Schon während der Preis für das Model 3 in Europa Ende 2020 noch im Sinken begriffen war, hatte Tesla begonnen, in Deutschland und weiteren Ländern die Preise für Strom an seinen Superchargern zu erhöhen. Etwa ein Jahr später drehte der Preis-Trend beim Model 3 nach oben, und auch Supercharger-Strom wurde zuletzt Anfang März zum wiederholten Mal teurer. Durch die begonnene Öffnung des Netzes kann Tesla zudem nicht mehr nur Elektroautos der eigenen Marke damit versorgen. Einem Anleger nannte CEO Elon Musk in diesem Zusammenhang jetzt zum ersten Mal die beim Supercharging angepeilten Margen.
10.000 neue Supercharger in 2021
Nachdem Tesla in der Anfangszeit selbst für schnelle Lade-Möglichkeiten für seine Elektroautos sorgen musste und das mit dem Aufbau von Superchargern auch tat, steigen inzwischen selbst Mineralöl-Konzerne im großen Stil ein. Von einer Flankierung des Fahrzeug-Verkaufs wird Strom zum Laden also zu einem eigenständigen Geschäft. Die Gewinn-Marge bei Elektroauto-Strom sei bereits fast so hoch und bald wohl höher als bei Benzin oder Diesel, sagte eine BP-Managerin in diesem Januar.
Tesla aber dürfte weltweit weiterhin der Anbieter mit der größten Zahl schneller Elektroauto-Ladesäulen weltweit sein. Laut einer aktuellen Studie kamen allein im vergangenen Jahr rund 10.000 neue Supercharger-Säulen hinzu. Gleichzeitig gibt Tesla ohne erkennbare Not die Exklusivität seines Netzes aus der Hand: In den Niederlanden ist es bereits für markenfremde Elektroautos geöffnet, in Frankreich und Norwegen laufen Tests dafür.
Hey @elonmusk trying to model out the supercharger network value. It seems you work a 50% gross margin on the energy cost. Is this across the network or it varies by location ? Thanks. $tsla
— Ross Gerber (@GerberKawasaki) April 3, 2022
Und wie Tesla-Chef Musk jetzt zu verstehen gab, könnten die Preise dafür zumindest mäßig bleiben. Auf Twitter fragte ihn am Sonntag der Anleger Ross Gerber, welche Brutto-Marge beim Strom er für eine Modellierung zum Wert des Supercharger-Netzes verwenden solle. Er selbst schlug 50 Prozent vor, weil das nach seinem Eindruck der von Tesla angestrebte Wert sei. Mit 30 Prozent war die Angabe von Musk dazu dann aber viel niedriger. Damit sei die Brutto-Marge gemeint, ergänzte der Tesla-Chef. Die Profitabilität unter Berücksichtigung aller Kosten solle bei etwa 10 Prozent liegen.
Tesla begrenzt Marge für Elektroauto-Strom
Gerbers Zusatzfrage, ob Tesla eine netzweit einheitliche Marge verfolge oder Variationen nach Standorten zulasse, beantwortete Musk nicht. Aber er nannte einen konkreten Wert für die anvisierte Brutto-Marge beim Strom-Verkauf, die offenbar branchenuntypisch niedrig ist. Mit den 30 Prozent dürfte mehr oder weniger der Aufschlag gemeint sein, den das Unternehmen gegenüber seinem Einkaufspreis für Strom von Ladenden verlangt, und 10 Prozent sollen übrig bleiben, wenn man auch Entwicklungskosten und Investitionen berücksichtigt. Viel mehr Marge scheint Tesla also auch Ladeinfrastruktur-Betreibern ohne eigene Elektroautos nicht zugestehen zu wollen.