Nachdem Tesla am vergangenen Wochenende die ersten Zahlen für das zweite Quartal 2022 veröffentlichte, hatten die US-Börsen zunächst keine Gelegenheit, darauf zu reagieren – wegen des Unabhängigkeitstags blieben sie am Montag geschlossen. Im europäischen Handel entwickelte sich die Aktie aber leicht positiv, obwohl Tesla den ersten Rückgang der Auslieferungen seit Anfang 2020 meldete. Denn damit war nach der mehrwöchigen Schließung und dann begrenzten Produktion der Gigafactory in China weithin gerechnet worden – aber im Juni zeigte Tesla, was inzwischen ohne solche Störungen möglich wäre.
158.000 Tesla-Auslieferungen im Juni
Sowohl Auslieferungen (-18% auf 254.695) als auch Produktion (-15% auf 258.580) bei Tesla in Q2 2022 haben sich laut der Meldung von Samstag gegenüber dem Vorquartal verringert. Sie enthält zudem die Information, dass die Produktion höher gewesen sei als je zuvor. Einen konkreten Wert nannte Tesla selbst nicht. Aber der akribische Beobachter @TroyTeslike rechnete nach und kam laut Abonnenten seines Newsletters auf eine Tesla-Produktion von 118.877 Elektroautos im letzten Monat des schwierigen zweiten Quartals.
Hochgerechnet auf ein ganzes Vierteljahr ergäbe das knapp 357.000 produzierte Fahrzeuge – weitaus mehr als bei dem bisherigen Rekord von 305.840 Teslas, der wegen beginnender Corona-Schließungen in China nicht im ersten Quartal dieses Jahres erreicht wurde, sondern Ende 2021. Über das ganze Jahr gerechnet würde der Juni-Wert für eine Tesla-Produktion von gut 1,4 Millionen und damit die 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr reichen, die das Unternehmen als Minimalziel für mehrere Jahre ausgegeben hat.
$TSLA delivered 157.9K units in June, equal to a run rate of 1.89M units per year (473.6K per quarter). July will be less due to the 14-day GF3 upgrade. This should lead analysts to increase FY’23 vol and EPS ests with Berlin & Austin still ramping. https://t.co/88KBIv5T6B
— Gary Black (@garyblack00) July 4, 2022
Bei den Auslieferungen fiel der neue Tesla-Rekord sogar noch deutlicher aus. Der Wert für Juni ergibt sich aus der Angabe von 254.695 im ganzen zweiten und 310.048 im ersten Quartal: Nach Daten des Dienstes E-Volumes verkaufte Tesla von Januar bis Mai weltweit 406.869 Elektroautos, sodass für Juni knapp 158.000 übrig bleiben. Hier ergäben sich für ein ganzes Quartal sogar an die 500.000 Tesla-Auslieferungen und für ein Jahr an die 2 Millionen. Beobachter erinnerten allerdings daran, dass solche Hochrechnungen täuschen können, weil zum Quartalsabschluss gehäuft in den beiden Monaten zuvor produzierte Teslas bei Kunden ankommen.
Produktionsrekord ohne neue Gigafactorys
Dennoch zeigt vor allem die Produktionszahl im Juni, wie weit Tesla seine Kapazität inzwischen gesteigert hat. Nach den Daten von @TroyTeslike kamen zudem nur gut 6000 Elektroautos aus den neuen Gigafactorys in Deutschland und Texas. Wenn es die neue Corona-Einschränkung in China nicht gegeben hätte, würden sie also nicht einmal richtig gebraucht, um in diesem Jahr auf die 50 Prozent Wachstum auf 1,4 Millionen zu kommen. Zudem dürfte sich in dem noch niedrigen Juni-Wert ein starker Zuwachs zum Monatsende hin verstecken: Die Gigafactory in Texas musste laut CEO Elon Musk lange auf Werkzeuge aus China warten, und für die in Grünheide bei Berlin meldete Tesla Mitte Juni, erstmals 1000 Model Y in einer Woche produziert zu haben.