am Freitag Fotos von seinem am Vortag in Salzburg ausgelieferten deutschen Model Y Performance. Unter anderem steht die Heck-Klappe seines Tesla rechts ein Stück nach außen und mehrere Spalte zwischen Karosserie-Blechen verlaufen unregelmäßig, wie man es von den schlechtesten Model 3 aus dem US-Stammwerk in Fremont kennt. Ein anderer deutscher Kunde dokumentierte auf Facebook zwar keine schlecht sitzenden Bleche, aber reichlich kleine Kratzer auf dem schwarzen Lack, wohl entstanden durch eine „Katzenwäsche“, bei der Steinchen und Sand verrieben wurden. Außerdem saß offenbar schon jemand mit dreckigen Schuhen auf dem Fahrersitz.
Tesla-Chef: Nicht im Hochlauf kaufen
Diese beiden deutschen Model Y wurden kurz vor Quartalsende übergeben – das zweite laut dem Facebook-Beitrag sogar am letzten März-Tag um kurz vor Mitternacht. Der mäßige Zustand könnte also damit zusammenhängen, dass Tesla es bei Produktion wie Übergabe besonders eilig hatte, um die Auslieferungen noch im ersten Quartal verbuchen zu können. Dass deutsche Wertarbeit von Anfang nahezu perfekte Model Y direkt vom Band liefern würde, kann jetzt aber wohl als ausgeschlossen gelten.
Tatsächlich hatte Tesla-CEO Elon Musk vor gut einem Jahr darauf hingewiesen, dass es während des Hochlaufs einer neuen Fabrik extrem schwer sei, alle Details richtig hinzubekommen. An Perfektion interessierte Kunden sollten deshalb entweder ganz früh kaufen oder erst, wenn die Produktion in einem Tesla-Werk stabil sei, empfahl er. Danach zu urteilen, scheint sich die deutsche Gigafactory schon mitten im Hochlauf zu befinden. Dazu würde passen, dass in einem Drohnen-Video von diesem Mittwoch drei Model Y zu sehen waren, die im Abstand von 150 Sekunden aus der Fabrik fahren. Hochgerechnet ergäbe sich so eine Rate von 1000 Stück in einer Fünf-Tage-Woche mit Acht-Stunden-Schichten.